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MUSIK UND SPRACHE - KH-Konrath.de

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21<br />

„Ausgehend von <strong>de</strong>r Vorstellung, daß ein kontinuierliches Schallsignal vom Gehör in aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong><br />

Schallereignisse unterteilt wird, konnten mit Hilfe <strong>de</strong>r Rhythmuswahrnehmung diejenigen<br />

Zeitpunkte ermittelt wer<strong>de</strong>n, welche die Schallereignisse bezüglich <strong>de</strong>r Wahrnehmung repräsentieren.<br />

Diese Zeitpunkte wur<strong>de</strong>n Ereigniszeitpunkte genannt. Sie kennzeichnen die Segmentierung von<br />

Schallen durch das Ohr. […]<br />

Untersuchungen <strong>de</strong>r Segmentierung kontinuierlicher Schalle zeigten, daß prinzipiell je<strong>de</strong> Pegelerhöhung<br />

(> 1 dB) ein rhythmisches Ereignis auslöst, eine Pegelerniedrigung aber bestenfalls in 50 %<br />

<strong>de</strong>r Fälle. Eine überschwellige Frequenzän<strong>de</strong>rung bewirkt unabhängig von <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung<br />

ein Ereignis. Für die rhythmische Verschmelzungsgrenze von aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong>r Pegel- und<br />

Frequenzän<strong>de</strong>rung wur<strong>de</strong> ein Bereich zwischen 100 und 200 ms ermittelt. […]<br />

Sprache und Musik wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Versuchspersonen im wesentlichen in Zeitintervallen zwischen<br />

200 und 400 ms segmentiert. Die Zeitverhältnisse aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong>r Intervalle ergaben bei<br />

Sprache und Musik unterschiedliche Verteilungen. […] Die metrische Struktur <strong>de</strong>r Musik zeichnet<br />

sich <strong>de</strong>utlich in <strong>de</strong>r Segmentierung ab. Es konnte nachgewiesen wer<strong>de</strong>n, daß allein aufgrund dieser<br />

Struktur eine Unterscheidung von Sprache und Musik möglich ist.“ 30<br />

Ein erster Anhaltspunkt ist also gefun<strong>de</strong>n, Musik und Sprache voneinan<strong>de</strong>r zu unterschei<strong>de</strong>n,<br />

wobei die berücksichtigt wer<strong>de</strong>n sollte, ob die nur für eine bestimmte Art von Musik<br />

bzw. Sprache gilt.<br />

2.3.3. PSYCHOANALYTISCHE ASPEKTE<br />

Die bisher erwähnten medizinisch-physiologischen Abläufe bei Hör- und Lautgebungsvorgängen<br />

stellen jedoch lediglich die Überbrückung einer Distanz dar zwischen einem »Ich«<br />

und seinem »Du«, einem Ego und <strong>de</strong>ssen Alter. In<strong>de</strong>s stellt sich die Frage, ob und wie jene<br />

Vorgänge im Bewußtsein <strong>de</strong>s Individuums Wirkweisen ausbil<strong>de</strong>n. Verallgemeinernd kann<br />

man sowohl bei Sprache als auch bei Musik davon ausgehen, daß die – einmal im Hörprozeß<br />

als solche i<strong>de</strong>ntifizierten – Lautmuster in mentale Vorstellungen transformiert wer<strong>de</strong>n<br />

in Relation zum Ausmaß <strong>de</strong>r provozierten Aufmerksamkeit. Ohne dies ist die Erweiterung<br />

<strong>de</strong>s Gedächtnisbesitzes unmöglich. Für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Lautgebung gilt analog, daß mentale<br />

Vorstellungen transformiert wer<strong>de</strong>n in Lautmuster, um beim Gegenüber die nötige Aufmerksamkeit<br />

zu provozieren usw. Dabei kann z.B. das Maß <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit – rein<br />

psychologisch verstan<strong>de</strong>n – differieren zwischen bewußt-konzentrierter Wahrnehmung<br />

über unbewußt-suggestiver bis hin zu keiner Wahrnehmung. Für die weiteren Ausführungen<br />

ist es daher an dieser Stelle geboten, auf jene Vorstellung näher einzugehen, die auch<br />

als Vorverständnis dieser Arbeit zugrun<strong>de</strong> liegt, daß nämlich im Diskurs um Sprache und<br />

Musik die bewußte Tätigkeit <strong>de</strong>s menschlichen Geistes von großer Be<strong>de</strong>utung ist, bei weitem<br />

aber nicht die einzige.<br />

30 Köhlmann, S. 3

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