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S 49<br />
<strong>Christus</strong> <strong>Elf</strong> <strong>Visionen</strong><br />
Ihn fröstelte, und hastig ward sein Schreiten,<br />
das bang erklang im hallend langen Gang.<br />
Vor seiner eignen Lehre war ihm bang:<br />
vor jener Lehre der Vergänglichkeiten.<br />
Sie wuchs um ihn in säulenstarrem Hohne:<br />
so wächst der Zorn dem rachgieren Sohne,<br />
der aus des greisen Vaters feiger Frohne<br />
zu eignem Wort und eignem Weh sich wand.<br />
Er lief zuletzt. Und wie gerettet stand<br />
er endlich still auf einsamem Balkone<br />
und lauschte, was in langem, leisem Tone<br />
die matte Woge sang dem Abendland.<br />
Da knistert neben ihm ein Schleppgewand:<br />
und bei ihm kniet in hoher Mützenkrone<br />
mit weißem Bart ein purpurner Patrone,<br />
und leise faltet sich die Hand zur Hand.<br />
Und Jesus nickt und fragt den alten Mann:<br />
"Schwarz ist der Hafen. Wo sind eure Feste?<br />
Giebts keine Gäste mehr? An die Paläste<br />
legt niemals mehr der bunte Jubel an?<br />
Ich warte schon so lange, wo sind sie<br />
die mich verehrt, die wundersamen Alten<br />
mit Silberbärten, lang und tiefgespalten -<br />
die Vendramin und Papadopoli.<br />
Ich weiß: die Nacht bewohnt in euren kalten<br />
Palästen jetzt das beste Prunkgemach.