Restaurator im Handwerk â Ausgabe 2/2010 - Kramp & Kramp
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Das schlechte Beispiel<br />
Jür g e n o. Mü l l e r<br />
Nur ein Schulterzucken<br />
Ein befreundeter Maurermeister hat sich vor kurzem<br />
wieder einmal Luft gemacht über einige seiner<br />
Kunden und mir folgende Geschichte erzählt.<br />
Für eine von ihm durchzuführende Sanierung eines<br />
denkmalgeschützten Bauernhofes mussten 10.000 gebrauchte<br />
Mauerziegel mit einer ganz best<strong>im</strong>mten Farbe,<br />
Größe und Oberflächenstruktur beschafft werden. Der<br />
Maurermeister empfahl dem Bauherrn eine Firma, die<br />
best<strong>im</strong>mte Qualitätsstandards garantiert. So sollten die<br />
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Mauerziegel geputzt und sauber auf Paletten gestapelt<br />
sein, keine Halb- oder Dreiviertel-Ziegel in die Paletten<br />
gepackt werden, alle Ziegel sollten eine intakte Läuferund<br />
Bindeseite aufweisen und keine versottenen Schornsteinziegel<br />
oder versalzenen Ziegel aus Stallgebäuden<br />
geliefert werden.<br />
Der Bauherr ließ sich bei der Firma ausführlich beraten,<br />
bezog jedoch die Mauerziegel aus einer anderen<br />
Quelle, weil sie dort pro Stück um 0,10 € billiger waren.<br />
Nun nahm das Drama seinen Lauf. Von den 10.000<br />
Stück gekauften Mauerziegeln waren 2.000 unbrauchbar,<br />
sie mussten entsorgt und vorher natürlich durchsortiert<br />
werden. Es waren überwiegend Bruchziegel, Ziegel<br />
ohne unversehrte Seite und ganz offensichtlich ehemalige<br />
Ziegel aus Schornsteinzügen. Diese 2.000 Stück fehlten<br />
nun und mussten nachgekauft werden. Die Maurermeister<br />
empfahl, wenigstens den Nachkauf bei der von<br />
ihm empfohlenen Firma zu tätigen. Dies war dem Bauherrn<br />
aber peinlich, hatte er doch dort eine umfassende<br />
Beratung erhalten und war dabei auf die entsprechenden<br />
Probleme hingewiesen wurden – die nun genau bei<br />
den von ihm gekauften Mauerziegeln aufgetreten waren.<br />
Also wurden aus derselben Quelle nochmals 2.000<br />
Stück nachgeordert, von denen dann 400 Stück mit den<br />
schon genannten Mängeln behaftet waren. Ob dieser<br />
Nachkauf auf dem Kulanzweg erledigt wurde, entzieht<br />
sich der Kenntnis des Maurermeisters.<br />
In der Zwischenzeit auf den Mehraufwand hingewiesen,<br />
der durch das nun notwenige Sortieren und Putzen<br />
entstanden war, lehnte der Bauherr es jedoch ab, diesen<br />
zu vergüten –mit der Begründung, es wäre von Anfang<br />
klar gewesen, dass das Vermauern alter Mauerziegel mit<br />
einem solchen verbunden sei. Das trifft natürlich nicht<br />
zu, wenn einwandfreies Material zur Verfügung gestellt<br />
wird. Zusätzlich sollte die Maurerfirma nun auch noch<br />
für die Entsorgung der insgesamt 2.400 unbrauchbaren<br />
Mauerziegel <strong>im</strong> Rahmen der normalen Abfallentsorgung<br />
auf der Baustelle aufkommen. 2.400 Stück Mauerziegel<br />
entsprechen ca. 10 t Material, die Entsorgung dafür kostet<br />
in Brandenburg z. Zt. ca. 250 €. Die nun noch fehlenden<br />
400 Stück Mauerziegel wurden dann vom Maurermeister<br />
<strong>im</strong> Auftrag des Bauherrn selbst beschafft und<br />
konnten alle verarbeitet werden.<br />
Wer letztendlich bei dem Bauvorhaben drauflegt,<br />
ist noch nicht geklärt. Der Rechtsstreit zwischen Bauherrn<br />
und Baufirma um die Mehrkosten dauert noch<br />
an. Fest steht allerdings, dass der Maurermeister in Zukunft<br />
bei einem ähnlichen Auftrag das Angebot auf den<br />
schl<strong>im</strong>msten anzunehmenden Fall hin kalkulieren oder<br />
das Verarbeiten von alten Mauerziegeln schlichtweg ablehnen<br />
wird.<br />
Meine Frage, ob er sich das denn leisten könne, beantwortete<br />
er mit einem Schulterzucken.<br />
Jürgen O. Müller<br />
ist Mediendesigner und Redaktionsmitglied.<br />
E-Mail: jomueller@oderconcept.de<br />
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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2010</strong>