MUSIK UND SPRACHE - KH-Konrath.de
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11<br />
nen Gehirnarealen immer stärker ausgeprägte Mustererkennung nimmt hier ihren Anfang. Auf <strong>de</strong>m<br />
Weg in <strong>de</strong>n auditorischen Cortex ziehen […] die Fasern über die ipsi- o<strong>de</strong>r kontralateralen Olivenkerne<br />
in <strong>de</strong>n Lemniscus lateralis <strong>de</strong>r gleichen o<strong>de</strong>r kontralateralen Seite. In <strong>de</strong>n Nervenzellen <strong>de</strong>s Olivenkomplexes<br />
im Hirnstamm können daher bereits akustische Signale von bei<strong>de</strong>n Ohren verglichen<br />
wer<strong>de</strong>n. Auch im weiteren Verlauf steigen die Hörbahnen sowohl ipsi- als auch kontralateral auf und<br />
erreichen zunächst <strong>de</strong>n Culliculus inferior <strong>de</strong>s Mittelhirns; von dort aus ziehen sie zum Corpus geniculatum<br />
mediale <strong>de</strong>s Thalamus, um schließlich in die primäre Hörrin<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Temporallappens zu<br />
mün<strong>de</strong>n. […] Neben <strong>de</strong>n geschil<strong>de</strong>rten ascendieren<strong>de</strong>n Bahnen mit rückläufigen Kollateralen gibt es<br />
eine Vielzahl von absteigen<strong>de</strong>n efferenten Bahnsystemen, die ebenfalls häufig auf die kontralaterale<br />
Seite kreuzen und auf je<strong>de</strong>r Ebene positive und negative Rückkopplungsschleifen bil<strong>de</strong>n. Endpunkte<br />
<strong>de</strong>r efferenten Kontrolle sind die äußeren Haarzellen bzw. die afferenten Fasern <strong>de</strong>r inneren<br />
Haarzellen in <strong>de</strong>r Cochlea.“ 10<br />
Nach diesem etwas umfangreichen Exkurs ist zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n, daß speziell<br />
Wahrnehmung nicht nur in eine Richtung vor sich geht, son<strong>de</strong>rn in Rückkopplung mit <strong>de</strong>n<br />
Instanzen <strong>de</strong>r Reizweiterleitung. Auch hat die Theorie <strong>de</strong>r Frequenz-Orts-Erregung die<br />
Epoche endgültig abgeschlossen, in <strong>de</strong>r Carl Stumfps Resonanztheorie 11 entstan<strong>de</strong>n war,<br />
wonach die Haarzellen wie Saiten eines Instrumentes mittels Resonanz erregt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Tatsache aber, daß Töne im Oktavabstand als ähnlicher empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n als benachbarte<br />
Töne, ist weiterhin problematisch und läßt darauf schließen, daß hier noch einiges<br />
an Forschungsarbeit zu leisten ist. Gegenüber <strong>de</strong>n Aussagen über die Vorgänge gelten die<br />
über die Fähigkeiten <strong>de</strong>s menschlichen Ohrs als gesichert. Wie anhand <strong>de</strong>r Skizze ersichtlich<br />
ist, reicht das hörbare Frequenzspektrum altersbedingt von 16 Hz bis zu 20 kHz.<br />
Bemerkenswert an <strong>de</strong>r Skizze ist in<strong>de</strong>s, daß das Hörfeld auch nach oben begrenzt wur<strong>de</strong><br />
durch die Fühlgrenze. Das<br />
verweist auf ein weiteres<br />
wichtiges Phänomen, daß<br />
nämlich im Kontext <strong>de</strong>s Hörens<br />
auch taktile Empfindungen<br />
relevant sind, insofern<br />
diverse Schwingungen<br />
über <strong>de</strong>n ganzen Körper<br />
wahrgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Fähigkeiten <strong>de</strong>r<br />
menschlichen Stimme sind<br />
in <strong>de</strong>r Skizze gleichfalls<br />
Darstellung aus Bruhn: Musikpsychologie, S. 669<br />
ange<strong>de</strong>utet, insoweit <strong>de</strong>r<br />
10 Engelhardt; Breves: Physiologie, S. 85ff.<br />
11 vgl. Stumpf, Carl: Tonpsychologie. – Leipzig, 1890