10.06.2014 Aufrufe

Restaurator im Handwerk – Ausgabe 2/2010 - Kramp & Kramp

Restaurator im Handwerk – Ausgabe 2/2010 - Kramp & Kramp

Restaurator im Handwerk – Ausgabe 2/2010 - Kramp & Kramp

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

aturänderungen je Zeiteinheit möglich waren. Eine<br />

gesetzte Steinreihe nannte man „Blatt“. Unterhalb der<br />

Schürlöcher mussten die Heizschächte, das sog. „Lochblatt“,<br />

gesetzt werden. Eine durch das Schürloch gehängte<br />

Setzlatte ermöglichte den lotrechten Aufbau des<br />

Heizschachtes, der treppenrostförmig ausgebildet sein<br />

musste, damit sich die aufgegebene Kohle gleichmäßig<br />

verteilte.<br />

War eine Kammer fertig gesetzt, so wurde sie mit einem<br />

Papierschieber abgeschlossen, damit die Verbrennungsluft<br />

nicht von der falschen Seite in den Ofen kam.<br />

Danach wurde die Einkarrtür vom Sandtürensetzer mit<br />

zwei Backsteinwänden verschlossen, mit einer isolierenden<br />

Luftschicht dazwischen. Beide Wände wurden<br />

mit einem Sand-Lehm-Wasser- Gemisch, der „Kladde“,<br />

luftdicht verputzt, daher auch der Name Sandtür. Dieser<br />

Putzmörtel ließ sich nach dem Brand wieder bequem von<br />

Brenner bei<br />

Befüllen der<br />

Schürapparate mit<br />

Kohle, die mit<br />

einer Hängebahn<br />

zugefahren wird<br />

Kohle gefüllt werden. Je nach Ofengröße standen 9 bis<br />

18 Schürlochreihen <strong>im</strong> Feuer, und jede Reihe erforderte<br />

eine andere Brennstoffmenge entsprechend der Betriebskurve.<br />

Indem der Brenner vorne eine neue Schürlochreihe<br />

in Betrieb und hinten eine Reihe vom Feuer nahm<br />

und Glocken neu einregelte, entstand der Ofenumlauf.<br />

Eine kleine Nebenbeschäftigung hatte der Brenner<br />

noch. Früher brachten die Ziegeleiarbeiter ihr Essen in<br />

kleinen Blechtöpfen von zuhause mit, die sie vor Schichtbeginn<br />

auf dem Ofen deponierten. Rechtzeitig vor der<br />

Mittagspause stellte der Brenner die Töpfe auf die heißen<br />

Schürlochdeckel, so dass die Arbeiter ihr warmes<br />

Essen hatten.<br />

Wegen des durchgehenden Ofenbetriebs arbeiteten<br />

die Brenner zu dritt in Wechselschicht. Für jeden Brenner<br />

war es Ehrensache, den Ofen bei Schichtwechsel<br />

ordnungsgemäß zu übergeben, d. h. die Brennkurve war<br />

eingehalten, die Schürapparate mit Kohle gefüllt und ein<br />

ausreichender Kohlenvorrat auf dem Ofen. Den Brenner<br />

alten Schlags gibt es nicht mehr, doch das Ziegelfeuer<br />

brennt weiter, nun automatisch gesteuert und geregelt<br />

<strong>im</strong> Tunnelofen und anderen modernen Öfen, getreu dem<br />

Zieglermotto: „Allzeit Gut Brand“.<br />

Blick in eine<br />

Ofenkammer,<br />

in der zwei<br />

Setzer arbeiten<br />

den Steinen entfernen. Der Sandtürensetzer musste für<br />

den Auskarrer die Türen auch wieder öffnen, was ihm<br />

der Brenner dadurch anzeigte, dass er mit einem Rundholz<br />

ein Loch hineinstieß.<br />

Der Auskarrer beförderte die gebrannten Steine auf<br />

den Stapelplatz. Zu seinen Aufgaben gehörte auch das<br />

Entfernen der Asche aus der Ofenkammer. Dabei war<br />

er einem ständigen Temperaturwechsel ausgesetzt, zwischen<br />

der bis zu 50° Celsius heißen Ofenkammer und<br />

der Außenluft, die <strong>im</strong> Winter Minusgrade aufwies. Zum<br />

Schutz vor dem heißen Boden und den scharfkantigen,<br />

heißen Steinen trug der Auskarrer Holzschuhe und<br />

Handleder.<br />

Aufgabe des Brenners war es, das Feuer so mit Brennstoff<br />

zu versorgen und den Ofenzug so zu regeln, dass<br />

eine vorgegebene Temperaturkurve gefahren wurde. Aus<br />

der Helligkeit der <strong>im</strong> Feuer stehenden Steine konnte<br />

ein geübter Brenner die Temperatur auf 5° Celsius genau<br />

abschätzen. Die Kohle wurde anfangs noch durch<br />

Handschüttung, später durch mechanische Schürapparate<br />

aufgegeben. Diese mussten aber noch von Hand mit<br />

Willi Bender<br />

Willi Bender war als Ziegeleiingenieur viele Jahre mit<br />

der Planung von Ziegeleianlagen befaßt.<br />

Arbeitsplatz des<br />

Brenners auf<br />

dem Ringofen<br />

– Blick auf die<br />

Schürapparate<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

61

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!