21.05.2014 Aufrufe

Kommentare und Übersichten zu den Lehrveranstaltungen

Kommentare und Übersichten zu den Lehrveranstaltungen

Kommentare und Übersichten zu den Lehrveranstaltungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Prof. Dr. Werner Stegmaier<br />

4010070 Hauptseminar <strong>zu</strong>r Praktischen Philosophie <strong>und</strong> Religionsphilosophie:<br />

Hans Blumenberg, Theorie der Lebenswelt<br />

Do 16-18 Uhr, 2-st, SR Philosophie<br />

[Thema] Hans Blumenberg (1920-1996), Halbjude, als Junge von <strong>den</strong> Nazis verfolgt, später<br />

Professor in Gießen, Bochum <strong>und</strong> Münster, war lange als origineller <strong>und</strong> bedeutender<br />

Philosophiehistoriker (Die Legitimität der Neuzeit, Die Genesis der kopernikanischen Welt)<br />

bekannt <strong>und</strong> wurde erst in jüngerer Zeit, nachdem allmählich klar gewor<strong>den</strong> war, dass<br />

philosophisches Denken nicht erst auf Begriffen <strong>und</strong> ihren Definitionen, sondern <strong>zu</strong>vor schon<br />

auf Metaphern <strong>und</strong> ihren Plausibilitäten beruht, mit seinen frühen Paradigmen <strong>zu</strong> einer<br />

Metaphorologie (1960) <strong>und</strong> seinen daran anschließen<strong>den</strong> umfassen<strong>den</strong> metaphorologischen<br />

Werken (Die Lesbarkeit der Welt, Arbeit am Mythos, Die Sorge geht über <strong>den</strong> Fluß,<br />

Höhlenausgänge) als einer der herausragen<strong>den</strong> Philosophen des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts erkannt.<br />

So wird nun nach dem Historischen Wörterbuch der Philosophie (1971-2007) ein Historisches<br />

Wörterbuch der philosophischen Metaphern auf <strong>den</strong> Weg gebracht. Blumenbergs<br />

Theorie der Lebenswelt stammt aus <strong>den</strong> 1960er/70er Jahren <strong>und</strong> wurde 2010 aus seinem<br />

Nachlass veröffentlicht. Sie ist kein abgeschlossenes <strong>und</strong> sie ist ein paradoxes Werk: <strong>den</strong>n<br />

eine Theorie der Lebenswelt bestreitet gerade, dass es von der Lebenswelt eine von ihr<br />

abgehobene Theorie geben kann; sie kann darum gar nicht abgeschlossen sein. Die<br />

Lebenswelt ist das Selbstverständliche, <strong>und</strong> jede Theorie setzt schon Selbstverständliches<br />

voraus. Damit berührt die Theorie der Lebenswelt Gr<strong>und</strong>lagen jeder Philosophie der<br />

Orientierung. Blumenberg zeigt in mehreren Anläufen (die vom Herausgeber Manfred<br />

Sommer so <strong>zu</strong>sammengestellt wur<strong>den</strong>), wie sich dem Philosophieren Husserls der ihm<br />

eigentlich fremde Begriff der Lebenswelt aufgedrängt hat <strong>und</strong> welche theoretischen Zugänge<br />

jenseits der Transzen<strong>den</strong>talen Phänomenologie Husserls <strong>zu</strong>r Lebenswelt <strong>den</strong>kbar sind.<br />

Blumenberg beobachtet sich beim Philosophieren <strong>und</strong> lässt sich beim Philosophieren<br />

beobachten.<br />

[Text] Hans Blumenberg, Theorie der Lebenswelt, hg. v. Manfred Sommer, Frankfurt am<br />

Main (Suhrkamp) 2010, 253 Seiten.<br />

[Vorbereitung <strong>und</strong> Vorausset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Teilnahme am Hauptseminar] Gründliche Lektüre<br />

des Textes. C Empfohlene weitere Lektüren: Edm<strong>und</strong> Husserl, Die Krisis der europäischen<br />

Wissenschaften <strong>und</strong> die transzen<strong>den</strong>tale Phänomenologie. Eine Einleitung in die<br />

phänomenologische Philosophie, Husserliana VI, Den Haag 1954; Neuausgabe Philosophische<br />

Bibliothek Meiner, hg. eingel. <strong>und</strong> mit einem Register versehen von Elisabeth<br />

Ströker, Bd. 292, 3., verb. Aufl. 1996, 119 Seiten; Hans Blumenberg, Lebenszeit <strong>und</strong><br />

Weltzeit, Frankfurt am Main 1986.<br />

[Einführung] Das Nachwort des Herausgebers Manfred Sommer <strong>und</strong> <strong>zu</strong> Blumenbergs<br />

Philosophie überhaupt Franz Josef Wetz, Hans Blumenberg <strong>zu</strong>r Einführung, Hamburg<br />

(Junius), 2. Aufl. 2004.<br />

47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!