31.10.2012 Aufrufe

Rosemarie Daumüller - Diakonisches Werk der EKD

Rosemarie Daumüller - Diakonisches Werk der EKD

Rosemarie Daumüller - Diakonisches Werk der EKD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Verarmungsgründe und Armutsprävention bei Privathaushalten<br />

Vermittlung von praktischen<br />

Haushalts- und Familienkompetenzen<br />

Noch einen Schritt weiter als die präventive Einkommens-<br />

und Budgetberatung für alle Privathaushalte, die<br />

ihren finanziellen Spielraum gestalten wollen, geht die<br />

Vermittlung von praktischen Haushaltsführungskompetenzen<br />

für erkennbar armutsgefährdete bzw. armutsnahe<br />

Haushalte. Dazu liegen Erfahrungen aus <strong>der</strong> Arbeit<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Familienpflege sowie aus Projekten<br />

freier Träger für Zielgruppen vor. Die Erfahrungen<br />

aus solchen Projekten werden im Rahmen des vom<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend initiierten Maßnahmenkonzepts zur Armutsprävention,<br />

Bereich „Beiträge hauswirtschaftlicher<br />

Verbände zu einer konzertierten Aktion <strong>der</strong> Armutsprävention”,<br />

umgesetzt.<br />

Die Maßnahmen <strong>der</strong> Praxisprojekte bestehen in <strong>der</strong><br />

Vermittlung von Wissen und <strong>der</strong> Einübung von Fertigkeiten<br />

durch unterschiedliche Zugangsweisen in<br />

Komm- und Gehstrukturen in unterschiedlichem Umfang<br />

und führen teils bis zur Vorbereitung auf den beruflichen<br />

Abschluss als Hauswirtschafter/in. Inhaltlich<br />

zielen die Maßnahmen insgesamt vor allem auf die<br />

Stärkung folgen<strong>der</strong> Kompetenzen: Umgang mit Geld,<br />

Organisation und Planung, Beschaffung, Arbeitstechniken,<br />

Sozialkompetenzen, Umgang mit Behörden.<br />

Der Zeitrahmen <strong>der</strong> Projekte ist unterschiedlich lang:<br />

Er reicht von vier Monaten bis zu drei Jahren.<br />

Für die Auswahl <strong>der</strong> Einzelprojekte und <strong>der</strong>en Einbindung<br />

in die konzertierte Aktion war insbeson<strong>der</strong>e maßgeblich,<br />

dass ein breites Spektrum von Zielgruppen und<br />

Maßnahmen mit unterschiedlichem Umfang und in<br />

verschiedenen Regionen Deutschlands repräsentiert<br />

wird und dass die Träger <strong>der</strong> Projekte für die Fortsetzung<br />

<strong>der</strong> Maßnahme und die Verbreitung <strong>der</strong> Projektergebnisse<br />

Sorge tragen.<br />

Einige Praxisprojekte sind bereits abgeschlossen.<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse zeigt, dass nicht<br />

nur generell die Kompetenzen in <strong>der</strong> Haushaltsführung<br />

gestärkt werden konnten. Weitergehende<br />

Wirkungen sind bei vielen Teilnehmerinnen eine<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Bildungsneigung, bei einzelnen Teilnehmerinnen<br />

die Aktivierung von Erwerbskompetenzen<br />

und bei an<strong>der</strong>en die Stabilisierung <strong>der</strong> Familiensituation,<br />

so dass z.B. in einem Fall die in einem<br />

Heim untergebrachten Kin<strong>der</strong> zurück in die Familie<br />

geholt werden konnten.<br />

Umsetzung von präventiven Maßnahmen<br />

auf kommunaler Ebene<br />

Für die Umsetzung von Maßnahmen <strong>der</strong> Prävention,<br />

insbeson<strong>der</strong>e in den Bereichen Erwachsenenbildung,<br />

Beratung und Vermittlung von praktischen Fähigkeiten,<br />

sind – vor <strong>der</strong> konkreten Planung und Durchführung<br />

<strong>der</strong> Maßnahmen – zunächst zwei Schritte<br />

erfor<strong>der</strong>lich: die Festlegung von Arbeitsstrukturen und<br />

Aufgaben sowie die organisatorische Verankerung und<br />

Flankierung <strong>der</strong> Maßnahmen.<br />

Für die Festlegung von Arbeitsstrukturen und Aufgaben<br />

sind folgende Schritte erfor<strong>der</strong>lich: (1) Verständigung<br />

auf eine bedarfsbezogene regionale Armutsdefinition,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Bestimmung von Zielgruppen<br />

und die Festlegung von Interventionskriterien; (2) Entwicklung<br />

von Arbeitsstrukturen und Maßnahmen zur<br />

Armutsvermeidung und Armutsbekämpfung; dazu gehören<br />

ein Funktions-, ein Inhalts- und ein Strukturkonzept.<br />

Das Funktionskonzept beschreibt die zu erfüllende<br />

Aufgabe bzw. die mit <strong>der</strong> Maßnahme angestrebte<br />

Wirkung. Das Inhaltskonzept beschreibt Art und Weise<br />

des Vorgehens bzw. <strong>der</strong> Information o<strong>der</strong> Hilfe. Das<br />

Strukturkonzept beschreibt die Regeln im Zusammenwirken<br />

<strong>der</strong> Akteure bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Maßnahme;<br />

(3) Einführung von Qualitätssicherung und Konfliktmanagement<br />

für das Zusammenwirken <strong>der</strong> Akteure;<br />

(4) Verabredung von Instrumenten zur Wirkungsanalyse<br />

(Controlling); (5) gemeinsame Erarbeitung<br />

von Verfahren und <strong>Werk</strong>zeugen für Präventions- und<br />

Interventionsarbeit.<br />

Für die Zielgruppenbestimmung seien die beson<strong>der</strong>s<br />

armutsgefährdeten Gruppen genannt: Kin<strong>der</strong>reiche<br />

Familien, allein Erziehende mit ihren Kin<strong>der</strong>n, Migranten-Familien<br />

und Familien mit Langzeitarbeitslosen.<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Zielgruppenerreichung bieten folgende<br />

Institutionen: Einrichtungen <strong>der</strong> Schwangerenberatung<br />

und Vorsorgeuntersuchung, Eltern-Kind-Gruppen,<br />

Wohnungsunternehmen, Versorgungsunternehmen,<br />

Wohnungsamt, Klei<strong>der</strong>kammer, Suppenküche, Tafeln,<br />

Familienhilfe, Kin<strong>der</strong>garten, Schule. Frühindikatoren<br />

für erhöhte Armutsrisiken sind insbeson<strong>der</strong>e die folgenden<br />

Ereignisse: Verlust des Arbeitsplatzes, Abbruch <strong>der</strong><br />

Schul- o<strong>der</strong> Berufsausbildung, schwerwiegende Partnerkonflikte,<br />

Trennung, Erziehungsprobleme, akute<br />

Schulprobleme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, Spiel- und Suchtverhalten,<br />

schwerwiegende Erkrankungen, Miet- und Nebenkostenrückstände,<br />

Rückzug aus Vereinen, Verstöße gegen<br />

die öffentliche Ordnung sowie Haft.<br />

14 Diakonie Dokumentation 03/2002

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!