märz 2012 - experimenta.de

Und plötzlich steht da ein Beduine!
Was ist das, Nationalität?
Ist das ein Glaubensbekenntnis?
Es war großartig, üppig und ein wenig lustig. In jedem Falle schien es mir so zu sein. Ich war
jedenfalls betäubt, entzückt und sogar ein wenig berauscht durch sein geschmücktes Kamel.
Ach übrigens, die erste Darstellung eines Kamels in Nordarabien datiert man auf das dritte
Jahrtausend vor unserer neuen Zeitrechnung!
Ein Beduine! Ein wahrer Sohn der Wüste. Man sagt, wohin die Beduinen auch kommen, dort
beginnt die Wüste. Sie sind einmalige Individualisten, alles machen sie selbst.
Selbstverständlich mit der Hand und aus natürlichem Material. Der Beduine wird niemals
einen Brunnen graben, er weiß schließlich, dass das Wasser unter seinen Füßen ist. Er zieht
es daher vor, einen Platz zu finden, wo das Wasser sich von selbst einen Weg an die
Oberfläche bahnt. Seinen tragbaren Palast macht er aus der Wolle der Bergziege, die noch
einmaliger ist als das Kamel, denn sie ist in der Lage, auch in den heißesten Monaten etwas
zu fressen zu finden.
Plötzlich ertappte ich mich dabei, wie ich langsam den jungen Mann anschaute, ja regelrecht
anstarrte. Er trug ein langes weißes Gewand und sein Gesicht strahlte eine dermaßen
gleichmütige Fröhlichkeit aus, als wäre es die auf einem Stil hin und her schaukelnde Blüte.
Der Lauf der Zeit verlangsamte sich. Ich blickte auf die Uhr. Mir schien es, als wäre sie stehen
geblieben. Mit einer Kühnheit, die durch meine mystische Verwunderung notwendig wurde,
versuchte ich mit ihm zu sprechen. Aber das Leben hatte ihn offenbar strenger und
gleichgültiger gemacht. Er antwortete nicht, sondern ließ nur ein Lächeln seine Lippen
umspielen. Mir wurde eine neue Welt offenbar und diese war wunderschön. Ein süßer
Schmerz bemächtigte sich meines Herzens.
…Da war vor mir ein Kamel, der Herrscher der Wüste, und neben ihm stand ein Nomade, von
dem jeder beliebige Araber sagen würde: „Nimm einen Beduinen mit auf eine dreitägige
Reise, verbinde ihm die Augen und gib ihm eine Silbermünze, damit er sie nachts im Sand
vergräbt. Nach zehn Jahren kommt er wieder und findet ohne größere Mühen seinen Schatz.“
Der Beduine hatte offenbar gerade „Pause“. Die Idee eines Geschäftes begeisterte ihn, er
schlug mir einen Ritt auf dem Kamel vor und bot mir gleichzeitig Kaffee an.
Ich war sein Gast.
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März 2012