MUSIK UND SPRACHE - KH-Konrath.de
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2.1.2. KLANG<br />
Einzelnen Schwingungen sind in natura äußerst selten. Meist han<strong>de</strong>lt es sich bei einem<br />
Schallereignis um ein Konglomerat mehrerer Frequenzen, <strong>de</strong>ssen Charakteristik es als<br />
»Klang« qualifiziert, wenn die Schwingungen »harmonisch« – d.h. sie stehen in einem<br />
ganzzahligen Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r – und »periodisch« sind. Die gegenseitigen Beeinflussungen<br />
<strong>de</strong>r Frequenzen ergeben eine Überlagerungskurve, welche die individuelle Charakteristik<br />
<strong>de</strong>s Klangs wie<strong>de</strong>rgibt. Der Schall eines Instrumentes z.B. ist stets ein solcher<br />
aufgrund seiner »Klangfarbe« i<strong>de</strong>ntifizierbarer Klang, <strong>de</strong>r auch als »Ton« angesprochen<br />
wird, obwohl physikalisch ein Ton lediglich über exakt eine Frequenz <strong>de</strong>finiert ist. Alle Töne<br />
eines Instrumentes haben in Korrespon<strong>de</strong>nz mit <strong>de</strong>ssen Resonanzverhalten etwa die<br />
gleiche Klangfarbe, d.h. ähnliche Obertonverhältnisse, auch wenn die Basisfrequenz variiert.<br />
Doch es hat sich im Laufe <strong>de</strong>r Geschichte erst spät erwiesen, daß die Töne eines<br />
Instrumentes selbst Klänge sind. So hielt sich bis heute <strong>de</strong>r Usus, von Tönen zu sprechen,<br />
wo von Klängen die Re<strong>de</strong> ist in Abgrenzung von <strong>de</strong>n Klängen, die entstehen, wenn beispielsweise<br />
mehrere Töne eines Instrumentes gleichzeitig erklingen. Letzteres sind – um<br />
<strong>de</strong>r begrifflichen Hygiene genüge zu tun – musikalische Klänge und ersteres physikalische<br />
Klänge alias musikalische Töne. Der Grenzfall <strong>de</strong>r elektronischen Musik, daß nämlich eine<br />
Frequenz ohne irgen<strong>de</strong>inen Partialton erklingen kann, sei daher konsequenterweise als<br />
ein musikalischer Ton ohne Klangfarbe begriffen.<br />
Sprache orientiert sich weit weniger als die Musik an Tonhöhen, son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>n Tönen in<br />
ihrer eignen Charakteristik – nämlich an <strong>de</strong>r Klangfarbe in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r<br />
Schallerzeugung (labial, laryngal, nasal, <strong>de</strong>ntal usw.). Ohne diese Differenzierung sind<br />
Vokale und vor allem Konsonanten wie »M« und »N« akustisch nicht unterscheidbar, auch<br />
wenn es sich dabei z.T. – im musikalischen Sinne – um Geräusche han<strong>de</strong>lt.<br />
2.1.3. GERÄUSCHE <strong>UND</strong> LAUTE<br />
Geräusch o<strong>de</strong>r Laute sind akustische Kuriosa, <strong>de</strong>nen eine gewisse Unfaßbarkeit anhaftet.<br />
Dazu zählen die Schallereignisse mit <strong>de</strong>fizitärer Form und jene von extrem kurzer Dauer,<br />
wie es beim Knall <strong>de</strong>r Fall ist. In<strong>de</strong>s »Form« sei verstan<strong>de</strong>n als eine bestimmte Basisfrequenz<br />
mit gewissen Obertonverhältnissen. Ist z.B. die Basisfrequenz zwar nicht zu<br />
bestimmen, aber dafür die Klangstruktur i<strong>de</strong>ntifizierbar, han<strong>de</strong>lt es sich musikalisch um<br />
ein Grenzphänomen – wie <strong>de</strong>m »Weißen Rauschen«. Für sprachliche Schallereignisse ist<br />
diese Erscheinung eher normal insofern, als daß die sogenannten »stimmlosen« Konsonanten<br />
ohne Basisfrequenz sehr wohl i<strong>de</strong>ntifizierbar sind aufgrund ihrer Klangstruktur.