Christus, Elf Visionen.

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Christus Elf Visionen
Ein andermal sah sie nachlässig aus, leicht übergewichtig, eine Bohemienne in
Baumwollkleid und Sandalen, mit zerzausten Haaren, etwas sinnlichen Zügen, das
offene Gesicht stets neuen Entdeckungen zugewandt.
In ihrer wechselnden Erscheinung spiegelte sich gleichsam die Vergangenheit dieser
außergewöhnlichen Frau, die immer wieder verblüffende Seiten offenbarte. Man
spürte bei ihr einen starken Quell geistiger Kraft, der von Kindheit an mit Sexualität
und deren Verweigerung durchmischt war.
Louise von Salomé, die Tochter eines deutschen Generals in russischen Diensten, war
mit fünf Brüdern im Viertel der Ministerien und Botschaften St. Petersburgs
aufgewachsen und insofern fürs Leben gezeichnet, als sie zwei gegensätzlichen
Welten angehörte.
Den Verlauf und Ausgang dieser Liebesgeschichte kenne wir ja. Jedenfalls war ihr
Essay ein wichtiger Schritt der Bestätigung von Rilkes Christus Visionen.
Russland Reisen. In den Jahren 1899 und 1900 unternahmen sie dann gemeinsam
Reisen nach Russland, die Rilke ebenfalls sehr beeindruckten, er wollte Russe sein
und brachte dies auch in seiner Kleidung mit zum Ausdruck. Über seiner Weste, trug
er ein großes sichtbares Andreaskreuz.
Rudolf Kassner schrieb einmal über Rilkes Auftreten: Es war leicht einzusehen, daß
er damit, mit so einer priesterlichen Weste, darüber das russische Andreas-Kreuz
hing, die Weltlichkeit des Smokings einigermaßen aufheben oder auch ein wenig
herabsetzen und seinem Aussehen etwas Priesterliches oder doch Dichterisches
verleihen wollte.
Die erste, kürzere (25. April bis 18. Juni 1899) noch in Begleitung von
Friedrich Carl Andreas, dem Ehemann von Lou Andreas Salomé, einen deutschen
Iranist und Orientalist.
Der Ehemann Lous, Friedrich Carl Andreas. (Wikipedia)