MUSIK UND SPRACHE - KH-Konrath.de
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3. ASPEKTE DER SPRACHWISSENSCHAFT:<br />
Die Linguistik untersucht – grob verallgemeinert – Phänomene und Zusammenhänge in<br />
Bezug auf Sprachen bis zur Ebene <strong>de</strong>r Textgestalt, wo die Literaturwissenschaft einsetzt.<br />
Als Vertreter jener Wissenschaft soll nun endlich Manfred Bierwisch zu Wort kommen.<br />
1979 erscheint im Peters-Jahrbuch sein Aufsatz, in <strong>de</strong>m er einige Gemeinsamkeiten und<br />
Unterschie<strong>de</strong> von Sprache und Musik logisch-<strong>de</strong>duktiv vorstellt. Ausgehend von <strong>de</strong>m<br />
Fachgebiet <strong>de</strong>r Linguistik erkennt er in <strong>de</strong>ren Methodik eine Möglichkeit zum fachübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Gedankenaustausch, so daß er eine Debatte um die Berührungspunkte zweier<br />
Disziplinen anbietet 114 , die in <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Landschaft voneinan<strong>de</strong>r separat und<br />
doch in einem beson<strong>de</strong>ren Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r stehen: Musik- und Sprachwissenschaft.<br />
Daß Manfred Bierwisch als Vertreter seines Wissensgebietes repräsentativ ist, davon ist<br />
anbetracht seiner Lehrtätigkeit und Veröffentlichungen auszugehen, zumal in <strong>de</strong>r mir erreichbaren<br />
Literatur keine gegenteiligen Anzeichen zu ent<strong>de</strong>cken waren.<br />
Prof. Dr. phil. Dr. sc. Dr. h.c. Manfred Bierwisch, geboren am 28. Juli 1930 in Halle / Saale,<br />
machte 1949 sein Abitur an einem Gymnasium in Leipzig. Seine stu<strong>de</strong>ntische Laufbahn an<br />
<strong>de</strong>r Alma Mater Lipsiensis begann 1951 etwas chaotisch. Zunächst wur<strong>de</strong> er im Fachbereich<br />
Physik immatrikuliert, wechselte aber rasch zur Germanistik. Nur ein Jahr später<br />
wur<strong>de</strong> er wegen „Boykotthetze“ zu 1 Jahr und 6 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, aber<br />
bereits nach 10 Monaten im Zuge <strong>de</strong>s „Neuen Kurses“ nach 1953 vorzeitig entlassen, so<br />
daß er sein Studium fortsetzen konnte. Außer in Germanistik war er nun bis 1956 auch in<br />
Philosophie eingeschrieben. Nach seinem Staatsexamen im Fach Germanistik übernahm<br />
er bis 1962 eine Assistenz am Institut für <strong>de</strong>utsche Sprache und Literatur an <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften zu Berlin. Bierwisch selbst schreibt über jene Zeit:<br />
„Für meinen Eintritt in die Aka<strong>de</strong>mie im Jahre 1957 wur<strong>de</strong>, wie ich später erfuhr, noch vor<br />
meinem Dienstantritt die [staatliche] Überwachung geregelt, weil ich mit <strong>de</strong>r Hypothek<br />
einer politischen Vorstrafe antrat.“ 115 Dennoch promovierte er 1961 an <strong>de</strong>r Universität Leipzig<br />
zum Dr. phil. Anschließend war Bierwisch bis 1973 Mitarbeiter <strong>de</strong>r Arbeitsstelle<br />
Strukturelle Grammatik <strong>de</strong>r Deutschen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften zu Berlin, danach<br />
bis 1980 am Zentralinstitut für Sprachwissenschaft <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften <strong>de</strong>r<br />
DDR, wo er ein Jahr später zum Dr. sc. promovierte und bis 1991 die Leitung <strong>de</strong>r Forschungsgruppe<br />
Kognitive Linguistik innehatte. Daß ihm staatlicherseits nach wie vor Aufmerksamkeit<br />
galt, begrün<strong>de</strong>t er damit, daß „bereits in <strong>de</strong>n frühen siebziger Jahren (unter<br />
<strong>de</strong>m steten Druck <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ologischen Ängste, die <strong>de</strong>r "Prager Frühling" ausgelöst hatte)<br />
114 expressis verbis in seinem Schlußwort und in <strong>de</strong>r Vorbemerkung <strong>de</strong>s Herausgebers<br />
115 Berliner Aka<strong>de</strong>mien, S. 181