Rosemarie Daumüller - Diakonisches Werk der EKD
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Verarmungsgründe und Armutsprävention bei Privathaushalten<br />
Vermittlung von praktischen<br />
Haushalts- und Familienkompetenzen<br />
Noch einen Schritt weiter als die präventive Einkommens-<br />
und Budgetberatung für alle Privathaushalte, die<br />
ihren finanziellen Spielraum gestalten wollen, geht die<br />
Vermittlung von praktischen Haushaltsführungskompetenzen<br />
für erkennbar armutsgefährdete bzw. armutsnahe<br />
Haushalte. Dazu liegen Erfahrungen aus <strong>der</strong> Arbeit<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Familienpflege sowie aus Projekten<br />
freier Träger für Zielgruppen vor. Die Erfahrungen<br />
aus solchen Projekten werden im Rahmen des vom<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend initiierten Maßnahmenkonzepts zur Armutsprävention,<br />
Bereich „Beiträge hauswirtschaftlicher<br />
Verbände zu einer konzertierten Aktion <strong>der</strong> Armutsprävention”,<br />
umgesetzt.<br />
Die Maßnahmen <strong>der</strong> Praxisprojekte bestehen in <strong>der</strong><br />
Vermittlung von Wissen und <strong>der</strong> Einübung von Fertigkeiten<br />
durch unterschiedliche Zugangsweisen in<br />
Komm- und Gehstrukturen in unterschiedlichem Umfang<br />
und führen teils bis zur Vorbereitung auf den beruflichen<br />
Abschluss als Hauswirtschafter/in. Inhaltlich<br />
zielen die Maßnahmen insgesamt vor allem auf die<br />
Stärkung folgen<strong>der</strong> Kompetenzen: Umgang mit Geld,<br />
Organisation und Planung, Beschaffung, Arbeitstechniken,<br />
Sozialkompetenzen, Umgang mit Behörden.<br />
Der Zeitrahmen <strong>der</strong> Projekte ist unterschiedlich lang:<br />
Er reicht von vier Monaten bis zu drei Jahren.<br />
Für die Auswahl <strong>der</strong> Einzelprojekte und <strong>der</strong>en Einbindung<br />
in die konzertierte Aktion war insbeson<strong>der</strong>e maßgeblich,<br />
dass ein breites Spektrum von Zielgruppen und<br />
Maßnahmen mit unterschiedlichem Umfang und in<br />
verschiedenen Regionen Deutschlands repräsentiert<br />
wird und dass die Träger <strong>der</strong> Projekte für die Fortsetzung<br />
<strong>der</strong> Maßnahme und die Verbreitung <strong>der</strong> Projektergebnisse<br />
Sorge tragen.<br />
Einige Praxisprojekte sind bereits abgeschlossen.<br />
Die Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse zeigt, dass nicht<br />
nur generell die Kompetenzen in <strong>der</strong> Haushaltsführung<br />
gestärkt werden konnten. Weitergehende<br />
Wirkungen sind bei vielen Teilnehmerinnen eine<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Bildungsneigung, bei einzelnen Teilnehmerinnen<br />
die Aktivierung von Erwerbskompetenzen<br />
und bei an<strong>der</strong>en die Stabilisierung <strong>der</strong> Familiensituation,<br />
so dass z.B. in einem Fall die in einem<br />
Heim untergebrachten Kin<strong>der</strong> zurück in die Familie<br />
geholt werden konnten.<br />
Umsetzung von präventiven Maßnahmen<br />
auf kommunaler Ebene<br />
Für die Umsetzung von Maßnahmen <strong>der</strong> Prävention,<br />
insbeson<strong>der</strong>e in den Bereichen Erwachsenenbildung,<br />
Beratung und Vermittlung von praktischen Fähigkeiten,<br />
sind – vor <strong>der</strong> konkreten Planung und Durchführung<br />
<strong>der</strong> Maßnahmen – zunächst zwei Schritte<br />
erfor<strong>der</strong>lich: die Festlegung von Arbeitsstrukturen und<br />
Aufgaben sowie die organisatorische Verankerung und<br />
Flankierung <strong>der</strong> Maßnahmen.<br />
Für die Festlegung von Arbeitsstrukturen und Aufgaben<br />
sind folgende Schritte erfor<strong>der</strong>lich: (1) Verständigung<br />
auf eine bedarfsbezogene regionale Armutsdefinition,<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Bestimmung von Zielgruppen<br />
und die Festlegung von Interventionskriterien; (2) Entwicklung<br />
von Arbeitsstrukturen und Maßnahmen zur<br />
Armutsvermeidung und Armutsbekämpfung; dazu gehören<br />
ein Funktions-, ein Inhalts- und ein Strukturkonzept.<br />
Das Funktionskonzept beschreibt die zu erfüllende<br />
Aufgabe bzw. die mit <strong>der</strong> Maßnahme angestrebte<br />
Wirkung. Das Inhaltskonzept beschreibt Art und Weise<br />
des Vorgehens bzw. <strong>der</strong> Information o<strong>der</strong> Hilfe. Das<br />
Strukturkonzept beschreibt die Regeln im Zusammenwirken<br />
<strong>der</strong> Akteure bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Maßnahme;<br />
(3) Einführung von Qualitätssicherung und Konfliktmanagement<br />
für das Zusammenwirken <strong>der</strong> Akteure;<br />
(4) Verabredung von Instrumenten zur Wirkungsanalyse<br />
(Controlling); (5) gemeinsame Erarbeitung<br />
von Verfahren und <strong>Werk</strong>zeugen für Präventions- und<br />
Interventionsarbeit.<br />
Für die Zielgruppenbestimmung seien die beson<strong>der</strong>s<br />
armutsgefährdeten Gruppen genannt: Kin<strong>der</strong>reiche<br />
Familien, allein Erziehende mit ihren Kin<strong>der</strong>n, Migranten-Familien<br />
und Familien mit Langzeitarbeitslosen.<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Zielgruppenerreichung bieten folgende<br />
Institutionen: Einrichtungen <strong>der</strong> Schwangerenberatung<br />
und Vorsorgeuntersuchung, Eltern-Kind-Gruppen,<br />
Wohnungsunternehmen, Versorgungsunternehmen,<br />
Wohnungsamt, Klei<strong>der</strong>kammer, Suppenküche, Tafeln,<br />
Familienhilfe, Kin<strong>der</strong>garten, Schule. Frühindikatoren<br />
für erhöhte Armutsrisiken sind insbeson<strong>der</strong>e die folgenden<br />
Ereignisse: Verlust des Arbeitsplatzes, Abbruch <strong>der</strong><br />
Schul- o<strong>der</strong> Berufsausbildung, schwerwiegende Partnerkonflikte,<br />
Trennung, Erziehungsprobleme, akute<br />
Schulprobleme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, Spiel- und Suchtverhalten,<br />
schwerwiegende Erkrankungen, Miet- und Nebenkostenrückstände,<br />
Rückzug aus Vereinen, Verstöße gegen<br />
die öffentliche Ordnung sowie Haft.<br />
14 Diakonie Dokumentation 03/2002