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Heimatærde • MG<br />
Feuerschwanz • MG<br />
Spetsnaz • MG<br />
Letzte Instanz • MG<br />
Die Krupps • CS<br />
De/Vision • CS<br />
Hocico • CS<br />
Deine Lakaien • CS<br />
Faun • CS<br />
lassen uns kaum Verschnaufpausen. In eine ähnliche, jedoch weniger elektronische<br />
Kerbe zielen Feuerschwanz. „Lasst uns gemeinsam ein Gelage feiern.“ Diese<br />
Ansage ist so klar und deutlich, dass es niemandem schwerfällt, der Aufforderung<br />
nachzukommen. Das illustre Trüppchen um Hauptmann Feuerschwanz schafft es,<br />
das M’era Luna-Publikum vom ersten Moment an in seine frivole Welt zu entführen<br />
und alle zum fröhlichen Tänzchen zu animieren. Dass Granaten wie Wir lieben<br />
Dudelsack oder Wunsch ist Wunsch von der Menge lauthals mitgegrölt werden, ist<br />
Ehrensache.<br />
Kontrastprogramm erhaschen wir derweil auf der Hangar Stage, wo microClocks<br />
den Synthiepop-Charme der Achtziger zu frischem Leben erwecken. Wem das eher<br />
krachende Schauspiel auf der großen Bühne zu bunt wird, der ist mit dem Trio aus<br />
dem Ruhrgebiet wirklich bestens bedient, wird uns doch bei feinsten elektronischen<br />
Umschmeichelungen der Start in den zweiten Festivaltag wesentlich schonender<br />
beigebracht. Eine willkommene Abwechslung und zugleich für viele eine spannende<br />
Erfahrung sind Euzen aus Kopenhagen, die mit ihrer experimentellen Mischung<br />
aus rockigen Elementen, verträumtem Pop-Hauch und unabhängiger Klangkunst<br />
überzeugen. Die bildhübsche, zarte Frontfrau mit dem überlangen Haar, die mal<br />
die Arme weit ausbreitet, mal wie der sterbende Schwan in sich zusammenfällt,<br />
schöpft Lied für Lied stimmlich aus dem Vollen und berührt, bewegt, verstört und<br />
verzaubert. Alles andere als sanft und hübsch geht es mit Ambassador21 weiter,<br />
die im Hangar die Anarchie ausrufen und in ihrer Aktivität kaum zu bremsen sind.<br />
Hart und kompromisslos zersetzen die künstlerisch-chaotischen Sounds unsere<br />
Hirnwindungen und pflanzen uns ihre eindringlichen Botschaften ein. Für jedermann<br />
und jederfrau ist das, was das weißrussische Duo hier vom Parkett lässt, gewiss<br />
nicht, findet im Publikum aber genau jene, die empfänglich dafür sind. Welch<br />
unterhaltsamer, musikalischer Krieg, der vorrangig schreiend geführt wird und<br />
glücklicherweise kein einziges Opfer fordert! Für feinsten Electro Pop aus der Feder<br />
von Sven Friedrich wird der Hangar beim Solar Fake-Auftritt regelrecht gestürmt,<br />
und zum ersten Mal am heutigen Tage wird es richtig voll. Der Jubel ist groß, als<br />
der sympathische Frontmann vor die Menge tritt, und vom ersten Ton an frisst sie<br />
ihm aus der Hand und stillt die Gier bei Titeln wie Reset to default oder Here I stand.<br />
Natürlich schmachten die Fans ihren Helden während der 35-minütigen Show nicht<br />
bloß tatenlos an, sondern feiern jeden einzelnen Moment, als wäre es der letzte.<br />
Darkhaus rufen kurz später noch mal ein ganz anderes Publikum vor die Main Stage.<br />
Mit ihrem Düsterrock, der stellenweise auch poppig anmutet, sorgt die multikulturelle<br />
Combo dafür, dass wir uns nicht nur ausgelassen zu Stücken wie Drive oder Ghost<br />
bewegen, sondern immer wieder die Hände hoch in den Himmel reißen. Für viele<br />
sind die Durchstarter offensichtlich eine wirklich positive Überraschung auf dem<br />
