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Restaurator im Handwerk – Ausgabe 2/2010 - Kramp & Kramp

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Hersteller waren die Siegersdorfer Werke AG. Bauterrakotten<br />

stellten u.a. her: ab 1874 die Firma Villeroy &<br />

Boch in Merzig und ab 1840 die Fa. Ernst March in<br />

Charlottenburg<br />

1870 kam es zur Pflichtnorm Mauerziegel, mit<br />

der für die Hintermauerziegel das Normalformat<br />

250 x 120 x 65 mm, später als Reichsformat bekannt geworden,<br />

eingeführt wurde, wobei eine Fugenstärke von<br />

12 mm zugrundegelegt wurde. Für die Verblendsteine<br />

bürgerte sich, ausgehend von einer Fugenstärke von<br />

8 mm, das Format 252 x 122 x 69 mm ein, das einige mm<br />

größer war als das Normalformat, durch die kleinere<br />

Fuge aber wieder mit der Hintermauerung übereinst<strong>im</strong>mte.<br />

1879 einigten sich der „Berliner Architektenverein“<br />

und der „Deutsche Verein für die Fabrikation von Ziegeln“<br />

auf 12 Normalprofilziegel, die von allen Verblendziegelwerken<br />

unter der gleichen Nummer hergestellt und<br />

vorrätig gehalten wurden. Hinzu kamen zu den Profilen<br />

Nr. 1 und Nr. 2 Ablaufsteine und zu den Nr. 4-12<br />

ein- und ausspringende Ecksteine. Das individuelle Programm<br />

der einzelnen Werke konnte natürlich wesentlich<br />

größer sein.<br />

Fazit<br />

Schinkel zählt zwar nicht als Erfinder oder Konstrukteur<br />

zu den Pionieren der Ziegeleitechnik, beeinflusste aber<br />

dennoch wesentlich die Verfahrenstechnik und deren<br />

Weiterentwicklung. Die Frage, inwieweit es sich hierbei<br />

um einen direkten oder indirekten Einfluß handelt,<br />

konnte nicht abschließend geklärt werden, hier besteht<br />

noch Forschungsbedarf. Sicher ist, dass Schinkel durch<br />

seine hohen Qualitätsanforderungen an die von ihm<br />

verbauten Verblendziegel und Bauterrakotten die Hersteller<br />

dazu brachte, ihre Verfahrenstechnik zu opt<strong>im</strong>ieren<br />

und neue Wege zu gehen. Da Schinkel auch <strong>im</strong>mer<br />

wieder die Herstellung kontrollierte und in ständigem<br />

Kontakt mit den Herstellern stand, kann man davon<br />

ausgehen, dass er auch direkt auf den Herstellungsprozeß<br />

einwirkte, viel nützliche Hinweise gab und einen<br />

Erfahrungsaustausch und Technologietransfer bewirkte.<br />

Die von Schinkel ausgelöste Renaissance der he<strong>im</strong>ischen<br />

Backstein- und Terrakottaarchitektur begründete, nicht<br />

zuletzt durch seine Zusammenarbeit mit dem Tonwarenfabrikanten<br />

Tobias Feilner, eine Tradition leistungsfähiger<br />

Werkstätten für Bauterrakotten, während seine<br />

Zusammenarbeit mit einigen wenigen leistungsfähigen<br />

Ziegeleien, u.a. der Königlichen Ziegelei Joach<strong>im</strong>sthal,<br />

indirekt die Entwicklung der gesamten Branche förderte<br />

und Grundlagen für das Entstehen der späteren Verblendziegelindustrie<br />

schuf.<br />

Der Autor dankt Rainer W. Leonhardt für seine Unterstützung<br />

und Informationen und Maika Müller für die Literaturrecherche.<br />

Willi Bender<br />

war als Ziegeleiingenieur viele Jahre mit der Planung<br />

von Ziegeleianlagen befaßt. Er ist außerdemAutor<br />

zahlreicher Publikationen zum Thema Ziegel<br />

(siehe auch Interview S. 49).<br />

Literatur<br />

1. Abri, Martina: Die Friedrichwerdersche Kirche zu Berlin.<br />

Gebr. Mann Verlag, Berlin 1992<br />

2. Bender, Willi: Reminiszenzen an eine alte baukeramische<br />

Tonaufbereitungsmethode - das Schlämmen, in: Keramische<br />

Zeitschrift Nr. 11 + 12, 1993<br />

3. Bender, Willi: Vom Ziegelgott zum Industrieelektroniker<br />

– Geschichte der Ziegelherstellung von den Anfängen bis<br />

heute. Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e.V.<br />

(Hrsg.) Bonn 2004<br />

4. Heusinger von Waldegg, Edmund: Die Ziegel- und Röhrenfabrikation.<br />

Theodor Thomas, Leipzig 1867<br />

5. Kiefer, Franz Hermann: Schinkel und die Industrialisierung<br />

Preußens. Inaugural-Dissertation an der Philipps-<br />

Universität Marburg, Kassel 2004<br />

6. Menzel, Gottfried: Beschreibung des Verfahrens bei der<br />

Fabrikation der Ziegel und des Mörtels auf der Königl. Ziegelei<br />

bei Joach<strong>im</strong>sthal, in: Verhandlungen des Vereins zur<br />

Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen, 25. Jg., 1846,<br />

S. 53 - 73<br />

7. Schaller, P.: Der wohlunterrichtete Ziegler. Verlag von<br />

Bernh. Friedr.Voigt, We<strong>im</strong>ar 1855<br />

8. Schrader, Mila: Mauerziegel als historisches Baumaterial.<br />

Edition anderweit Verlag GmbH, Suderburg-Hösseringen<br />

1987<br />

9. Wedding: Über die Zubereitung des Lehms und Thons für<br />

Ziegelsteine, insbesondere von den zum Schlemmen und<br />

Mischen desselben gebräuchlichen mechanischen Vorrichtungen,<br />

in: Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des<br />

Gewerbefleißes in Preußen, 16. Jg., 1837, S. 41-51<br />

10. Wolf, Christine: Schinkel und die Folgen. Backsteinbau<br />

und Terrakottabau, in: Daidalos Architektur Kunst Kultur,<br />

S. 90-101, Nr. 43, 15. März 1992: Triumphe des Backsteins<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

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