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S 48<br />
<strong>Christus</strong> <strong>Elf</strong> <strong>Visionen</strong><br />
Er aber stand so einsam ernst und groß<br />
am Fuß der stolzen Treppe der Giganten,<br />
und seiner Blicke dunkle Bogen spannten<br />
sich nach dem Fenster, dessen Flächen brannten:<br />
sie heißen es das Fenster Pellico`s.<br />
Er nickte leise, so als stände jener<br />
noch dort, der einst in ewig öder Haft<br />
ergeben wie ein echter Nazarener<br />
verzichtete auf Zorn und Kampf und Kraft.<br />
Vielleicht giebt er den Gruß zurück und rafft<br />
des Vorhangs Falten. Wenn noch seinen Namen<br />
Verliebte, (die) des Wegs vorüberkamen,<br />
zusammenträumen mit den Sündendramen,<br />
erschien er hoch im heißen Fensterrahmen,<br />
er lächelte das Lächeln einer zahmen<br />
in Fesseln müd gewordnen Leidenschaft. -<br />
Und jener unten lächelte es mit.<br />
Dann stieg er stufenan mit scheuem Schritt<br />
und stand oft still, im vollen Abendscheine,<br />
drin die Arkaden, wie versteinte Haine,<br />
zu harren schienen, daß er sie durchweine,<br />
so traurig war er; denn es war der Eine,<br />
der immer dankte, wenn er sprach: ich litt.<br />
Sein Haupt war schwer, und schweren Fußes ging<br />
er in die leeren Marmorbogengänge,<br />
an denen wie vergessenes Gepränge<br />
der rote, raschverwelkte Abend hing.