MUSIK UND SPRACHE - KH-Konrath.de
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verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n –, um wirkliche Wissensaktualisierung 97 , eine Zustandsän<strong>de</strong>rung 98 zu<br />
ermöglichen. Neben <strong>de</strong>n handlungsorientierten Mo<strong>de</strong>llen im Sinne von »Übertragungshandlungen«<br />
zwischen Menschen ist aber auch darauf zu verweisen, daß Kommunikation<br />
weitere Facetten ausbil<strong>de</strong>t, die bisher Gesagtes teils zusammenfassen, teils ergänzen.<br />
2.4.2.1. MEHRFACHE KOMMUNIKATION<br />
Nach Schulz von Thuns „Grundlagen <strong>de</strong>r Kommunikationspsychologie“ 99 ist Kommunikation<br />
ein Prozeß auf mehreren Ebenen. Je<strong>de</strong> Mitteilung enthält „eine Sachinformation (worüber<br />
ich informiere), eine Selbstkundgabe (was ich von mir zu erkennen gebe), einen<br />
Beziehungshinweis (was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe) [sowie] einen Appell<br />
(was ich bei dir erreichen möchte).“ 100 Das angesprochene Gegenüber hört eine solche<br />
Mitteilung entsprechend mit einem vierfachen Gehör:<br />
„Auf <strong>de</strong>r Sachebene <strong>de</strong>s Gesprächs gilt zum einen das Wahrheitskriterium wahr o<strong>de</strong>r unwahr (zutreffend<br />
/ nicht zutreffend), zum an<strong>de</strong>ren das Kriterium <strong>de</strong>r Relevanz : Sind die angeführten Sachverhalte<br />
für das anstehen<strong>de</strong> Thema von Belang / nicht von Belang? Zum Dritten erscheint das Kriterium<br />
<strong>de</strong>r Hinlänglichkeit : Sind die angeführten Sachhinweise für das Thema ausreichend, o<strong>de</strong>r muß<br />
vieles an<strong>de</strong>re auch bedacht sein? […] Ob ich will o<strong>de</strong>r nicht: Wenn ich jeman<strong>de</strong>n anspreche, gebe ich<br />
(durch Formulierung, Tonfall, Begleitmimik) auch zu erkennen, wie ich zum an<strong>de</strong>ren stehe und was<br />
ich von ihm halte – je<strong>de</strong>nfalls bezogen auf <strong>de</strong>n aktuellen Gesprächsstand. In je<strong>de</strong>r Äußerung steckt<br />
somit auch ein Beziehungshinweis, für welchen <strong>de</strong>r Empfänger oft ein beson<strong>de</strong>rs sensibles,<br />
(über)empfindliches Ohr besitzt. Aufgrund dieses Ohres wird entschie<strong>de</strong>n: Wie fühle ich mich behan<strong>de</strong>lt<br />
durch die Art, in <strong>de</strong>r du zu mir sprichst? […] Immer, wenn ich etwas von mir gebe, gebe ich<br />
auch etwas von mir (kund, preis)! Je<strong>de</strong> Äußerung enthält auch, ob ich will o<strong>de</strong>r nicht, eine Selbstkundgabe:<br />
einen Hinweis darauf, was in mir vorgeht, wie mir ums Herz ist, wofür ich stehe und wie<br />
meine Rolle auffasse. Dies kann wie<strong>de</strong>rum explizit geschehen («Ich-Botschaften») o<strong>de</strong>r implizit. […]<br />
Wenn ich das Wort ergreife und an jeman<strong>de</strong>n richte, will ich auch Einfluß nehmen; ich will <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
nicht nur «erreichen», son<strong>de</strong>rn auch «bei ihm etwas erreichen».“ 101<br />
Zwar ist die Publikation ausdrücklich an Führungskräfte adressiert, doch hat sie beispielsweise<br />
auch die evangelische Seelsorge für sich ent<strong>de</strong>ckt. Ein Satz wie „Ich rufe vom<br />
Krankenhaus aus an.“ 102 informiert <strong>de</strong>n Seelsorger nicht nur über <strong>de</strong>n aktuellen Aufenthaltsort<br />
<strong>de</strong>r Person, son<strong>de</strong>rn möglicherweise auch darüber, daß die Person sich einsam<br />
97 vgl. dazu Grötze, Albrecht: Die Sprache <strong>de</strong>s Menschen: Ein Handbuch. – München: Kaiser, 1991<br />
98 Ka<strong>de</strong>n: Musiksoziologie, S. 87 sieht darin eine für die Kommunikations<strong>de</strong>finition wichtige Komponente.<br />
99<br />
Schulz von Thun, S. 31<br />
100<br />
Schulz von Thun, S. 33. Dieser Ansatz wird verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n Explikation <strong>de</strong>r Einteilung in klassifikatorische,<br />
<strong>de</strong>notative und appellative Deutungen einer Mitteilung nach Ka<strong>de</strong>n: »Zeichen« in MGG Bd. 9, S. 2153.<br />
101 Schulz von Thun, S. 34ff.<br />
102 Das Beispiel entstammt einer Vorlesung „Grundfragen <strong>de</strong>r Seelsorge“ bei Prof. Dr. theol. Ziemer an <strong>de</strong>r<br />
theologischen Fakultät <strong>de</strong>r Universität Leipzig.