Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Gründungsjahr: 2008<br />
Herkunftsland: Schweden<br />
Internetseite: www.tyredeyes.com<br />
Aktuelles Album: Elevator<br />
Line-Up:<br />
Martin Toresson – Gitarre, Gesang<br />
Johanna Hellqvist – Gitarre, Gesang<br />
Oscar Brask – Gitarre, Keyboard<br />
Erik Toresson – Bass<br />
Joel Bjurbo – Schlagzeug<br />
„Jedes Stück<br />
enthält mindestens einen Diebstahl...“<br />
<strong>Orkus</strong>: Du möchtest einem früheren und nun<br />
wiedergetroffenen Schulfreund von eurer Musik<br />
erzählen. Wie würdest du sie ihm erklären, ohne<br />
ihm etwas vorspielen zu können?<br />
Erik Toresson: Der Sound eines<br />
Meistergitarristen, welchen man zum<br />
Schlagzeuger degradiert und zum Trommeln<br />
verdonnert hat, legt das stabile Fundament,<br />
während ein Bassist melodische, aber<br />
verzerrte Riffs spielt, ein Gitarrist energetische<br />
Akkorde raushaut und der andere schöne<br />
Melodielinien zupft, durchtränkt von Effekten.<br />
Außerdem gibt es zwei Leute am Mikrophon.<br />
O: Wie entstand die Idee zum Titel des Albums?<br />
ET: Unser Debut hieß The Piercing Stare, The<br />
Thousand Lies, und jetzt beim zweiten Album<br />
wollten wir uns davon deutlich unterscheiden.<br />
Vor allem musikalisch, indem wir bessere<br />
Songs schreiben und sie mit mehr Anstrengung<br />
aufnehmen, aber auch durch einen kurzen und<br />
direkten Namen. Der Titel Elevator ist im Sinne<br />
von „etwas Erhebendem“ gemeint, nicht als<br />
Aufzug in einem Gebäude.<br />
O: Wie kam es zur Idee für das Covermotiv?<br />
ET: Wir kontaktierten den wunderbaren<br />
Künstler Sonny Kay, mit dem wir beim Artwork<br />
unserer letzten Veröffentlichung Ghost EP<br />
zusammengearbeitet hatten. Wir sind große<br />
Fans seines Schaffens und waren hocherfreut,<br />
als er uns seinen Vorschlag für dieses Album<br />
präsentierte. Es war Liebe auf den ersten Blick<br />
und passt gut zum Titel und der Musik.<br />
O: Welche zwei Songs des neuen Albums<br />
bedeuten dir inhaltlich besonders viel?<br />
ET: An erster Stelle würde ich sagen: Lunar<br />
Escapade. Hier habe ich zum ersten Mal ein Lied<br />
mit einer richtigen Geschichte geschrieben.<br />
Obendrein unterstreicht das Video den Text<br />
sehr schön. Zweitens sind die Lyrics zu The<br />
Mountaineer sehr wichtig, zumindest für mich<br />
persönlich, denn das Stück erzählt über einen<br />
Freund von uns, der letztes Jahr bei einem<br />
Lawinenunglück ums Leben gekommen ist.<br />
Wir waren auf Tournee und sollten nach einer<br />
Show in Salzburg den folgenden Tag freihaben.<br />
Geplant war ein kleiner Abstecher, um ihn in<br />
Chamonix zu besuchen, wo er das vorige Jahr<br />
verbracht hatte. Eine Stunde vor dem Auftritt<br />
saßen wir gerade beim Abendessen, als seine<br />
Schwester mir per SMS mitteilte, dass wir<br />
morgen nicht nach Chamonix reisen könnten,<br />
weil er gestern unter einer Lawine gestorben<br />
sei. Ich werde nie vergessen, wie ich ihren<br />
Text stumm immer und immer wieder las, ehe<br />
ich ihn an meine Bandkollegen weiterreichte.<br />
Irgendwie schafften wir es trotzdem noch, die<br />
Show durchzuziehen, und am nächsten Tag<br />
saß ich alleine hinten im Bus und schrieb die<br />
Lyrics für den Song.<br />
O: Mit welchen zwei Bands würdest du gerne<br />
auf Tour gehen?<br />
ET: Wenn gefragt ist, mit wem ich selbst als<br />
Fan abhängen möchte, wähle ich Radiohead<br />
und Neil Young & Crazy Horse. Zwei weitere<br />
Gruppen, mit denen ich gern touren würde, sind<br />
Hunt aus Schweden oder die phänomenalen<br />
I Love Your Lifestyle – der Bequemlichkeit<br />
wegen, denn sie bestehen zum Teil aus den<br />
gleichen Mitgliedern wie Tyred Eyes. Im<br />
Übrigen würde es mir natürlich gefallen, sie<br />
jeden Abend live spielen zu sehen... Ich glaube,<br />
das wäre ein nettes Tourpaket!<br />
O: Wie hast du die Musikszene entdeckt?<br />
ET: So richtig für Musik zu begeistern begann<br />
ich mich mit 16, 17 Jahren. Wohl ziemlich spät?<br />
Klar hatte ich auch vorher schon Musik gehört,<br />
doch in jenem Alter stieg ich bei einer Band<br />
ein, und das hat echt alles verändert. Seitdem<br />
kreist mehr oder weniger alles um das Spielen<br />
in einer Band.<br />
O: Angenommen, du hättest drei Wünsche frei,<br />
die die Welt verändern. Welche wären das?<br />
ET: Patriarchat beenden. Feminismus<br />
durchsetzen. Das sind eigentlich zwei Dinge in<br />
einem, aber ich denke, es genügt und würde<br />
die Welt sicher zu einem besseren Ort machen.<br />
O: Bei einem Spiel ist es deine Aufgabe, 100<br />
Euro innerhalb einer Stunde auszugeben.<br />
Wofür würdest du das Geld verwenden?<br />
ET: Leichte Aufgabe – Basssaiten. Scheißteuer.<br />
O: Welches Geheimnis um eure Musik kannst<br />
du heute lüften?<br />
ET: Jedes Stück enthält mindestens einen<br />
Diebstahl von Liedern anderer Künstler, die<br />
wir mögen. Auf jeden Fall gilt das für die von<br />
mir geschriebenen.<br />
O: Welches Instrument oder Equipment steht<br />
auf deiner Wunschliste ganz oben?<br />
ET: Unser dritter Gitarrist und Keyboarder<br />
Oscar soll unbedingt einen alten analogen<br />
Vintage-Synthesizer kriegen. Das wäre cool für<br />
den Songwritingprozess zum nächsten Album.<br />
O: Welche Lebensweisheit ist deine<br />
wertvollste?<br />
ET: Schwere Lasten aus den Knien heben, nicht<br />
aus dem Rücken.<br />
O: Wer sollte sich nun mit eurem Werk<br />
intensiver beschäftigen?<br />
ET: Die LeserInnen des <strong>Orkus</strong>! Magazins!<br />
78 - <strong>Orkus</strong>!