Restaurator im Handwerk â Ausgabe 2/2010 - Kramp & Kramp
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Fertigstellung/<br />
neuverlegter<br />
Fußboden<br />
Verlegeplan der Fliesen nach der<br />
Restaurierung in der originalen<br />
Bestandsordnung<br />
LEGENDE<br />
Fliese restauriert<br />
Fliese rekonstruiert<br />
Bestandskartierung<br />
nach der<br />
Restaurierung<br />
SCHWERINER DOM<br />
RESTAURIERUNG MOSAIKFUSSBODEN<br />
AM<br />
GRABMAL HERZOG CHRISTOPH<br />
AUFTRAGGEBER:<br />
FÖRDERKREIS SCHWERINER DOM E:V.<br />
AM DOM 4<br />
19055 SCHWERIN<br />
AUFTRAGNEHMER:<br />
WERKSTÄTTE SCHELLBACH GBR<br />
ANHALTER STRASSE 26<br />
06847 DESSAU- ROSSLAU<br />
BESTANDSKARTIERUNG<br />
NACH DER RESTAURIERUNG<br />
BEARBEITER: B. u C. SCHELLBACH BLATTNR:: 4 04/2008<br />
ferenzen von bis zu 2 cm aufweisen, war es notwendig,<br />
eine best<strong>im</strong>mte Auswahl an Größen der Neufertigungen<br />
für passgenaue Ergänzungen zwischen den Einzelfliesen<br />
herzustellen<br />
Nach dem Trocknen wurden die Rohlinge glasiert<br />
und bei 1010°C gebrannt, was ungefähr der Brenntemperatur<br />
der historischen Fliesen entspricht. In mehr als<br />
100 Varianten wurde in Abwandlung von 5 Grundglasurversätzen<br />
und durch verschiedenste Glasurauftragsund<br />
Farbtechniken versucht, dem fassettenreichen Farbspiel<br />
der Fliesenvorbilder möglichst nahezukommen. Die<br />
historisch bedingt „unreinen“ Rohstoffe zur Fliesen- und<br />
Glasur-Herstellung, der überlieferte Holzbrand mit all<br />
seinen Zufälligkeiten sowie die schadensbedingten Glasurveränderungen/Glasurkorrosion<br />
können und sollten<br />
nicht <strong>im</strong>itiert werden.<br />
Konzeptionelle Vorleistungen und Verlegevarianten<br />
In der Restaurierungswerkstatt wurden sämtliche restaurierten<br />
originalen Fliesen entsprechend der Kennzeichnung<br />
sowie Bestandskartierung ausgelegt. Zwei Drittel<br />
der originalen Bestandsflächen waren vorhanden. Mit<br />
der Zuordnung von neugefertigten Fliesen wurde ein<br />
Verlegevorschlag erarbeitet. In Abst<strong>im</strong>mung mit dem<br />
Landesamt für Denkmalpflege und dem Domförderkreis<br />
wurde die Verlegeordnung der Fliesen insofern geändert,<br />
dass der ursprüngliche Hell-Dunkel-Wechsel des Mosaikmusters<br />
wieder nachvollziehbar werden konnte. Weiterhin<br />
wurden den Verlustlücken <strong>im</strong> vorderen Teil des<br />
Fußbodens vorrangig historische Fliesen zugeordnet,<br />
aber gleichzeitig auch vereinzelt neugefertigte. Der Anteil<br />
rekonstruierter Fliesen erhöht sich langsam in den<br />
hinteren Fußbodenflächen. Nur so war ein einheitliches<br />
Erscheinungsbild ohne Brüche zwischen neuen und alten<br />
Fliesen <strong>im</strong> Flächenverbund zu gewährleisten.<br />
Die Verlegung des Fußbodens erfolgte anhand von<br />
Mörtelproben mit einem weich eingestellten Trass-Kalk-<br />
Mörtel. Die Fugenbreite von 5 mm<br />
wurde etwas größer als die ursprüngliche<br />
Breite ausgeführt, denn es galt, neben<br />
den verlegetechnischen Aspekten<br />
(Vermeidung von Kantendruck, unterschiedliche<br />
Fliesengröße, deformierte<br />
Fliesen) auch die feuchteregulierende<br />
Funktion der Fuge mit zu berücksichtigen.<br />
Schlussbemerkungen<br />
Die bestandserhaltende Restaurierung/<br />
Konservierung der Keramikfliesen,<br />
einschließlich der farbnuancenreichen<br />
Bleiglasuren, die sensible Anpassung<br />
der Fliesenrekonstruktionen und die<br />
Verlegung des Mosikfußbodens in der<br />
ursprünglichen geometrischen Anordnung<br />
bei ästhetischer Erlebbarkeit farbiger<br />
sowie grafischer Ornamentik war eine anspruchsvolle<br />
Aufgabenstellung, die nur mit schwer messbarem,<br />
persönlichen Engagement zu bewältigen war.<br />
Auch nach der abgeschlossenen Restaurierung bleibt<br />
der kulturhistorisch bedeutsame Fußboden ein sensibles<br />
Ausstattungselement, welcher weiterhin nur behutsam<br />
genutzt werden kann und einer kontinuierlichen Pflege<br />
bedarf. Für uns war dieses Projekt ein Zugewinn zu<br />
den langjährigen restauratorischen Bearbeitungen von<br />
Terrakotten vielfältigster Art, fußend auf gesicherten<br />
Kenntnissen, Fertigkeiten und Erfahrungen.<br />
Anzahl verlegter Fliesen<br />
restaurierte Fliesen<br />
147 quadratische Fliesen<br />
568 trapezförmige Fliesen<br />
gesamt: 712 Fliesen<br />
und 63 geschnittene Fliesen<br />
für Randabschluss<br />
rekonstruierte Fliesen<br />
22 quadratische Fliesen<br />
184 trapezförmige Fliesen<br />
gesamt: 206 Fliesen<br />
und 45 geschnittene Fliesen<br />
für Randabschluss Fußboden<br />
Constanze Schellbach<br />
ist Dipl. Designerin für Keramik- und Glasgestaltung<br />
und <strong>Restaurator</strong>in <strong>im</strong> Stuckhandwerk<br />
Bernhard Schellbach<br />
ist Dipl. Bildhauer<br />
E-Mail: schellbach.alteschule@onlinehome.de<br />
<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2010</strong><br />
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