märz 2012 - experimenta.de
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Urszula Usakowska-Wolff<br />
Sie will, daß ich ständig auf ihre Stimme höre,<br />
doch ich zapple herum, räuspere mich,<br />
höre und höre nicht,<br />
gehe, komme zurück und gehe wie<strong>de</strong>r.<br />
© Auszug aus „Nicht leicht mit <strong>de</strong>r Erinnerung von Wislawa Szymborska aus <strong>de</strong>m Nachlaß,<br />
übersetzt aus <strong>de</strong>m Polnischen von Renate Schmidgall<br />
Sturm vor <strong>de</strong>r Ruhe<br />
Über Wisława Szymborska<br />
A m 1 . F e b r u a r s t a r b d i e p o l n i s c h e<br />
Literaturnobelpreisträgerin Wisława Szymborska, eine<br />
<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Lyrikerinnen <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s<br />
20. Jahrhun<strong>de</strong>rts. Ihr großer Fan Woody Allan meinte:<br />
„Sie war das, was ich einen ernsten und scharfsinnigen<br />
Künstler nenne, <strong>de</strong>r zugleich seine Aufgabe nie<br />
vergisst: <strong>de</strong>n Leser zu unterhalten.“<br />
Wisława Szymborska, „altmodisch wie ein Komma” und<br />
Kettenraucherin, schrieb nachts im Liegen und<br />
veröffentlichte in 60 Jahren knappe 350 Gedichte, weil<br />
sie immer einen Papierkorb zur Hand hatte, ferner vier<br />
Bän<strong>de</strong> mit „Lektüren außer <strong>de</strong>r Pflicht“, in <strong>de</strong>nen sie<br />
Bücher rezensierte, die an<strong>de</strong>re nicht für lesenswert<br />
geschweige <strong>de</strong>nn erwähnungswürdig hielten:<br />
statistische Jahrbücher, Kräuterlexika und<br />
Heimwerkerratgeber, Sachbücher über Fossilien,<br />
Mineralien, Steine und Sedimente, Einzeller, Insekten,<br />
Fische, Kriech- und Säugetiere, Bäume, Aquarien,<br />
Terrarien usw. Den Vorwurf, dass sie sich<br />
Randgebieten widmet, obwohl ihre Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r<br />
Belletristik gelten sollte, quittierte sie: „Solche Bücher<br />
Urszula Usakowska-Wolff<br />
Die freie Journalistin, Autorin<br />
und Übersetzerin Urszula<br />
Usakowska-Wolff wur<strong>de</strong> 1954<br />
in Warschau geboren. Schon<br />
früh lernte sie bei diversen<br />
Auslandsaufenthalten die<br />
Welt kennen. 1977 been<strong>de</strong>te<br />
sie ihr Studium an <strong>de</strong>r<br />
Warschauer Universität als<br />
Diplomgermanistin.<br />
Anschließend arbeitete sie bis<br />
zur Ausrufung <strong>de</strong>s<br />
Kriegsrechts als Redakteurin<br />
in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Redaktion<br />
<strong>de</strong>s Polnischen Rundfunks.<br />
1982 wur<strong>de</strong> sie entlassen, da<br />
sie zum Vorstand <strong>de</strong>r<br />
Gewerkschaft Solidarnosc<br />
gehörte. Seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 80iger<br />
Jahre organisiert sie<br />
Ausstellungen polnischer<br />
Künstler und engagiert sich<br />
für die Popularisierung <strong>de</strong>r<br />
polnischen Kultur in<br />
Deutschland. Unter An<strong>de</strong>rem<br />
wur<strong>de</strong> sie <strong>de</strong>swegen mit <strong>de</strong>m<br />
ökumenischen Preis <strong>de</strong>r<br />
Stiftung Sacro-Art und <strong>de</strong>r<br />
Merkuryusz-Stiftung <strong>de</strong>r<br />
Krakauer Journalisten für<br />
Aktivitäten zur <strong>de</strong>utschpolnisch-jüdischen<br />
Versöhnung bedacht.<br />
Gegenwärtig lebt sie in Berlin.<br />
http://www.usakowskawolff.com/<br />
www.eXperimenta.<strong>de</strong> 51<br />
März <strong>2012</strong>