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Restaurator im Handwerk – Ausgabe 2/2010 - Kramp & Kramp

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Liegende<br />

Ziegelpresse<br />

schriftstellerische Arbeit, die bis heute 5 Buchveröffentlichungen,<br />

7 Buchbeiträge, 86 Fachartikel, 34 grössere Studien<br />

und Expertisen und 45 Vorträge umfasst, wobei ich einige<br />

Vorträge als Ghostwriter verfaßt habe. Dazu kommen<br />

die vielen Pressenotizen und Prospekttexte, die ich nicht<br />

gezählt habe.<br />

Ich bin aber überzeugt, dass jeder oder zumindest fast jeder<br />

über seine Kenntnisse und Erfahrungen auch schreiben<br />

kann, wenn er nur genügend Fleiss, Geduld und Konzentration<br />

aufbrächte und etwas Freude und Interesse an dieser<br />

Arbeit hätte. Was aber die beiden letzten Voraussetzungen<br />

betrifft – ich denke, man hat sie oder man hat sie nicht.<br />

Offenbar sind sie bei mir gegeben – warum, kann ich auch<br />

nicht sagen.<br />

Schreiben ist aber oft auch mit Frust verbunden, z.B.<br />

wenn es mit den Recherchen nicht so recht weiter geht und<br />

der Redaktionsschluß Druck ausübt. Als Belohnung winkt<br />

aber die Befriedigung über eine gelungene, fundiert formulierte<br />

und veröffentlichte Arbeit.<br />

RiH: Was macht für Sie die Faszination am Werkstoff<br />

Ton und Lehm aus?<br />

WB: Ton und Lehm haben von Anfang an eine ganz besondere<br />

Beziehung zwischen Mensch und Ziegel begründet,<br />

was den meisten heute aber kaum noch bewusst ist.<br />

Schon das lateinische Wort humus, Erde, weist darauf hin.<br />

Es hat dieselbe Wurzel wie homo, Mensch, als ein aus Erde<br />

Gemachter, auf der Erde Lebender. Erde aber, d.h. Ton und<br />

Lehm, ist auch der Rohstoff für die Herstellung des Ziegels.<br />

Die Inschrift auf einem alten Feierabendziegel bringt diese<br />

Beziehung auf den Punkt: „ich bin von erd und thon und du<br />

mensch bist auch davon.“ Der Mensch ist nach der Schöpfungsgeschichte<br />

der Bibel „von Gott dem Herrn aus einem<br />

Erdenkloß gemacht“. Und der Ziegel ist der vom Menschen<br />

aus Ton geschaffene, erste künstliche Baustoff, mit dem<br />

er sich ein elementares Existenzbedürfnis, das Wohnen,<br />

erfüllen konnte. Allein diese emotionale, mystische Beziehung<br />

fasziniert mich sehr. Darüberhinaus ist für mich<br />

Ton ganz rational der Stoff, aus dem die Ziegel sind. Am<br />

Ziegel aber fasziniert mich, dass er als ältester künstlicher<br />

Baustoff und Kulturträger auch heute noch ein Baustoff der<br />

Extraklasse ist, unübertroffen in der Summe seiner bauphysikalischen<br />

und sonstigen Eigenschaften, wie Dauerhaftigkeit,<br />

Produktvielfalt, Formenreichtum, Schönheit und<br />

Ästhetik, Farben, Preiswürdigkeit und Wirtschaftlichkeit.<br />

Und schließlich gibt es noch den alten Zieglerspruch: „Wer<br />

einmal Ton anfasst bleibt daran kleben“ – ich glaube, da ist<br />

etwas dran.<br />

RiH: Gibt es für Sie Architekten, die mit dem Material<br />

Ziegel nach ästhetischen Gesichtspunkten opt<strong>im</strong>al umgegangen<br />

sind?<br />

WB: Der Ziegel hat, als Backstein oder Mauerziegel, wie<br />

kein zweiter Baustoff die Architektur weltweit über Jahrtausende<br />

geprägt. Die Zahl der Baukünstler, Baumeister und<br />

Architekten, die den Ziegel in der Backsteinbaukunst und<br />

Backsteinarchitektur, sowohl in seiner ästhetischen als auch<br />

technisch-konstruktiven D<strong>im</strong>ension, opt<strong>im</strong>al eingesetzt<br />

haben, ist daher Legion, und die wenigsten davon sind mir<br />

namentlich bekannt. Auch in unserer Zeit, wozu natürlich<br />

vor allem das 20. Jahrhundert zählt, gibt es viele hervorragende<br />

Architekten, die mit dem Backstein arbeiten. Mich<br />

beeindruckt z.B. <strong>im</strong>mer wieder das Chilehaus in Hamburg<br />

(1922-1923), ein Klinkerbau des Architekten Fritz Höger,<br />

wegen seiner ungewöhnlichen, an ein Schiff erinnernden,<br />

spitz zulaufenden Form, dann das Verwaltungsgebäude der<br />

Farbwerke Hoechst in Frankfurt (1920-1925) des Architekten<br />

Paul Behnisch wegen seines polychromen Backsteinmauerwerks.<br />

Es gibt übrigens einen seit 2008 ausgelobten<br />

„Fritz Höger-Preis“ für Backsteinarchitektur, mit dem<br />

die besten Backsteinbauten prämiert werden und mit dem<br />

auch gezeigt werden soll, wie anpassungsfähig an höchste<br />

Ansprüche das Material Backstein ist. Dazu passt, dass<br />

Fritz Höger einmal gesagt hat: „Wenn alle heute lebenden<br />

Backstein-Architekten 500 Jahre leben würden und ständig<br />

mit Aufträgen ausgelastet wären, so würden sie am Ende<br />

ihres Schaffens nach 500 Jahren nicht alle Möglichkeiten<br />

erschöpft haben, die in diesem feinen Material Ziegel verborgen<br />

sind.“<br />

Für die aktuelle Backsteinarchitektur steht für mich<br />

der Schweizer Architekt Mario Botta, der den Backstein<br />

so konsequent wie nur wenige einsetzt. Sein bis jetzt ein-<br />

Möbelrestaurierung l Polituren l Kunstschnitzerei<br />

Intarsien l Flechtwerk l Polsterung l Vergoldung<br />

Werkstatt für Möbelkunst<br />

und Denkmalpflege<br />

Boris Kabanadze l Geprüfter <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong><br />

Ohlauer Straße 42 l 10999 Berlin<br />

Tel.: 030 61 28 79 17 l Fax: 030 69 51 83 01<br />

Mobil: 0172 387 34 01 l E-Mail: borisantik@gmx.de<br />

www.borisantik.de<br />

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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2010</strong>

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