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Restaurator im Handwerk – Ausgabe 2/2010 - Kramp & Kramp

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zur Rissbildung während des Trocknungsprozesses. Der<br />

Anwender hatte somit die Aufgabe, bei der Herstellung<br />

eines Lehmmörtels die Balance zwischen ausreichender<br />

Bindekraft und geringem Schwundverhalten und geringer<br />

Rissbildung herzustellen.<br />

Lehme können durch vielerlei Dinge verunreinigt<br />

sein, wie Wurzeln, Steine, Kalkknollen und ähnlichem,<br />

die vor dem Verarbeiten entfernt werden müssen.<br />

Lehmmörtel gehört zu den sogenannten Luftmörteln,<br />

die durch Austrocknen erhärten, jedoch durch Wasser<br />

wieder erweichen. Daher wurde er oft <strong>im</strong> Innenbereich<br />

verwendet bzw. <strong>im</strong> Außenbereich mit einem dünnen<br />

Kalkputz überzogen.<br />

Sand<br />

Sand kann nach mehreren Kriterien unterschieden werden,<br />

z. B.<br />

• mineralische Zusammensetzung,<br />

• Größe und Form,<br />

• Herkunft.<br />

Der häufigste Sandbestandteil ist Quarz, der bei Verwitterung<br />

und Zerfall, vor allem bei Tiefengestein wie z.<br />

B. Granit, entsteht. Hinzu kommen Feldspat, Gl<strong>im</strong>mer<br />

und in Spuren diverse Mineralien. Sand konnte gewonnen<br />

werden aus Flussläufen und Gruben. Flusssand hat<br />

durch den gegenseitigen Abrieb ein rundes Korn, Grubensand<br />

ist spitzkörnig (scharfer Sand), geht daher mit<br />

dem verwendeten Bindemittel eine festere Verbindung<br />

ein und wurde daher vorwiegend verwendet. Der runde<br />

Fußsand lässt sich leichter verarbeiten, jedoch neben der<br />

geringeren Verbindungskraft muss dem Mörtel, der mit<br />

Flusssand hergestellt wird, mehr Wasser zugegeben werden,<br />

was sich nach dem Verarbeiten be<strong>im</strong> Austrocknen<br />

negativ bemerkbar machen könnte.<br />

Als Sand bezeichnet man die Gesteinkörnung von<br />

0,063 mm bis 2 mm Größe. Kleinere Fraktionen werden<br />

als Schluf bezeichnet, die Korngröße von 2 mm bis 6,3<br />

mm ist Feinkies.<br />

In der Regel haben viele Sande Schlufanteile, die die<br />

Bindefähigkeit des Mörtels negativ beeinflussen, darüberhinaus<br />

kann Sand auch organische Bestandteile<br />

enthalten. Alle der Bindekraft des Mörtels abträglichen<br />

Bestandteile des Sandes müssen durch Waschen entfernt<br />

werden.<br />

Die Korngröße des Sandes sollte nicht mehr als 30%<br />

der Fugenstärke betragen. Bei zahlreichen Rückbauten<br />

kann man <strong>im</strong>mer wieder die Verwendung von Sand-<br />

Kiesgrößen beobachten, die die Größe der Fugenstärke<br />

aufweisen. Ein ungleichmäßiges Korngefüge des Sandes<br />

<strong>im</strong> Mörtel beugt Rissbildung <strong>im</strong> Mörtel vor.<br />

Wasser<br />

In allen alten Fachbüchern wird als ideales Anmachwasser<br />

für Mörtel Regenwasser genannt, da es frei von Bestandteilen,<br />

die die Mörtelrezepturen verändern, ist bzw.<br />

früher war. Abgeraten wird von Moorwasser, welches<br />

Schwefelsäure enthält, die in der Lage ist, Kalk zu lösen.<br />

Be<strong>im</strong> Lehmmörtel sollte kein salzhaltiges Meerwasser<br />

zur Anwendung kommen.<br />

Zuschlagstoffe<br />

Um die Festigkeit von Mörtel zu erhöhen oder auch<br />

Rissbildungen vorzubeugen, setzte man dem Mörtel<br />

die verschiedensten Stoffe zu. Um be<strong>im</strong> Lehmmörtel<br />

der Rissbildung vorzubeugen, mischte man dem Lehm<br />

gehäckseltes Stroh, in einigen Gegenden (Lüneburger<br />

Heide) geschnittenes Heidekraut unter. Be<strong>im</strong> Kalkmörtel<br />

waren es Tierhaare, welche die Festigkeit erhöhen<br />

und Rissbildungen verhindern sollten.<br />

Durch Zugabe von stark eiweißhaltigen Materialien<br />

wurde die Wasserresistenz des Mörtels erhöht. Dazu<br />

dienten Milchprodukte, Eier, Blut und gemahlene<br />

Weichtiere, wie Muscheln und Schnecken. In einigen<br />

Quellen wird von sozialen Spannungen berichtet, wenn<br />

wohlhabende Bauherren Lebensmittel für ihre Bauten<br />

verwendeten, die der ärmeren Bevölkerung nicht zur<br />

Verfügung standen. Um die Farbe zu verändern wurde<br />

dem Mörtel Ziegelmehl, gemahlene Holzkohle oder<br />

auch Pigmente zugesetzt.<br />

Karl-Heinz Gradert<br />

ist Maurermeister und <strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong>.<br />

E-Mail: famgradert@t-online.de<br />

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<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

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