MUSIK UND SPRACHE - KH-Konrath.de
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membran o<strong>de</strong>r das Cortische Organ für Frequenzwahrnehmung zuständig ist und ob ein<br />
zweiter nervaler Weg vom Hirn reversiv die Hörtätigkeit selektiert nach Haupt- und Nebengeräuschen,<br />
läßt sich ebensowenig auf organischer Grundlage klären, wie die Frage,<br />
wie Sprache und Musik als akustische Phänomene voneinan<strong>de</strong>r unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
können. Das sind Fragen an die Physiologie.<br />
2.2.2. PHYSIOLOGISCHE GR<strong>UND</strong>LAGEN<br />
Die Physiologie interessiert nun nicht mehr allein Organe und Anlagen eines Organismus,<br />
son<strong>de</strong>rn die organismusinternen Vorgänge und Fähigkeiten – an dieser Stelle insbeson<strong>de</strong>re<br />
die für Musik und Sprache relevanten Wechselbeziehungen. Dafür bedarf es bezüglich<br />
<strong>de</strong>s Gehörs und seiner Funktionsweise – soweit bekannt – eines Exkurses:<br />
„Das Cortische Organ enthält in Stützzellen eingebettet die Haarzellen, die nur Stereovilli tragen<br />
und in einer Reihe von inneren Haarzellen und drei Reihen von äußeren Haarzellen angeordnet sind.<br />
Das Cortische Organ […] besitzt etwa 3.500 innere und 12.000 äußere Haarzellen. Nur die Stereovilli<br />
<strong>de</strong>r äußeren Haarzellen haben Kontakt zu <strong>de</strong>r darüberliegen<strong>de</strong>n gallertigen Tectorialmembran […].<br />
Bei Beschallung <strong>de</strong>s Ohres wer<strong>de</strong>n die Schwingungen <strong>de</strong>r Gehörknöchelchen über die Membran <strong>de</strong>s<br />
ovalen Fensters auf die Perilymphe <strong>de</strong>r Scala vestibuli übertragen. Da die Perilymphe nicht kompressibel<br />
ist, wer<strong>de</strong>n die Scalenmembranen und damit auch das Cortische Organ ausgelenkt. Über<br />
die Perilymphe <strong>de</strong>r Scala tympani wird die Schallschwingung auf die Membran <strong>de</strong>s run<strong>de</strong>n Fensters<br />
übertragen und bewirkt <strong>de</strong>ssen Vorwölbung in <strong>de</strong>r Paukenhöhle. […] Die durch <strong>de</strong>n Schall hervorgerufenen<br />
Relativbewegungen zwischen Tectorial- und Basilarmembran [führen] zu einer Scherbewegung<br />
<strong>de</strong>r Stereovilli in <strong>de</strong>r äußeren Haarzellenreihe. Obwohl die äußeren Haarzellen dreifach so<br />
häufig sind wie die inneren Haarzellen, wer<strong>de</strong>n sie nur von weniger als 10% <strong>de</strong>r im Hörnerven verlaufen<strong>de</strong>n<br />
Afferenzen versorgt. Mehr als 90% <strong>de</strong>r Afferenzen innervieren die inneren Haarzellen […]<br />
Obwohl also die Hörinformation zum größten Teil von <strong>de</strong>n inneren Haarzellen vermittelt wird, ist <strong>de</strong>r<br />
Mechanismus <strong>de</strong>r Erregung bisher unklar. Favorisiert wird z.Z. eine Hypothese, nach <strong>de</strong>r die inneren<br />
Haarzellen durch oscillieren<strong>de</strong> Längenän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r äußeren Haarzellen erregt wer<strong>de</strong>n. […] Durch<br />
das Sensorpotential [wird] die Freisetzung eines erregen<strong>de</strong>n Transmitters erhöht und dadurch die<br />
Aktivität in <strong>de</strong>n afferenten Nervenfasern moduliert. Da nur ein kleiner Teil <strong>de</strong>r Hörinformation von<br />
<strong>de</strong>n äußeren Haarzellen stammt, ist es wahrscheinlich wichtiger, daß die oscillieren<strong>de</strong>n Depolarisationen<br />
außer<strong>de</strong>m zu oscillieren<strong>de</strong>n Längenän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r äußeren Haarzellen führen. Dadurch soll<br />
die Amplitu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rwellen frequenzcharakteristisch und somit ortsspezifisch so stark vergrößert<br />
wer<strong>de</strong>n, daß auch die inneren Haarzellen erregt wer<strong>de</strong>n. Die frequenzselektive Verstärkerfunktion<br />
<strong>de</strong>r äußeren Haarzellen ist <strong>de</strong>mnach Voraussetzung für die frequenzspezifische Hörfähigkeit.<br />
[…] Je<strong>de</strong>r Schall versetzt die Membranen in <strong>de</strong>r Cochlea in frequenzabhängige Schwingungen, die<br />
sich auf <strong>de</strong>r Basilarmembran von <strong>de</strong>r Schneckenbasis bis zum Helicotrema fortbewegen. Diese Bewegungen<br />
gleichen wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Wellen an einem horizontal aufgespannten Seil und wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb<br />
als Wan<strong>de</strong>rwellen bezeichnet. Die Amplitu<strong>de</strong>nhöhe <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rwellen auf <strong>de</strong>r Basiliarmembran<br />
wird jedoch durch die mechanischen Eigenschaften <strong>de</strong>r Membran moduliert. In <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Stapes