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S 86<br />
<strong>Christus</strong> <strong>Elf</strong> <strong>Visionen</strong> - Ahasver<br />
Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht<br />
Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht,<br />
dann geht er schweigend mit ihm aus der Nacht.<br />
Aber die Worte, eh jeder beginnt,<br />
diese wolkigen Worte, sind:<br />
Von deinen Sinnen hinausgesandt,<br />
geh bis an deiner Sehnsucht Rand;<br />
gieb mir Gewand.<br />
Hinter den Dingen wachse als Brand,<br />
dass ihre Schatten, ausgespannt,<br />
immer mich ganz bedecken.<br />
Lass dir Alles geschehn: Schönheit und Schrecken.<br />
Man muss nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste.<br />
Lass dich von mir nicht trennen.<br />
Nah ist das Land,<br />
das sie das Leben nennen.<br />
Du wirst es erkennen<br />
an seinem Ernste.<br />
Gieb mir die Hand.<br />
Rainer Maria Rilke<br />
4.10.1899, geschrieben zu Berlin-Schmargendorf.<br />
Auch das sind Worte von Rainer Maria Rilke.<br />
Wichtig wäre noch die Angelegenheit mit dem ewigen Juden, dem ewig Reisenden,<br />
der, der im Jahrmarkt S41 [1] von Rainer Maria Rilke beschriebene Ahasver ist, ein<br />
wenig aufzuklären, ebenso wie viele andere Begebenheiten, wie "Judenfreidhof" etc.,<br />
die in den <strong>Christus</strong> Versionen etwas verwirrend erscheinen.<br />
War Rainer Maria Rilke ein Antisemit? Nein genau so wenig wie ein Antichrist.<br />
Die Geschichte "Der ewige Jude" ist Uralt und hat verschieden Gesichter und<br />
Facetten und wenn man sie genau nimmt geht sie bist auf das Biblische Drama von<br />
Kain und Abel zurück.<br />
Die Legende tauch in der Literatur, in der Bildenden Kunst in Musik, Film, Märchen<br />
und Legenden, in biblischen Anknüpfungspunkten, Romanen, Dramen etc; auf.<br />
Karl Kraus ein Zeitgenosse Rilkes zitiert diesen Ahasver folgend:<br />
"Der Reisende »sieht sich die Welt an«: aber das hat zur Folge,<br />
daß er sich die einzige Welt, die wirklich ist, nämlich seine eigene, niemals ansieht!<br />
Deshalb hat auch die Legende für die größte Sünde, die Ahasver beging,<br />
als er dem guten Heiland das Dach verweigerte,<br />
die schrecklichste Strafe ersonnen und<br />
ihn zum ewigen Weltreisenden gemacht." Karl Kraus, 1874 bis 1936.