Rosemarie Daumüller - Diakonisches Werk der EKD

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Grußwort Die „Gestaltung eines ansprechenden Zuhauses” ist einer der Programmpunkte des Kurses. Damit kann ein kleiner Beitrag zur Verbesserung der objektiven Situation und der subjektiven Befindlichkeit der Alleinerziehenden geleistet werden. Zahlreiche Untersuchungen, so auch der aktuelle Stuttgarter Gesundheitsbericht, dokumentieren, dass Menschen mit geringen finanziellen Mitteln im Verhältnis zur übrigen Bevölkerung weniger gesund sind. Gesundheitlich belastende Arbeitsbedingungen, eine weniger gesunde Lebensweise und falsche Ernährungsgewohnheiten sind Gründe dafür. Die Kurse bieten daher den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Information und Schulung zum Einkaufen und gesunden Kochen. Mit seiner konzeptionellen Breite ist dieses Modellprojekt ein wichtiger Baustein, der zur Stärkung Alleinerziehender, die sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden, beitragen kann. Ich wünsche Ihnen – auch im Namen von Frau Müller- Trimbusch – für die Tagung interessante Erkenntnisse, einen konstruktiven Austausch und Anregungen für weitere Maßnahmen und Projekte, die zur Verbesserung der Lebenssituation der von Armut betroffenen Bürgerinnen und Bürger beitragen. 8 Diakonie Dokumentation 03/2002
Grußwort Heinz Gerstlauer: Grußwort Sie kommen mit Ihrem Thema und mit Ihrem Focus auf die verarmten Haushalte gerade recht in einer Zeit, in der wieder einmal offen darüber nachgedacht wird, welchen Platz wir armen Menschen anbieten können in unserer Gesellschaft. Offenbar sollen und müssen wir uns entscheiden, wer wir sind: Kunde oder Bürger. Der eine sieht arme Menschen offenbar als Bremse seiner Kauflust, als störendes Element seiner Reise durch die Erlebniswelt Bahnhof oder Innenstadt. Der andere sieht arme Menschen als Teil seiner Welt, seiner Nachbarschaft, seiner Kommune, seiner Gemeinde, seines Wohnquartiers und fragt sich, wie er Not lindern, Selbsthilfe stärken, Verhältnisse ändern und Menschen bei Wegen aus ihrer Armut unterstützen kann. Kunde oder Bürger – wir sind beides. Wir sollten es nicht zulassen, dass wir in Marketingstrategien auf die Rolle des Kunden reduziert werden, die nur eines wollen: ungestört kaufen, kaufen, kaufen. Dass diese Tagung und das dahinter stehende Projekt, der jüngst erschienene Sozialbericht der Stadt Stuttgart und die daraus folgenden Aktivitäten das Thema Armut offensiv angeht, und auf die Tagesordnung setzt und fragt, in welcher Weise betroffenen Menschen – in der Regel Frauen und ihren Kindern – adäquat geholfen werden kann, ist höchst nötig und höchst löblich. Sie werden im Laufe des heutigen Tages die Ergebnisse dieses Armutsberichts präsentiert bekommen. Viele Ergebnisse sind uns bekannt, andere sind uns neu bewusst geworden. • Viele Menschen haben sich offenbar einen Ruck gegeben und sind aufgebrochen aus dem Heer der abhängig Beschäftigten, haben Unternehmen gegründet, sind in die Selbständigkeit gegangen. Einigen ist der Weg geglückt. Aber wir sehen daneben die vielen anderen Selbständigen, die mittlerweile in prekären Verhältnissen, um nicht zu sagen in Armut leben. • Viele Haushalte sind überschuldet. Schon das alltägliche Leben in Stuttgart ist im Vergleich zu anderen Kommunen teuer. Wer Schulden hat lebt auf Kosten seiner eigenen Zukunft und der seiner Kinder. Die Einführung eines privaten Insolvenzrechtes ist eine angemessene Reaktion auf diese Tatsache. Das Angebot einer qualifizierten Schuldnerberatung ist nötig, deren Ausbau und innovative Weiterentwicklung allerdings auch, denn wer Schulden hat, kann nicht ein Jahr warten, bis er in der Beratung dran kommt. • Menschen mit einer positiven Lebenseinstellung, mit einem spirituellen Fundament meistern Lebenskrisen besser als die andern, weil sie gegen alle Erfahrungen der Ausgrenzung, der Abwertung, des Kämpfen müssens noch eine andere Erfahrung haben: Das Wissen und das Gefühl trotz aller Widerspenstigkeiten ein von Gott geliebter Mensch zu sein. Das heißt: Wert geschätzt, willkommen zu sein. Das motiviert Selbstheilungskräfte und gibt Mut, sein Leben in die Hand zu nehmen und eigene Schritte zu tun. Religion nicht als Opium, sondern als Motor der Veränderung. Das sollten gerade wir in der Diakonie uns immer wieder selbst vor Augen halten, wenn wir unsere Konzepte schreiben, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fortbilden, Angebote machen. Das Projekt und dieser Fachtag schließen im Reigen der Hilfeangebote eine Lücke. Es hilft dort, wo Armut nicht mehr versteckt werden kann, sondern gemanagt, gelebt, erlitten, durchkämpft und zwischen Ansprüchen und Begrenztheiten überwunden werden muss: im Haushalt, in den eigenen vier Wänden, in der Familie. Der Erwerb von Haushaltsführungskompetenzen, die früher in den Frauenarbeitsschulen fester Bestandteil vor allem weiblicher Sozialisation und unterrichtlicher Bemühungen gewesen sind, wird mit diesem Projekt neu angeboten und im Sinne einer Kompetenz, und Chancenerweiterung ermöglicht. Spielräume zu gewinnen, Herr bzw. Frau der Dinge zu werden und zu sein schafft nicht nur eine andere materielle Basis, sondern auch ein anderes Bewusstsein und die Freiheit, sich nicht nur um das Geld kümmern zu müssen, sondern sich Freundschaften, der Schule, den Kindern, sich selbst zuwenden zu können. 03/2002 Diakonie Dokumentation 9
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