Störer und Gestörte - Pädagogische Hochschule Oberösterreich
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2. Es ist ein regelmäßig einzusetzendes Verfahren.<br />
Was in der einzelnen kollegialen Fallberatung am Ende stattfinden soll,<br />
die gemeinsame Reflexion über die Arbeitsatmosphäre der Gruppe, wird<br />
in der Kontinuität eines längerfristigen Beratungsprozesses befestigt, um<br />
das „Miteinander eine(r) Kultur der Rückmeldung <strong>und</strong> Beratung zu entwickeln,<br />
in der kritische Einschätzungen über unterschiedliche Vorstellungen,<br />
Werte <strong>und</strong> Arbeitsweisen einen Platz haben“. 15<br />
• Wichtig ist der regelmäßige Einsatz kollegialer Fallberatung. Gerade<br />
dann, wenn unterschiedliche Berufsgruppen beteiligt sind, eröffnet nur<br />
die wiederholte Erfahrung gemeinsamer kollegialer Fallberatung die<br />
Chance, wechselseitige Fremdheiten – in der Fallorientierung, in der<br />
Arbeitsweise, in der fachlichen Zielsetzung <strong>und</strong> in der normativen Haltung<br />
– kennen zu lernen <strong>und</strong> als produktive Bereicherung zu erleben.<br />
Nur die Anerkennung der jeweils anderen, fremden Professionalität<br />
macht es möglich, die eigenen Grenzen ohne Scham zu identifizieren<br />
<strong>und</strong> zu akzeptieren; das ist eine zentral wichtige Kompetenz in einem<br />
Arbeitsfeld, das von Kämpfen um Macht <strong>und</strong> Kontrolle, von Allmacht<strong>und</strong><br />
Ohnmachtphantasien bevölkert ist.<br />
• Wichtig ist die verbindliche Teilnahme über einen längeren Arbeitsprozess.<br />
Der kann zeitlich begrenzt sein, sollte aber die Möglichkeit<br />
bieten, dass jeder Teilnehmer mindestens einmal einen eigenen Fall<br />
vor- <strong>und</strong> zur Beratung stellt. Gerade im schulischen Bereich sind die<br />
Möglichkeiten für Erfahrungen mit kollegialer Teamarbeit selten. Der<br />
Einzelkämpfer vor seiner Klasse ist noch immer die Regel. Die in diesem<br />
Feld so wichtige Haltung der Fehlerfre<strong>und</strong>lichkeit 16 ist nur im sozialen<br />
Kontext kollegial geteilter Verantwortung zu realisieren. Das Instrument<br />
des kollegialen Fallverstehens kann hier wichtige korrigie-<br />
15 S.Ader/M.Thiesmeier:2002:80<br />
16 s. T.v.Freyberg/A.Wolff 2005:313ff.<br />
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