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„Dir kann tatsächlich ein Besoffener<br />
mit der Spritze im Arm in den Rücken fallen.“<br />
Hart rockend. Sexy. Melancholisch. Romantisch. Und düster. Irgendwie sind<br />
Lord Of The Lost all das. Und sie haben Erfolg damit – zurzeit mehr denn<br />
je. Mit ihrem vierten Studioalbum From The Flame Into The Fire schafften<br />
sie es im Frühling auf Platz 18 der Charts. Und wo die Herren aus St. Pauli<br />
momentan auftauchen, sorgen sie für Trubel und Fanansammlungen. Die<br />
Undergroundnische haben sie spätestens 2014 verlassen. Dabei treibt<br />
Sänger Chris Harms mit unterschiedlichen Projekten bereits seit Jahren<br />
sein Unwesen in der Musikszene. Nach einigen Festivalauftritten sind die<br />
Jungs gerade auf Tour.<br />
<strong>Orkus</strong>: Ziemlich ausdauernd, meine Herren. Ist der Erfolg nun Genugtuung, Glück –<br />
oder was bedeutet er euch?<br />
Chris Harms: Für mich war etwas immer dann erfolgreich, wenn es sich gut angefühlt<br />
hat, wenn es in der Summe bergauf ging. Nur weil es jetzt ein bisschen schneller geht,<br />
habe ich nicht das Gefühl, dass es auf einmal cool ist und es vorher nicht so war. Du<br />
kannst bestimmte Dinge nicht beeinflussen – egal wie hart und gut du arbeitest. Ich<br />
bin ein Mensch, der sehr realistisch denkt und zufrieden ist mit dem, was er hat. Ich<br />
bin zwar sehr strebsam, aber niemand, der den Erfolg erzwingen will oder ohne ihn<br />
nicht kann. Und ich bin mir der Vergänglichkeit der Sache auch voll bewusst.<br />
O: Baut das Druck auf, oder ist das Anreiz?<br />
CH: Ich bin nicht der Typ, der sich darauf ausruht und denkt: „Jetzt muss ich nichts<br />
mehr machen.“ Im Gegenteil: Erfolg spornt an.<br />
O: Gab es auch eine Zeit, in der du dich hinterfragt und gedacht hast: „Vielleicht sollte<br />
ich doch einen anderen Weg einschlagen...“?<br />
CH: Nein, weil das nicht möglich gewesen wäre. Ich habe ja parallel immer einen<br />
anderen Weg eingeschlagen, arbeite als Tontechniker, Songwriter und Produzent.<br />
O: Aber fernab der Musik?<br />
CH: Das ginge nicht. Ich wäre todunglücklich ohne die Musik. Vielleicht wäre ich jetzt<br />
reich, hätte ich mich dazu entschieden, Anwalt, Notar oder Steuerberater zu werden,<br />
aber ich wäre unglücklich und wahrscheinlich extrem drogenabhängig, um damit<br />
klarzukommen. (lacht)<br />
O: Wie habt ihr Platz 18 gefeiert?<br />
CH: Ganz spontan. Auf dem Kiez bei Gretel & Alfons, das ist auf der Großen Freiheit,<br />
eine der ältesten Bars auf dem Kiez, eine alte Seemannsspelunke. Dort spielen sie<br />
auch mal Wolle Petry. Normalerweise sitzen da nur Leute über 50 Jahre, aber wir<br />
gehen sehr gern hin. Es ist so entspannt. Nicht Rock, nicht Metal, einfach lustig. So<br />
richtig Hamburg. Eigentlich wollten wir nur ein kleines Bierchen trinken...<br />
O: Und dann?<br />
CH: ... dann war es drei Uhr morgens. Es endete, wo es begonnen hatte: bei Gretel<br />
& Alfons.<br />
<strong>Orkus</strong>! - 19