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Christus, Elf Visionen.

Rainer Maria Rilke, Christus Elf Visionen

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S 44<br />

<strong>Christus</strong> <strong>Elf</strong> <strong>Visionen</strong><br />

"Jehova - weh, wie hast du mich mißbraucht,<br />

hier wo der treuste ruht von deinen Knechten,<br />

hier will ich, greiser Gott, jetzt mit dir rechten! -<br />

Denn um mit dir zu kämpfen kam ich her.<br />

Wer hat dir Alles denn gegeben, wer? -<br />

Der Alten Lehre hatte mancher Speer<br />

aus Feindeshand ein blutend Mal geschlagen, -<br />

da brachte ich mein Glauben und mein Wagen,<br />

da ließ ich neu dein stolzes Gottbild ragen<br />

und gab ihm neue Züge, rein und hehr.<br />

Und in der Menschen irres Wahngewimmel<br />

warf deinen Namen ich - das große "Er" .<br />

Und dann von tausend Erdensorgen schwer<br />

stieg meine Seele in den hohen Himmel,<br />

und meine Seele fror; denn er war leer.<br />

So warst du niemals - oder warst nicht mehr,<br />

als ich Unsel`ger auf die Erde kam.<br />

Was kümmerte mich auch der Menschheit Gram,<br />

wenn du, der Gott, die Menschen nicht mehr scharst,<br />

um deinen Thron. - Wenn gläubiges Gefleh<br />

nur Irrsinn ist, du nie dich offenbarst,<br />

weil du nicht bist. - Einst wähnt` ich, ich gesteh,<br />

ich sei Stimme deiner Weltidee........

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