märz 2012 - experimenta.de
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Aber Anne, und wie sie nun wußte, auch viele an<strong>de</strong>re Mütter und Väter, fühlten sich<br />
ebenfalls alleingelassen.<br />
Anne hört die Tür klappen. Florian kommt endlich. Sie steht vorsichtig auf, um die Kin<strong>de</strong>r<br />
nicht zu wecken.<br />
Am Küchentisch sitzen sie sich dann gegenüber. Florian streicht ihr tröstend über die<br />
Hand, während Anne mit <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren ihre Tränen fortwischt. Anne weiß, dass er sie nicht<br />
nur tröstet, son<strong>de</strong>rn sich gleichzeitig an seiner Frau festhält. Noch einmal durchlebt sie all<br />
<strong>de</strong>n Schmerz, die Hilflosigkeit, das tiefe Mitgefühl: Das Gefühl einer Mutter, wenn ihrem<br />
Kind wehgetan wird. Und sie es nicht beschützen konnte.<br />
Sie erzählt ihm, was ihre Kin<strong>de</strong>r heute erlebt haben. Heute - zwei Tage, nach<strong>de</strong>m sie<br />
wie<strong>de</strong>r aufgrund <strong>de</strong>r juristischen Androhung von Sorgerechtsentzug zur Schule mußten.<br />
Anne und Florian hatten wirklich versucht, <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Lehrer und vor allem <strong>de</strong>s<br />
Schulrates gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Niemals zuvor wollten sie sich mit <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n anlegen,<br />
irgend etwas auskämpfen o<strong>de</strong>r erstreiten. Sie waren eigentlich keine Revoluzer. Bevor sie<br />
<strong>de</strong>n Antrag gestellt hatten, ihre Kin<strong>de</strong>r zu Hause unterrichten zu dürfen mit <strong>de</strong>r Option,<br />
regelmäßig vom Schulamt überprüft zu wer<strong>de</strong>n, hatten sie recherchiert und die Gesetze<br />
gelesen, mit an<strong>de</strong>ren Familien in ähnlichen Situationen Kontakt aufgenommen und mit<br />
Vereinen und Initiativen für Bildungsfreiheit auch. Sie fan<strong>de</strong>n sogar in <strong>de</strong>n<br />
Menschenrechten <strong>de</strong>n Artikel 26, Absatz 3: „Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die<br />
Art von Bildung zu wählen, die ihren Kin<strong>de</strong>rn zuteil wer<strong>de</strong>n soll.“ Sie hatten alles genau<br />
geprüft und überdacht. Das Grundgesetz verbietet es nicht, Kin<strong>de</strong>r zu Hause zu<br />
© Florian Czech<br />
www.eXperimenta.<strong>de</strong> 59<br />
März <strong>2012</strong>