Volltext - Musiktheorie / Musikanalyse - Kunstuniversität Graz
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2.3. Die Pause als Vermittlung zwischen Struktur und Emotion<br />
Eine Finalpause sammelt die Energie der einzelnen Stimmen und führt sie in eine<br />
unbegrenzte Ferne weiter, welche die Musik über den Schlusstakt hinaus reichen lässt.<br />
Ein solches Kräftespiel von<br />
Antrieb und Stauung findet sich aber auch innerhalb der<br />
Stücke. Es ist etwa grundlegend für Haydns musikalischen Witz.<br />
In der Coda des Streichquartetts op. 33,2 (Hob. III: 38, 1781, Nbsp. 14) ) wird nach<br />
jedem Zweitakter – immer mit der kadenzierenden harmonischen Folge D-T D – durch<br />
die folgende Generalpause e der Schluss des Stückes bzw. das Satzende suggeriert. Die<br />
Musik setzt aber wiederum von Neuem an. Der Komponist spielt mit der strukturellen<br />
Pause, wodurch eine Verbindung zur rhetorischen Pause hergestellt wird. Dadurch<br />
entsteht eine große Ungewissheit bzw. Unsicherheit über den weiteren Verlauf.<br />
Nbsp. 14: Haydn, Streichquartett op. 33, 2, Finale, Coda, T. 144-172<br />
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