MUSIK UND SPRACHE - KH-Konrath.de
MUSIK UND SPRACHE - KH-Konrath.de
MUSIK UND SPRACHE - KH-Konrath.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
13<br />
Im musikalischen Kontext wer<strong>de</strong>n weitere Geräuschquellen genutzt, die teils nie<strong>de</strong>re, teils<br />
hohe technische Anfor<strong>de</strong>rungen an die Lauterzeuger stellen. Ist Klatschen beispielsweise<br />
eine eher simple Möglichkeit <strong>de</strong>r Lautgebung, so erfor<strong>de</strong>rt das tibetanische »Obertonsingen«<br />
profiliertes Können. Die Differenzierung <strong>de</strong>r musikalischen wie sprachlichen Lautgebungen<br />
steht allerdings in starker Abhängigkeit zum akustischen Unterscheidungsvermögen<br />
<strong>de</strong>s Menschen. Daher wird insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Heilpädagogik angenommen,<br />
„daß Artikulation und Lautdiskrimination im verbalen Bereich eng zusammenhängen (BLANTON).<br />
Bereits Liberman hatte in seiner »Motor Theory of Speech Perception« die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s „inneren<br />
Mitsprechens“ für die Wahrnehmung von Sprache beson<strong>de</strong>rs hervorgehoben. Unbestritten bleibt<br />
die wechselseitige Abhängigkeit von motorischen und perzeptuellen Sprachfähigkeiten […].<br />
Sprachheilpädagogen und Logopä<strong>de</strong>n wissen längst, daß nur das, was differenziert gehört wird,<br />
auch richtig ausgesprochen wer<strong>de</strong>n kann; viele Sprechstörungen – insbeson<strong>de</strong>re das „Stammeln“ –<br />
lassen sich auf Schädigungen <strong>de</strong>s Gehörs zurückführen. […] Die wechselseitige Abhängigkeit von<br />
Lautsprachunterscheidung und Lauterzeugung zeigt sich nicht nur im Einfluß von Hörleistungen auf<br />
die Qualität <strong>de</strong>r Artikulation, son<strong>de</strong>rn auch umgekehrt in <strong>de</strong>r Wirkung motorischer auf sensorischer<br />
Fähigkeiten: Phoneme, die Artikulationsschwierigkeiten bereiten, wer<strong>de</strong>n beim Hören im allgemeinen<br />
schlechter von an<strong>de</strong>ren Lauten unterschie<strong>de</strong>n […].<br />
Wenn, wie oben dargestellt, sprachliches Diskriminationsvermögen eng mit <strong>de</strong>n Ausdrucks- und Artikulationsfähigkeiten<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Sprache verknüpft ist, so wird man dies auch – o<strong>de</strong>r g e r a d e<br />
– beim musikalischen Diskriminationsvermögen erwarten. Tatsächlich fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r empirischen<br />
Forschung für solch einen Zusammenhang von Aussprachleistung und musikalischen Hörfähigkeiten<br />
zahlreiche Belege.“ 14<br />
So stellt – wie viele an<strong>de</strong>re pädagogische Ansätze – auch Daniela Laufer ihre »Untersuchungen<br />
zur Transferwirkung <strong>de</strong>r Musik auf die sprachlichen Leistungen von Menschen<br />
mit geistiger Behin<strong>de</strong>rung« unter die Prämisse, daß Wahrnehmung von Musik Transferwirkung<br />
u.a. auch auf die Artikulation von Sprache hat, und veranschaulicht die Referenzen<br />
von Musik auf an<strong>de</strong>re Bereiche heilpädagogischer Erziehung folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />
Lernverhalten<br />
hören<strong>de</strong>s<br />
Auffassen<br />
schulischer Bereich<br />
Aufmerksamkeit<br />
Denken<br />
Eindrucks- / Ausdrucksverhalten<br />
Gedächtnis<br />
Sprache<br />
<strong>MUSIK</strong><br />
Kreativität<br />
Sozialverhalten<br />
Antriebsverhalten<br />
Frustrationstoleranz<br />
emotionales Verhalten<br />
Körperfunktion: Atemfrequenz,<br />
Blutdruck, Muskeltonus, Pulsfrequenz<br />
Koordination motorischer und<br />
auditiver Aktivitäten<br />
somatischer Bereich<br />
Darstellung aus Laufer, S. 21<br />
Ursachen dafür wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r allgemeinen psychologischen Entwicklung <strong>de</strong>s Menschen<br />
vermutet und mit Befun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Neuralpsychologie untermauert.<br />
sozialer Bereich<br />
14 Klemm, S. 126ff.<br />
psychischer Bereich