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Störer und Gestörte - Pädagogische Hochschule Oberösterreich

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4.1 Individuelle Konfliktdynamik <strong>und</strong> Konfliktmuster<br />

Bei allen Jugendlichen unseres Forschungsprojektes ließen sich schwere<br />

<strong>und</strong> frühe Traumatisierungen <strong>und</strong> Bindungsstörungen nachweisen.<br />

Durchgängig haben sie gravierende frühe emotionale Mangelerfahrungen<br />

machen müssen, die ihre – soziale – Lernfähigkeit entscheidend<br />

verletzte, genauer: prägte. Denn derart erworbene Lernstörungen müssen<br />

als subjektiv "sinnvolle" Lösungs- <strong>und</strong> Schutzstrategien verstanden<br />

werden, die unbewusst bleiben, überaus zwanghaft sind <strong>und</strong> die soziale<br />

Lern- <strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit extrem einengen. Während diese Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen durchaus "lernfähig" sein können, solange Lernen sich<br />

weitgehend auf das kumulative Dazu-Lernen von Wissen <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

– also den schulischen Bildungsstoff – beschränkt; müssen sie als<br />

geradezu "lernbehindert" angesehen werden zum einen dort, wo geforderte<br />

Lernprozesse notwendig verb<strong>und</strong>en sind mit der Reorganisation<br />

von Wissen <strong>und</strong> Können, mit dem Verzicht auf frühere Gewissheiten, mit<br />

Irritation <strong>und</strong> Verunsicherung; zum anderen dort, wo Lernprozesse sozial<br />

eingebettet sind <strong>und</strong> entwickelte Beziehungsfähigkeiten verlangen. Die<br />

emotionalen <strong>und</strong> sozialen Probleme solcher korrigierenden <strong>und</strong> neu<br />

strukturierenden Lernprozesse verlangen ein Mindestmaß an Neugierde,<br />

Differenzierung <strong>und</strong> Anstrengungsbereitschaft <strong>und</strong> die Fähigkeit, Angst,<br />

Hilflosigkeit <strong>und</strong> Unsicherheit auszuhalten. Und genau dazu sind diese<br />

"beziehungsgestörten" Kinder kaum in der Lage, genau dagegen haben<br />

sie ihre Strategien der Abwehr <strong>und</strong> der Vermeidung entwickelt. Die mit<br />

jedem komplexen Lernen verb<strong>und</strong>ene Erregung von Angst <strong>und</strong> Hilflosigkeit<br />

kann von diesen Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen nicht kontrolliert <strong>und</strong> in<br />

einen Zustand erhöhter Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Neugier transformiert werden.<br />

Die unkontrollierbaren Situationen solchen strukturellen Lernens<br />

reaktivieren bei diesen Jugendlichen frühe Ohnmachterlebnisse; darauf<br />

reagieren sie mit panischen Ängsten vor Entwertung oder Vernichtung –<br />

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