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Störer und Gestörte - Pädagogische Hochschule Oberösterreich

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lebensstrategien mit Sinn. Diese Störungen können nur aufgegeben<br />

werden, wenn verlässliche, bessere Alternativen annehmbar erscheinen.<br />

Und diese Störungen sind entwickelte, ausformulierte, pointierte Störungen<br />

mit erheblichem Krankheitsgewinn geworden – auch in Reaktion auf<br />

die machtvoll destruktiven Erfahrungen mit Schule <strong>und</strong> Jugendhilfe. Ein<br />

solcher „sek<strong>und</strong>ärer Krankheitsgewinn“ wird mit jedem subjektiv als<br />

grandioser Sieg umgedeuteten, in Wahrheit katastrophalen Scheitern<br />

weiter gefestigt <strong>und</strong> nimmt am Ende überhand. Zu lernen wäre also etwas<br />

über den professionellen <strong>und</strong> institutionellen Anteil an diesen Störungen,<br />

an der negativen Lerngeschichte dieser Jugendlichen, an deren<br />

deformierter Bildungsgeschichte.<br />

Verantwortliche Arbeit mit schwierigen Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen erfordert<br />

auf der Seite der Schule zunächst eine gr<strong>und</strong>sätzliche Voraussetzung:<br />

Das heimliche 1. Gebot von Schule müsste seine Macht verlieren,<br />

das da heißt: Du darfst nicht versagen! Du darfst keine Fehler machen!<br />

Die Arbeit mit schwierigen Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen würde um einiges<br />

leichter <strong>und</strong> kreativer – <strong>und</strong> das heißt nicht unbedingt: in jedem Fall erfolgreich!<br />

– wenn an diesem Punkt ein gr<strong>und</strong>sätzlicher Wandel der beruflichen<br />

Haltung sich durchsetzte: Fehler <strong>und</strong> Versagen sind wichtige Anreize<br />

zum Lernen <strong>und</strong> zur Weiterentwicklung – vorausgesetzt, sie werden<br />

nicht sofort sanktioniert, immer gleich vertuscht oder panisch vermieden.<br />

Dies gilt für Lehrer wie für Schüler. Störende <strong>und</strong> unerträgliche<br />

Verhaltensweisen von Schülern, die unweigerlich spontane Reaktionen<br />

herausfordern, könnten dann als wichtige Hinweise für die Notwendigkeit<br />

gesehen werden, die eigene Arbeit <strong>und</strong> ihre Rahmenbedingungen kritisch<br />

zu reflektieren <strong>und</strong> eventuell zu verändern. Und niemand gibt solche<br />

Hinweise derart aufdringlich <strong>und</strong> deutlich wie eben jene Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche, die als „nicht beschulbar“ gelten.<br />

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