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4 Individuelle Unterschiede des Verstehens - Universität Bamberg

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4 <strong>Individuelle</strong> <strong>Unterschiede</strong> <strong>des</strong> <strong>Verstehens</strong> – 203<br />

dieses Ergebnis mag die Länge <strong>des</strong> „Zipferlake“-Gedichts sein. Die Versuchspersonen<br />

interpretieren die insgesamt 29 Gedichtzeilen nicht Wort für Wort. Vielmehr werden einzelne<br />

Textpassagen zusammengefasst, indem entweder Oberbegriffe gesucht werden (Subsumption)<br />

oder aber Elemente herausgegriffen und neu verbunden werden (Neubau). Die Neologismen<br />

sind vorwiegend in der ersten Strophe zu finden, die am Ende <strong>des</strong> Gedichts wiederholt wird. Bei<br />

der Interpretation dieser Strophe dominieren Prozesse <strong>des</strong> Aufbaus. Insgesamt sind die<br />

Versuchspersonen jedoch hauptsächlich damit beschäftigt, die Ballade in eigenen Worten<br />

nachzuerzählen.<br />

4.2.1.2.2 Welche Verarbeitungsstile lassen sich unterscheiden?<br />

Bestimmte Merkmale der Gedichte führen also dazu, dass diese Gedichte tendenziell auf<br />

eine bestimmte Art und Weise verarbeitet werden. Auch wenn deutliche Dominanzen<br />

bestimmter Prozesse nachgewiesen werden konnten, es gibt immer Versuchspersonen, die sich<br />

diesen Trends entgegengesetzt verhalten. Erinnern wir uns an die Versuchsperson Jana. Bei der<br />

Interpretation <strong>des</strong> „springbrunnen“ bevorzugt sie Austauschprozesse und Amplifikationen. Der<br />

Anteil dieser Kategorien liegt deutlich über dem Mittelwert. Im Mittel dominiert die<br />

Subsumption, von der Jana nur selten Gebrauch macht (vgl. Abbildung 54).<br />

0,6<br />

0,5<br />

Mittelwert<br />

Jana<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

Austausch<br />

Amplifikation<br />

Subsumption<br />

Austausch<br />

Amplifikation<br />

Subsumption<br />

"springbrunnen"<br />

"Schluß-Stück"<br />

Abbildung 54: Relativer Anteil der Kategorien „Austausch“, „Amplifikation“<br />

und „Subsumption“ in den Interpretationen <strong>des</strong> „springbrunnen“ und <strong>des</strong><br />

„Schluß-Stücks“. Die Balken zeigen die Mittelwerte, die blauen Punkte die<br />

Werte der Versuchsperson Jana.<br />

Eine Präferenz von Austausch und Amplifikation zeigt Jana auch bei der Interpretation <strong>des</strong><br />

„Schluß-Stücks“. Die Sprache im „Schluß-Stück“ ist klarer, sodass weniger Austausch-Prozesse<br />

notwendig sind und Amplifikationen einen noch größeren Anteil an den Äußerungen<br />

einnehmen. Diese Verteilung entspricht den Durchschnittswerten der Stichprobe (vgl.

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