Störer und Gestörte - Pädagogische Hochschule Oberösterreich
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was sie aus der Beratung für die weitere Fallbearbeitung „mitnimmt“ <strong>und</strong><br />
welche nächsten Schritte sie ernsthaft in Erwägung zieht; die Gruppe reflektiert<br />
ihre Arbeitsatmosphäre <strong>und</strong> ihre Kreativität; <strong>und</strong> die im Fall deutlich<br />
gewordenen Schwächen <strong>und</strong> Defizite des örtlichen Hilfesystems<br />
werden zusammengetragen <strong>und</strong> dokumentiert.<br />
Doch trotz aller Varianten lassen sich zentrale gemeinsame Merkmale<br />
kollegialen Fallverstehens identifizieren <strong>und</strong> für jedes dieser Merkmale<br />
gilt: Sie helfen den Professionellen, in reflektierende Distanz zu ihren<br />
Fallverstrickungen zu treten <strong>und</strong> sie lenken zugleich den professionellen<br />
Blick auf folgenreiche Dimensionen entgleister Kommunikation im Feld.<br />
1. Es ist ein geregeltes Verfahren<br />
Ganz entscheidend ist, dass die Arbeit des kollegialen Fallverstehens<br />
nach klaren Regeln verläuft. Festgelegt ist: die Zeitdauer der Fallberatung,<br />
die einzelnen Schritte oder Phasen der Beratung, wer darf jetzt reden<br />
<strong>und</strong> wer muss jetzt schweigen <strong>und</strong> zuhören, wann sind nur Nachfragen<br />
erlaubt, wann darf diskutiert werden, welche Frage, welches Thema<br />
ist jetzt dran, was hat zu warten.<br />
• Wichtig ist die Verbindlichkeit der Regeln. Denn nur dann können Regelverletzungen<br />
wahrgenommen <strong>und</strong> auf ihre eventuelle Bedeutung<br />
für das Fallverständnis hin reflektiert werden <strong>und</strong> nur dann können<br />
kontraproduktive Regeln identifiziert <strong>und</strong> neue Regeln des kollegialen<br />
Fallverstehens ausgehandelt werden. Das aber sind zentrale Themen<br />
zugleich in den Konfliktinszenierungen der schwierigen Kinder oder<br />
Jugendlichen <strong>und</strong> in den Reaktionen von Professionellen <strong>und</strong> ihren<br />
Institutionen.<br />
• Wichtig ist das Einhalten der Regeln. Denn sie schützen die Teilnehmer<br />
der kollegialen Fallberatung voreinander. Die Arbeit mit schwierigen<br />
Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen ist emotional extrem belastend.<br />
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