Störer und Gestörte - Pädagogische Hochschule Oberösterreich
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Impuls 4: Kollegiales Fallverstehen – eine Dritte Instanz<br />
Es hat sich im Bereich der Familien- <strong>und</strong> Jugendhilfe mittlerweile eine<br />
ganze Reihe von Verfahren der kollegialen <strong>und</strong> interdisziplinären Fallberatung<br />
„eingebürgert“ 14 .<br />
Es gibt Formen, bei denen die Fallvorstellung freier <strong>und</strong> weniger vorbereitet<br />
stattfindet, um so der unbewussten Auswahl durch die Fallverantwortlichen<br />
mehr Raum zu geben. Manchmal wird nach der Formulierung<br />
der Beratungsfrage ein Reflexionsprozess der Gesamtgruppe eingezogen<br />
darüber, ob diese Frage von allen akzeptiert wird oder ob nicht eine<br />
andere Beratungsfrage in diesem Fall angemessener wäre. Die wichtigsten<br />
Variationen finden sich in der Identifikationsr<strong>und</strong>e/Fallinszenierung:<br />
Hier gibt es identifizierende „Aufstellungen“ der in den Fall verwickelten<br />
Akteure, Rollenspiele oder wechselseitige Befragungen, gezielte Arrangements<br />
mit einem inneren Kreis von Akteuren <strong>und</strong> einem äußeren Kreis<br />
von Beobachtern, oder auch „nur“ das freie Assoziieren, bei dem Teilnehmer<br />
sich in diesen oder jenen Akteur des vorgestellten Falles hineinversetzen.<br />
Die Phase des Sammelns von Bildern, Stimmungen, Eindrücken<br />
nach der Identifikationsr<strong>und</strong>e ist unterschiedlich streng strukturiert –<br />
durch vorgegebene Fragen bzw. offene Impulse <strong>und</strong> Ermutigungen, über<br />
die eigenen Gefühle <strong>und</strong> Affekte zu berichten. Der Übergang zur Frage:<br />
Was wird gebraucht? geschieht manchmal direkt, bei anderen Varianten<br />
in indirekter Annäherung: zunächst als Frage, was der „Fall“ wirklich<br />
brauchte – ohne die Schere des immer schon knappen Angebots im<br />
Kopf; dann als Frage: Was können wir von dem, was gebraucht wird,<br />
ermöglichen? Auch die Schlussreflexion variiert in Ausführlichkeit <strong>und</strong><br />
Themenvielfalt: Die fallzuständige Fachkraft spiegelt der Gruppe zurück,<br />
14 Dass der Einsatz dieses wichtigen Instruments der Arbeit mit schwierigen Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
noch immer die Ausnahme ist, ist bedauerlich; dass dort, wo dieses Instrument eingesetzt wird, die<br />
Jugend- <strong>und</strong> Familienhilfe meist „unter sich“ <strong>und</strong> die Schule „außen vor“ bleibt, ist ein Zeichen für die<br />
defizitäre Kooperation von Schule <strong>und</strong> Jugendhilfe.<br />
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