Rosemarie Daumüller - Diakonisches Werk der EKD
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Grußwort<br />
Karin-Renate Quessel: Grußwort<br />
Vielen Dank für die Einladung zu Ihrer Tagung zur<br />
Armutsprävention. Zunächst überbringe ich Ihnen die<br />
Grüße <strong>der</strong> Bundesministerin für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend, Dr. Christine Bergmann, und sage<br />
Ihnen Dank für Ihren Einsatz für Menschen in schwierigen<br />
Lebenssituationen.<br />
Mit dieser Tagung präsentieren Sie die Ergebnisse des<br />
Stuttgarter Projektes „Das bisschen Haushalt...”. Sie<br />
wollen sich mit den Erkenntnissen <strong>der</strong> Armutsforschung<br />
auseinan<strong>der</strong>setzen sowie aufgrund des Sozialberichtes<br />
<strong>der</strong> Stadt Stuttgart überlegen, wie die in <strong>der</strong> Praxis<br />
gesammelten Erfahrungen in die Sozialplanung und in<br />
die soziale Arbeit einer Großstadt einfließen können.<br />
Mit Ihrer Fachtagung zur Armutsprävention greifen<br />
Sie nicht nur ein aktuelles Thema <strong>der</strong> sozialen Arbeit,<br />
son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Politik auf. – Eine Aufgabe, die auf<br />
Bundes- Landes- und insbeson<strong>der</strong>e auf kommunaler<br />
Ebene verfolgt werden muss, wenn man Familien im<br />
Alltag unterstützen will.<br />
Die wirtschaftlichen Lebensverhältnisse von Familien<br />
sind nicht einheitlich. Sie sind abhängig z. B. von <strong>der</strong><br />
beruflichen Qualifikation und <strong>der</strong> Erwerbsbeteiligung<br />
<strong>der</strong> Eltern, von Lebensstilen und Lebensformen, von<br />
<strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und von familialen Phasen, auch<br />
von Vermögen und Erbschaften.<br />
Viele Familienhaushalte befinden sich in einem Prozess<br />
ständiger Anpassung an verän<strong>der</strong>te Lebenslagen.<br />
Neben den Familien, die Sozialhilfe beziehen, vergrößert<br />
sich in beträchtlichem Umfang die Gruppe <strong>der</strong><br />
Familien, <strong>der</strong> es gerade noch gelingt, den Alltag wirtschaftlich<br />
zu bewältigen. Für diese Gruppe stellt sich<br />
die Anpassung an aktuelle Erfor<strong>der</strong>nisse als eine<br />
schwierige Daueraufgabe dar.<br />
Es kann festgestellt werden: Bevor Armut eintritt, gibt<br />
es wirtschaftlich labile Lebenslagen des so genannten<br />
„prekären Wohlstands”. Weil <strong>der</strong> Armut destabilisierende<br />
Entwicklungen und prekäre Lebenslage vorangehen,<br />
sind Strategien <strong>der</strong> Armutsvermeidung ebenso<br />
wichtig wie Strategien <strong>der</strong> Armutsbekämpfung.<br />
Es bleibt in <strong>der</strong> Verantwortung des Staates, durch Transferleistungen<br />
Einkommensungleichheit zu verringern<br />
und vor Einkommensarmut zu schützen. Die in dieser<br />
Legislaturperiode bereits durchgesetzten Verbesserungen<br />
beim Kin<strong>der</strong>geld und Erziehungsgeld waren notwendig.<br />
Die Bundesregierung hat weitere Verbesserungen<br />
beim steuerlichen Familienleistungsausgleich in<br />
Aussicht gestellt. Aber auch das weitere System <strong>der</strong><br />
staatlichen Transferleistungen in Deutschland trägt<br />
dazu bei, Einkommensungleichheit zu verringern bzw.<br />
bedeutet Unterstützung für Familien auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong><br />
materiellen Ressourcen. Zu nennen sind hier z. B.<br />
Unterhaltsvorschüsse bei einem Ausfall von Kindesunterhaltszahlungen,<br />
Wohngeld und Leistungen <strong>der</strong> Sozialhilfe.<br />
Bei allen Maßnahmen gilt es, immer ein umfassendes<br />
Lebenslagenkonzept im Blick zu haben, das <strong>der</strong> Ausdifferenzierung<br />
von Lebensformen und Lebensstilen<br />
privater Haushalte gerecht wird.<br />
Prekäre Lebenslagen und Armut von Familien haben<br />
viele Gesichter. Geför<strong>der</strong>t haben diesen Wahrnehmungsprozess<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Armutsuntersuchungen<br />
des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Kooperation<br />
mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, die<br />
Untersuchungen des Deutschen Caritasverbandes und<br />
des Diakonischen <strong>Werk</strong>es sowie das im Auftrag <strong>der</strong><br />
Arbeiterwohlfahrt vom Institut für Sozialarbeit und<br />
Sozialpädagogik durchgeführte Forschungsprojekt<br />
„Armut bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen”. Das Wissen<br />
um die Entstehung sozialer Notlagen und ihre konkreten<br />
Auswirkungen auf die Familien eröffnet die Möglichkeit,<br />
in Kooperation mit den Verbänden Maßnahmen<br />
<strong>der</strong> Armutsprävention und Strategien <strong>der</strong><br />
Armutsbekämpfung zu initiieren und neue Ansätze <strong>der</strong><br />
Feldarbeit zu erproben.<br />
Die Initiativen von Verbänden und gesellschaftlichen<br />
Gruppen hat das BMFSFJ in einem Maßnahmenkonzept<br />
zusammengefasst, das durch entsprechende Forschung<br />
begleitet wird. Als Beispiel sei hier die qualitative<br />
Tiefenstudie <strong>der</strong> Universität Gießen (Lehrstuhl für<br />
Wirtschaftslehre des privaten Haushaltes und Famili-<br />
4 Diakonie Dokumentation 03/2002