Störer und Gestörte - Pädagogische Hochschule Oberösterreich

ende Erfahrungen vermitteln: Erfahrungen, die unverzichtbar sind in
einer Arbeit, in der die Einstellung zu „Fehlern“ eng verknüpft ist mit
der Haltung gegenüber „Störern“.
• Wichtig ist der verlässliche Ort für kollegial genutzte Distanz. Die Arbeit
mit schwierigen Kindern und Jugendlichen ist begleitet von einer
permanenten Bedrohung der eigenen Professionalität. Verstrickungen
hier sind so unverzichtbar wie unvermeidbar. Und die Konfliktinszenierungen
der Kinder und Jugendlichen zielen häufig genau auf die
inneren Räume ihrer Erwachsenen, die unter dem anhaltenden Handlungs-
und Entscheidungsdruck verloren zu gehen drohen. Allein die
Möglichkeit, nach der Darstellung eines eigenen Falles sich zurückzulehnen,
zuzuhören, nachzudenken, dem „Schauspiel“ der Akteure in
der Identifikationsrunde zuzuschauen, kann manchmal Wunder wirken.
Wer in diesem Feld arbeitet, braucht verlässliche und regelmäßig
offen stehende „Räume“, um Abstand zu gewinnen, innezuhalten,
sich aus der Fallverstrickung lösen – und sie zum Verstehen des
„Falls“ nutzen zu können.
3. Es ist ein interdisziplinär arbeitendes Verfahren.
Einiges darüber ist schon gesagt. Die Arbeit mit schwierigen Kindern und
Jugendlichen erfordert zwingend die fachliche Kooperation sehr unterschiedlicher
Institutionen und Professionen. Kennzeichen des differenzierten
Hilfe- und Fördersystems in Deutschland ist jedoch seine historisch
tief eingegrabene Arbeitsteilung zwischen Schule, Jugendhilfe,
Therapie und Beratung, Polizei und Justiz.
• Wichtig ist die interdisziplinäre Zusammensetzung der Fallberatung,
weil sie die Voraussetzung schaffen kann für interdisziplinäre Kooperation.
Die arbeitsteilige Organisation der Hilfe und Förderung hat
nicht nur zu einer fraktionierten Perspektive auf die Jugendlichen ge-
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