Volltext - Musiktheorie / Musikanalyse - KunstuniversitÃ¤t Graz

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Nbsp. 35: Webern, Vier Lieder für Gesang und Klavier op. 12, 1: Der Tag ist vergangen, T. 1-7 1 5 Webern kam zu einer strengeren Form, als er sich Karl Kraus’ Poesie zuwandte. Analog der klaren Gliederung der drei vierzeiligen Strophen in Kraus’ Gedicht Wiese im Park gliedern die Pausen in Weberns Vertonung jeweils das Zeilenende (Vier Lieder op. 13, 1914-18, Nbsp. 36). Jeder Vers ist durch die regelmäßige Abfolge von Erscheinen und Verschwinden bzw. Auftakt, Hauptakzent und Zurücksinken deutlich abgegrenzt. Nbsp. 36: Webern, Vier Lieder fürr Gesang und Orchester op. 13, Nr. 1: Wiese im Park, T. 1-6, 1 Klavierfassung 47
Webern führt die Ansicht von Karl Kraus an, „daß das Schicksal der Menschheit vom richtigen Beistrich [Komma] bestimmt sei“. 50 Die Rezeption der Sprachlehre von Karl Kraus hatte einigen Einfluss auf die Musiker des Schönberg-Kreises. Kraus’ Forderung einer sprachlichen Moral als präzise (rationale) „Erfassung der Gestalt“ 51 wurden auf die Musik übertragen. Nbsp. 37: Webern, Vier Lieder für Gesang und Klavier op. 12, 1: Der Tag ist vergangen, Gesangsstimme Vordersatz Nachsatz a b c a 1 c 1 1 b 1 48 In Weberns Vokalwerken seit op. 12 werden Pausen also meist dazu verwendet die Vollständigkeit eines Gedankens, eines Motivs oder einer Phrase, zu verstärken. Zwei motivisch und inhaltlich verwandte Strophen aus op. 12,1 werden durch die Pausen zu geschlossenen achttaktigen Phrasen. Webern entwirft durch diese quasi periodische Gestaltung eine sehr „fassliche“ Gliederung (Nbsp. 37). 50 Zit. nach: Döhl, Weberns Beitrag, S. 382. 51 Ebda.
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