diesjährigen M’era Luna. Nicht weniger rockig, dafür mit allerlei mittelalterlichem<br />
Klang legen Letzte Instanz nach. Als die ersten sanften Glockenspielnoten<br />
beginnen, sich nach und nach ein düsteres Rumoren und Grollen dazugesellt und<br />
die Truppe aufs Podium marschiert, gibt es kein Halten mehr. „Diese Welt soll sich<br />
bewegen“, singt Holly Loose voller Inbrunst in die immer stärker grau zuziehenden<br />
Wolken, und bewegen tut sich die heimelige M’era Luna-Welt auf jeden Fall... und<br />
zwar unentwegt. Nicht nur vor der Bühne, auch auf ihr wird zu Größen à la Flucht ins<br />
Glück fröhlich gefiedelt, getrommelt, und Benni Cellini schwingt sein langes Haar im<br />
Takt, während er gefühlvoll sein Cello bearbeitet. Auch wenn die begnadeten Folk<br />
Rocker schon ein fester Teil von Events dieser Art sind, müde werden wir ihrer Shows<br />
nie. So viel steht fest!<br />
„Habt ihr Bock auf Party?“ Natürlich kann diese Frage vor der Hangar Stage jeder<br />
mit einem klaren „Ja“ beantworten, bleibt einem doch bei der treibenden Show von<br />
[x]-Rx kaum etwas anderes übrig. In schwarzen Westen stolzieren die Jungs über<br />
den ausreichend beleuchteten Schauplatz und heizen der Menge ordentlich ein.<br />
Hart, laut und kompromisslos! Es dauert nicht lange, bis sich die Stimmung vollends<br />
überschlägt und das Publikum in eine einzige tanzende Masse verwandelt, die<br />
einfach nicht stoppen möchte. Wahnsinn! Tanzbar geht es auch mit Spetsnaz weiter,<br />
allerdings findet man nun wieder mehr waschechte EBMler unter den Gästen. Zu den<br />
klackernden Beats des schwedischen Gespanns fangen die Beine direkt zu zappeln<br />
und zu stampfen an. Vor allem der Kracher Allegiance wird in der ersten Hälfte der<br />
Show so stark betanzt, dass der aschgraue Hangarboden unter den sich bewegenden<br />
Füßen fast zu beben beginnt. Aber nicht nur vor, sondern auch auf der Bühne steht<br />
der Spaßfaktor im Zentrum, genießen die beiden Herren doch sichtlich das, was sie<br />
dort tun, und entzünden ein veritables Feuer, das sich zwischen BesucherInnen und<br />
Band immer wieder neu entfacht! Mit authentischen Mariachi-Klängen legen Hocico<br />
nach und erzeugen durch dieses spaßige Intermezzo erst einmal ein Schmunzeln,<br />
das durch die ganze Menge geht. Doch wer Unterhaltungsgenie Erk Aicrag kennt,<br />
der weiß, dass die eigentliche Show erst noch beginnen wird. Und so ist es... Der<br />
sympathische Mexikaner feuert mit Stücken wie Forgotten tears oder Poltergeist einen<br />
Hit nach dem anderen in die ausflippende Meute und verausgabt sich, wie gewohnt,<br />
auch selbst bis aufs Letzte.<br />
Unterdessen leisten Die Krupps auf der Main Stage echte Pionierarbeit und entführen<br />
uns gedanklich in graue Industrielandschaften, wo der Ton hart, die Ansage klar und<br />
deren Umsetzung kompromisslos ist. Ob Der Amboss, To The Hilt oder Fatherland... die<br />
Party, die zu den treibenden Beats beliebter Klassiker steigt, scheint keine Grenzen<br />
zu kennen. Nicht nur die Fans, sondern auch Jürgen Engler und seine Mannen sind<br />
bester Laune und erzeugen eine so energiegeladene und freudig auffordernde<br />
Atmosphäre, wie es keine zweite geben kann. Aus der staubigen Industriewüste<br />
entführen uns Faun anschließend in eine fremde, verträumte Welt, die durch<br />
92 - <strong>Orkus</strong>!