Volltext - Musiktheorie / Musikanalyse - Kunstuniversität Graz
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- Das auf das Abbrechen eines musikalischen Gedankens oder Satzes infolge der<br />
Wörter „Tod“ oder „Ewigkeit“ oder eines Affekts (wie z. B. Zorn) sich<br />
anschließende Schweigen in allen Stimmen heißt aposiopesis. („Aposiopesis est<br />
totale omnium vocum silentium quôcunque signô datum“; Burmeister,<br />
Hypomnematum musicae poeticae, Rostock 1599.) 5<br />
- Wenn anstatt einer Konsonanz, die als syncopatio zu verstehen ist, eine Pause<br />
gesetzt wird und auf diese eine Dissonanz folgt, erhält die Pause die Bedeutung der<br />
ellipsis. („Ellipsis, id est dictionis sive oratiunculae ad legitimam constructionem<br />
necessarie in sensu defectus”; Susenbrotus, Epitome, Antwerpen 1566, S. 26.) 6<br />
- Wenn der Wert der längeren Note halbiert wird, wobei dessen zweite Hälfte durch<br />
eine Pause ersetzt wird, um auf die Ursache oder Wirkung hinzuweisen bzw. den<br />
Text auszudeuten, entsteht die Figur suspiratio. („Stenasmus, tractus in cantu<br />
suspirando, gamendo“; Vogt, Conclave, S. 7.) 7<br />
- Wenn ein Wort mittels einer kurzen Pause in zwei Teile getrennt wird, ohne dass<br />
etwas auf die Ursache oder Wirkung hindeutet, sondern es aus der Verdeutlichung<br />
des Textes resultiert, nennt man diese Formel tmesis oder diacope. („Tmema vel<br />
Tmesis, sectio syncopatica, suspiria“; Vogt, Conclave , S. 7.) 8<br />
Die Übertragung von Satzzeichen in die <strong>Musiktheorie</strong> erfolgte im Rahmen eines<br />
analogistischen Grundkonzepts von Sprache und Musik, in dem die Musik wie die<br />
Sprache als Organisation von syntaktischen Gliedern erklärt wird. Wolfgang Caspar<br />
Printz (1641-1717) bezeichnet den Melodieabschnitt, der mit einer Clausula Formali<br />
endet als Sectio:<br />
Clausula formalis aber ist der letzte Teil der Section, in welchen die Melodie oder<br />
Zusammenstimmung sich zur Ruhe neiget / so wohl den Text zu unterscheiden / als die Melodie in<br />
gewisse proportionierte Teile abzuteilen. 9<br />
5 Ebsa., S. 104.<br />
6 Ebda, S. 135.<br />
7 Ebda, S. 248.<br />
8 Ebda. S. 262.<br />
9 Zitiert nach: Konrad Fees, Die Incisionslehre bis zu Johann Mattheson, Pfaffenweiler (Centaurus)<br />
1991, S. 88.<br />
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