4 Individuelle Unterschiede des Verstehens - Universität Bamberg
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4 <strong>Individuelle</strong> <strong>Unterschiede</strong> <strong>des</strong> <strong>Verstehens</strong> – 177<br />
4.1.2.1.6 Schnurrbärtige Schmetterlinge<br />
Bei der Interpretation der „schnurrbärtigen Schmetterlinge“ bleibt Jana in der Phase der<br />
Zuordnung der Schemata zu ihrer grammatikalischen Stelle stecken. Sie wechselt auf eine<br />
Meta-Ebene der Betrachtung und beschreibt die Schwierigkeiten, auf die sie beim Verstehen <strong>des</strong><br />
Textes stößt (vgl. Versuchspersonen-Beispiel ).<br />
„Dann gibt es schnurrbärtige Schmetterlinge, die Drahtseile bauen aus den<br />
Astlöchern. Es fällt auf, dass es immer ziemlich lange Sätze sind, die viele Bilder<br />
enthalten, die dann miteinander verknüpft werden auf eine komische Art, sodass<br />
ich immer erst Bezugspunkte suchen muss, also hier z.B. das „daraus“ da muss ich<br />
erst gucken was dieses „daraus“ ist. Man kann dann zu den Astlöchern kommen,<br />
vielleicht drehen sie aber aus den Schnurrbärten, was mir gerade auffällt, ... ist<br />
wohl wahrscheinlicher.“<br />
Versuchspersonen-Beispiel 44: „spucken einander in die schnurrbärte und<br />
drehen daraus eine drahtseilbahn“ (Versuchsperson Jana).<br />
Jana beschreibt, dass „Bilder ... miteinander verknüpft werden auf eine komische Art“. Der<br />
Versuch, ein Schema aufzubauen und dabei die Textrelationen zu berücksichtigen, führt zu<br />
skurrilen Konstellationen (vgl. Abbildung 44 und Abbildung 45). Sie beschreibt weiter, dass<br />
bereits die Zuordnung der Schemata zu ihrer grammatikalischen Stelle durch die Länge der<br />
Sätze bedingt schwierig ist. Ein anfangs begangener Zuordnungsfehler wird von ihr selbst<br />
bemerkt und korrigiert. Nach der richtigen Zuordnung bricht Jana allerdings den<br />
<strong>Verstehens</strong>prozess ab.<br />
Abbildung 44: Schnurrbärtige<br />
Schmetterlinge...<br />
Abbildung 45: ...drehen aus Astlöchern eine<br />
Drahtseilbahn.<br />
Im Verlauf der Rezeption ist zu beobachten, dass es der Versuchsperson Jana trotz intensiver<br />
Bemühungen nicht gelingt, aus den skurrilen Konstellationen <strong>des</strong> Textes eine sinnvolle Aussage<br />
abzuleiten. Die wiederholten Misserfolge führen dazu, dass Jana die bisherigen<br />
Interpretationsversuche reflektiert und die Gemeinsamkeiten der interpretierten Textabschnitte<br />
herausstellt:<br />
„Es werden immer verschiedene Sachen miteinander verknüpft, die eigentlich gar<br />
nichts miteinander zu tun haben. Deswegen wirkt das ganze lustig und regt auch<br />
zum Denken an und regt auch die Phantasie an. Irgendwie muss ich an „Alice im<br />
Wunderland“ denken. Da hab ich als Kind so ein Puzzle gehabt da waren seltsame<br />
Pflanzen z.B. drauf.“<br />
Versuchspersonen-Beispiel 45: Zusammenfassung der bisherigen<br />
Interpretationen (Versuchsperson Jana).