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Kommentare und Übersichten zu den Lehrveranstaltungen

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Prof. Antonio Edmilson Paschoal<br />

4010066 Hauptseminar <strong>zu</strong>r Praktischen Philosophie:<br />

Moral <strong>und</strong> Ressentiment<br />

Mi 14-16 Uhr, 2-st, SR Philosophie<br />

Einführung: Der Ausdruck Ressentiment, aus der französischen Sprache stammend,<br />

bezeichnet eine Art von Empfindung, die der Gattung von Groll, Zorn <strong>und</strong> Hass angehört.<br />

Diese Empfindung entsteht wegen einer Beleidigung <strong>und</strong> wegen der Hemmung der Reaktion<br />

darauf, woraus sich einen Trieb nach Rache entwickelt. Ein solcher Rachentrieb ist ein<br />

psychologisches Phänomen, auf dem aber auch soziale Phänomene beruhen (Art von Moral,<br />

Politik, Gerechtigkeit usw). So wird die Idee von Ressentiment <strong>und</strong> Rachetrieb <strong>zu</strong> einem sehr<br />

wichtigen Begriff in der Analyse von Kultur, Moral <strong>und</strong> Gerechtigkeit im 19. <strong>und</strong> 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert. Beispiele sind die Werke von F. Dostojewski, E. Dühring, F. Nietzsche, M.<br />

Scheler <strong>und</strong> P. Sloterdijk.<br />

Bei Dostojewski findet man <strong>den</strong> Ausdruck Ressentiment nur in der 1886 mit dem Titel<br />

L’esprit souterrain erschienenen französischen Ausgabe von Zapiski iz podpolja<br />

(Aufzeichnungen aus dem Kellerloch). Es handelt sich um die Überset<strong>zu</strong>ng des russischen<br />

Worts „Zlosti“, das Dostojewski benutzt, um <strong>den</strong> Menschen des Kellerlochs <strong>zu</strong><br />

charakterisieren. Bei Eugen Dühring gilt das Ressentiment als Manifestation eines<br />

Rachentriebs <strong>und</strong> spielt eine wichtige Rolle in der Erklärung der Ursprung der Gerechtigkeit,<br />

wie man seinen Werken Der Werte des Lebens <strong>und</strong> Cursus der Philosophie entnehmen<br />

kann. Nietzsche, der Dostoiévski <strong>und</strong> Dühring las, benutzt <strong>den</strong> Ausdruck besonders in Zur<br />

Genealogie der Moral, um <strong>den</strong> Menschen <strong>und</strong> die Moral des Ressentiments <strong>zu</strong> bezeichnen.<br />

Max Scheler bezieht sich auf Nietzsches Auffassung <strong>und</strong> interpretiert das Ressentiment als<br />

soziales Phänomen (Das Ressentiment im Aufbau der Moralen). Peter Sloterdijk hebt die die<br />

Rolle des Ressentiments <strong>und</strong> dessen Moral im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert hervor, insbesondere im<br />

Rahmen der europäischen Totalitarismen.<br />

Die Arbeit im Seminar wird die Art <strong>und</strong> Weise analysieren, wie jede der erwähnten<br />

Auffassungen sich bestimmter Nuancen <strong>und</strong> Bedeutungen der Ausdrücke Ressentiment <strong>und</strong><br />

Moral bedient, um jeweils unterschiedliche argumentative Zwecken <strong>zu</strong> verfolgen.<br />

Die Texte sind:<br />

1- DOSTOJEWSKI, Fjodor. Aufzeichnungen aus dem Kellerloch.<br />

2- DÜHRING, Eugen. Der Werth des Lebens. E. Trewendt, 1865.<br />

3- NIETZSCHE, Friedrich. Zur Genealogie der Moral. Kritische Studienausgabe (KSA)<br />

Herausgegeben von Giorgio Colli <strong>und</strong> Mazzino Montinari. Berlin: Walter de Gruyter, 1999.<br />

4- SCHELER, Max. Das Ressentiment im Aufbau der Moralen. 2. Aufl. Frankfurt am Main,<br />

2004.<br />

5- SLOTERDIJK, Peter. Zorn <strong>und</strong> Zeit. Frankfurt am Main. Suhrkamp, 2006.<br />

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