MUSIK UND SPRACHE - KH-Konrath.de
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An<strong>de</strong>re Ansätze beschränken sich auf die Untersuchung am Hören beteiligter Hirnareale:<br />
„Ziel <strong>de</strong>r Arbeiten ist meist, Aufschlüsse über die Lokalisierbarkeit <strong>de</strong>r Hirnfunktionen zu gewinnen;<br />
da – wie man heute allgemein annimmt und im folgen<strong>de</strong>n näher ausgeführt wer<strong>de</strong>n soll – bei<strong>de</strong><br />
Hirnhemisphären <strong>de</strong>s Menschen Wahrnehmungsreize in unterschiedlicher Weise verarbeiten, kann<br />
man aus <strong>de</strong>n Ergebnissen aber auch Folgerungen über Analogie o<strong>de</strong>r Gegensätze in <strong>de</strong>n „Strategien“<br />
beim Hören von Musik und Sprache ableiten.“ 25<br />
Insofern sind die Ergebnisse von Belang, als daß sie Auskunft liefern, ob ein Zusammenhang<br />
zwischen bei<strong>de</strong>n Lautformen begrün<strong>de</strong>t ist. Anfangs dienten Untersuchungen an<br />
Läsionen im Hirn <strong>de</strong>m Ziel, Ausfallerscheinungen wie Aphasien bzw. Amusien zu lokalisieren,<br />
wobei beobachtet wur<strong>de</strong>, daß letzteres meist in Kombination mit ersterem eintritt,<br />
während ersteres ohne letzterem auftreten kann. 26 Aphasien wer<strong>de</strong>n auf Verletzungen <strong>de</strong>s<br />
Frontallappens <strong>de</strong>r linken Hirnhälfte zurückgeführt, während Amusien auf Läsionen bei<strong>de</strong>r<br />
Frontallappen beruhten. An<strong>de</strong>re Untersuchungen an gesun<strong>de</strong>n Proban<strong>de</strong>n ergaben, daß<br />
links Kognition und rechts Emotionen und überdies – speziell auf Sprache bezogen – links<br />
Konsonanten und rechts Vokale verarbeitet wer<strong>de</strong>n:<br />
„Die Annahme, es handle sich bei <strong>de</strong>r linken Hemisphäre um eine „auf Sprache spezialisierte“ Hirnstruktur,<br />
wäre allerdings voreilig und müßte dahingehend modifiziert wer<strong>de</strong>n, daß die sprachdominante<br />
ebenso wie die rechte Hirnhälfte weniger durch das bevorzugt verarbeiten<strong>de</strong> Material als<br />
vielmehr durch die Art und Weise <strong>de</strong>r Verarbeitung charakterisiert ist. In dieser Hinsicht läßt sich eine<br />
funktionale Asymmetrie im menschlichen Gehirn feststellen: die linke Hemisphäre verbalisiert<br />
nahezu alle Informationen nichtsprachlicher Natur; dabei wer<strong>de</strong>n ganzheitlich-simultane Wahrnehmungsinhalte<br />
in zeitlich-sequentielle Einzelereignisse zerlegt. Im Gegensatz zu dieser gleichsam<br />
diskursiven Verarbeitungsweise <strong>de</strong>r linken Hemisphäre sind die Denkprozesse <strong>de</strong>r rechten Hemisphäre<br />
intuitiv; Informationen wer<strong>de</strong>n hier auf ganzheitliche Weise verarbeitet; das globale gestalthafte<br />
Verstehen dominiert. Eine „analytisch-sequentielle“ Strategie <strong>de</strong>r linken Hemisphäre<br />
steht somit einer „synthetisch-holistischen“ Strategie <strong>de</strong>r rechten gegenüber. Die Hirnasymmetrie<br />
ist alters- und geschlechtsabhängig: sie prägt sich nach Meinung <strong>de</strong>r meisten Forscher zu Beginn<br />
<strong>de</strong>r Pubertät aus und zwar bei Mädchen mit etwa zehn Jahren, bei Jungen dagegen erst mit etwa<br />
zwölf Jahren.“ 27<br />
Eine – früher oft behauptete – These, daß Sprache links und Musik rechts, also generell<br />
getrennt von einan<strong>de</strong>r verarbeitet wür<strong>de</strong>n, läßt sich <strong>de</strong>mnach nicht mehr aufrecht erhalten,<br />
zumal weitere Untersuchungen zum Thema gleiche Ergebnisse erzielen. 28<br />
25 Klemm, S. 67f.<br />
26 vgl. Klemm, S. 73<br />
27 Klemm, S. 79f.<br />
28 vgl. Schuster, S. 51: „wonach Musiker durch ihr analytisches Musikhören eine Linkslateralisation zeigen,<br />
während Nichtmusiker die Musik eher ganzheitlich, d.h. holistisch mit <strong>de</strong>r rechten Hemisphäre verarbeiten.“