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Restaurator im Handwerk – Ausgabe 2/2010 - Kramp & Kramp

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auch zu einer einheitlichen Definition der Fugendicke:<br />

Lagerfuge 1,2 cm und Stoßfuge1 cm. Wobei es auch hier<br />

geringfügige Abweichungen gab, indem die Stärke der<br />

Lagerfuge mit 1cm und die der Stoßfuge mit 0,8cm definiert<br />

wurde.<br />

Zwei Methoden der Verfugung<br />

Die einfachere Art der Verfugung geschieht unmittelbar<br />

nach dem Vermauern der Ziegel. Der aus den Fugen<br />

getretene Mauermörtel wird nach dem Ansteifen<br />

abgestrichen, anschließend mit einem Fugeneisen oder<br />

einem Holzspan glatt gestrichen. Soll zur Verfugung ein<br />

anderes Material Anwendung finden als zum Setzen der<br />

Mauerziegel, muss die Fuge mit dem Fugeneisen oder<br />

einem Fugenhölzchen ca. 2 cm tief ausgekratzt werden<br />

und dann mit dem Fugenmaterial verfugt werden. Diese<br />

Verfahrensform kann aber nur gewählt werden, wenn ein<br />

Fugenglattstrich erfolgen soll.<br />

Das sorgfältige Ausfugen nach dem Vermauern hat<br />

den Vorteil, dass der Mörtel, der sich in der Fuge befindet,<br />

noch nicht abgebunden hat und so mit dem eingebrachten<br />

Fugenmaterial eine Verbindung eingehen<br />

kann.<br />

Bündig gestrichene<br />

Fuge<br />

Die oben unterschnittene<br />

Fuge lässt<br />

das Regenwasser gut<br />

ablaufen und erzeugt<br />

eine Schattenwirkung.<br />

Zurückspringende<br />

Fuge (auch Schattenfuge<br />

genannt); bei<br />

dieser Fuge besteht<br />

die Gefahr, dass Regenwasser<br />

auf der Ziegelkante<br />

stehenbleibt<br />

und diese bei Frost beschädigt<br />

oder aber dass<br />

Winddruck das Wasser<br />

in die Fuge drückt.<br />

Nachträgliche Verfugung<br />

Sollen anspruchsvolle Fugenformen ausgeführt werden,<br />

kann eigentlich nur ein nachträgliches Verfugen in Frage<br />

kommen. Das Auskratzen der Fugen sollte möglichst<br />

gleich nach dem Aufmauern erfolgen, wenn der Mörtel<br />

noch weich ist und sich leicht aus den Fugen entfernen<br />

lässt. Ist dagegen der Mörtel schon hart, kann das Auskratzen<br />

nur mit Eisen und Hämmern geschehen, was die<br />

Gefahr in sich birgt, die Mauerziegelkanten zu beschädigen.<br />

Abgesehen davon dauert dies wesentlich länger.<br />

Die Fugen werden ca. 2 cm tief ausgeräumt, dazu<br />

dient ein Fugenholz oder eine Fugenkelle bzw. ein Fugeneisen.<br />

Das Fugenholz hat den Vorteil, dass es den<br />

Mauermörtel unregelmäßig abreißt, sodass der anschließend<br />

eingebrachte Fugenmörtel besseren Halt findet.<br />

Vor der eigentlichen Verfugung sind die Fugen gut zu<br />

reinigen und mit Wasser zu befeuchten. Wie intensiv die<br />

Befeuchtung mit Wasser zu erfolgen hat, ist abhängig<br />

von der Wasseraufnahmefähigkeit der zu verfugenden<br />

Mauerziegel. Ist die sehr hoch, sollte mit Wasser nicht<br />

gespart werden. Ein Ziegel, der eine recht hohe Wasseraufnahmefähigkeit<br />

hat und vor dem Verfugen nicht<br />

ausreichend mit Wasser benetzt wird, würde dem Fugenmörtel<br />

in kurzer Zeit soviel Wasser entziehen, dass<br />

dieser nicht richtig abbinden kann. Der Fugenmörtel<br />

wird bröckelig, rissig und fällt letztendlich heraus.<br />

Hohlkehl- oder<br />

konkave Fuge<br />

V-förmige Fuge<br />

Rippenfuge – eine<br />

sehr schwer auszuführende<br />

Fuge; sie wurde<br />

oft von Schinkel zur<br />

Anwendung gebracht.<br />

Bündige Fuge mit<br />

halbkreisförmigem<br />

Eindruck; der halbkreisförmige<br />

Eindruck<br />

würde früher ähnlich<br />

wie die bündige Fuge<br />

mit V-förmigem<br />

Einschnitt farblich<br />

weiß abgesetzt.<br />

Fugenmörtel<br />

Bei der Neuverfugung einer Ziegelmauer sollte auf jeden<br />

Fall eine Fugenmörtelanalyse durchgeführt werden, damit<br />

die verwendete Korngröße und die Zusammensetzung<br />

des zu verwendenden Fugenmörtels dem ursprünglichen<br />

entsprechen. Die Korngröße des Fugenmörtels<br />

ist ein weiteres wichtiges optisches Element. Verfügt<br />

er über eine fein-, mittel- oder grobkörnige Struktur,<br />

erscheint die Fuge in einem jeweils anderen Bild. Die<br />

Oberflächenstruktur der verstrichenen Fuge wird aber<br />

auch davon best<strong>im</strong>mt, ob der Gegenstand, mit dem die<br />

Fuge verstrichen wird, nass oder trocken ist. Ist das Fu-<br />

Bündige Fuge – mittig<br />

V-förmig eingeschnitten;<br />

die V-förmige<br />

Kerbe wurde oftmals<br />

farblich weiß abgesetzt.<br />

Dachfuge – durch<br />

das Zurückspringen<br />

der Fuge hinter<br />

die Flächen des<br />

Mauerziegels wird<br />

dieser optisch betont;<br />

eine Fuge, die bei<br />

spätromanischen<br />

Kirchenbauten zu<br />

sehen ist und eine<br />

schwache Schattenwirkung<br />

erzeugt.<br />

Konvexe Fuge – tritt<br />

ca. 5-8 mm aus der<br />

Mauerflucht hervor.<br />

<strong>Restaurator</strong> <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> – <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

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