Mut zu neuen Perspektiven
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In Oldenburg steht der Nebel in den Straßen. Oberarzt Behrendt hatte es inzwischen<br />
mit einer Blinddarmentzündung, einem Vorhofflimmern und einem Abszess <strong>zu</strong> tun, jetzt<br />
eilt er <strong>zu</strong>m EKG. Behrendt bleibt immer in Bewegung und sorgt dafür, dass sich die Sana<br />
Klinik Oldenburg niemals bei der Unfall-Leitstelle des Kreises abmeldet, sondern immer<br />
für Notfälle da ist. Das schafft Vertrauen, auch bei den niedergelassenen Ärzten.<br />
Eine Etage über ihm empfängt Chefärztin Dr. Iris Koper ihre Patientin Waltraud Odewald,<br />
die gestern eine Nacht in einem der drei Schlafzimmer des klinikeigenen Schlaflabors<br />
verbracht hat. Die 88 bekannten Störungen des Schlafs hat Chefärztin Koper schon allesamt<br />
diagnostiziert: Atempausen, Schlaflosigkeit, Schnarchen, Alpträume, Schlafwandeln<br />
und ruhelose Beine sind die häufigsten. Ein Schlaflabor-Gerät namens Polysomnograph<br />
hat die Bewegungen der 67-jährigen Patientin aufgenommen, vor allem die des Brustkorbs,<br />
des Bauchs und der Füße, und Instrumente haben Herzfunktion, Hirnströme,<br />
Atmung, Sauerstoffsättigung, Magensäure und den Druck in der Speiseröhre gemessen.<br />
Sämtliche Kurven begutachtet Koper untereinander auf ihrem Bildschirm, da<strong>zu</strong> die<br />
Zeitachse und die jeweiligen Videobilder der schlafenden Patientin. Die dynamische<br />
Internistin und Lungenheilkundlerin zeigt der verblüfften Rentnerin im dunkelbraunen<br />
Sonntags-Hosenan<strong>zu</strong>g, weshalb sie viele Jahre lang tagsüber immer müde war: „Sie<br />
haben bis <strong>zu</strong> 30 Atempausen pro Stunde, manchmal dauert der Atemstillstand eine<br />
Minute lang. Sechs Prozent der Zeit liegen Sie unter 90 Prozent Sauerstoffsättigung.<br />
Das ist gefährlich“, ergänzt Koper. Endlich hat Odewald eine Erklärung für viele Symptome<br />
und Jahre der Ungewissheit.<br />
Mit dem Therapievorschlag ist die Patientin sofort einverstanden. Im Nebenraum probiert<br />
sie einige der 80 unterschiedlichen Plastikmasken, drückt sie auf die Nase, daran hängt<br />
ein Schlauch, der die Luft aus einer taschenbuchgroßen leisen Elektropumpe transportiert.<br />
Eine der folgenden Nächte wird Waldtraud Odewald wieder in einem Bett des<br />
Schlaflabors verbringen, diesmal hilft ihr die Pumpe mit sanftem Luftdruck, gleichmäßig<br />
<strong>zu</strong> atmen und erholsam <strong>zu</strong> schlafen. Wenn die Patienten an die Maske gewöhnt sind,<br />
schlafen sie bis <strong>zu</strong>m Lebensende damit. Die Alternative wäre eine große Kieferoperation,<br />
um den verengten Schlund <strong>zu</strong> befreien. Das lassen häufig jüngere Patienten machen,<br />
ältere eher nicht.