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S 33<br />
<strong>Christus</strong> <strong>Elf</strong> <strong>Visionen</strong><br />
8<br />
Die Waise<br />
Sie trollten sich. Es war ein schlecht Begängnis,-<br />
die letzte Klasse. Keine Glocke klang.<br />
Die Kleine sann: Lang war die Mutter krank,<br />
durch Jahre war die Stube ihr Gefängnis.<br />
Sie sagten Alle heute: Gott sei Dank -<br />
sie ist erlöst. - Ihr aber war so bang<br />
vor einem unerklärlichen Verhängnis.<br />
Ja, und was jetzt? Sie haben sie verscharrt.<br />
Du lieber Gott, was ist doch gar so hart<br />
der feuchte Hügel da von Schutt und Steinen.<br />
Und Mütterchen war doch gewohnt an Leinen<br />
als weiches Lager. Und ihr kommt ein Weinen.<br />
Warum sie sie so schlecht gebettet haben?<br />
Warum in dumpfe, schwarze Erde graben<br />
was hoch im Himmel helle Heimat hat? -<br />
Der Himmel! Das muß eine Märchenstadt<br />
mit goldnen Kuppeln sein und weißen Gassen,<br />
dort ist nur Licht und Liebe - nicht zu fassen,<br />
und niemand ist dort traurig und verlassen,<br />
und selig Singen ist dort alles Tun.<br />
Ein Stern ist Spielzeug wie das weiße Schaf,<br />
mit dem die Kleine wohl zu spielen traf,<br />
und ist dort oben eins besonders brav,<br />
darfs in des Mondes Silberwiege ruhn,<br />
verkrochen in der Wolken Flockenflaum.