Psychotherapeutenjournal 2/2013 (.pdf)
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T. Fydrich & T. Unger<br />
ten verglichen, die eine psychiatrisch-ambulante<br />
Routineversorgung erhielten. Die<br />
positiven Therapieeffekte blieben auch ein<br />
Jahr nach Behandlungsende weitgehend<br />
stabil.<br />
Ein aktuelles Beispiel aus der grundlagenorientierten<br />
Forschung ist die Untersuchung<br />
von Riesel, Endrass, Kaufmann und Kathmann<br />
(2011). Sie untersuchten elektrophysiologische<br />
Korrelate der Verarbeitung von<br />
Informationen bei 30 Zwangspatienten<br />
und gesunden Probanden sowie darüber<br />
hinaus auch bei 30 nicht betroffenen Verwandten<br />
ersten Grades von Zwangspatienten.<br />
Die Befunde zeigen, dass sowohl bei<br />
Zwangspatienten als auch bei deren nicht<br />
betroffenen Verwandten ersten Grades<br />
ähnliche Besonderheiten der Informationsverarbeitung<br />
auftreten. Diese spezifischen<br />
Veränderungen der Informationsverarbeitung<br />
erscheinen daher nicht als Folge<br />
von Zwangserkrankungen, sondern können<br />
als eine zugrundeliegende Vulnerabilität<br />
für die Störung interpretiert werden.<br />
Durch die enge Vernetzung der Ambulanzen<br />
wird auch die Durchführung von Multizenterstudien<br />
im Bereich der Psychotherapieforschung<br />
erleichtert. So arbeiten beispielsweise<br />
die Ambulanzen für Forschung<br />
und Lehre der Universitäten Dresden, HU<br />
Berlin, Greifswald, Münster, Würzburg, Bremen<br />
und Mannheim seit vielen Jahren im<br />
Rahmen eines vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten<br />
Projekts zur Erforschung unterschiedlicher<br />
Mechanismen der Verhaltenstherapie<br />
bei Angststörungen zusammen<br />
(Gloster et al., 2011). In Kooperation mit<br />
psychiatrischen und anderen medizinischen<br />
Einrichtungen werden neben Therapieevaluationen<br />
auch biologische Grundlagen<br />
zur Genetik, Neurophysiologie und zur<br />
Kombination von pharmakologischen Behandlungen<br />
und Psychotherapie untersucht.<br />
Entwicklung neuer<br />
diagnostischer Verfahren<br />
Die Forschung in den Hochschulambulanzen<br />
trägt auch zur Verbesserung und Entwicklung<br />
diagnostischer Methoden bei.<br />
Die Hochschulambulanz an der Universität<br />
Dresden ist beispielsweise an der Entwicklung<br />
der Kriterien und Messmethoden für<br />
das kommende Klassifikationssystem<br />
DSM 5 beteiligt. Um Personen mit emotionalen<br />
und zwischenmenschlichen Schwierigkeiten<br />
(z. B. bei Persönlichkeitsstörungen<br />
oder PTBS) frühzeitig zu identifizieren,<br />
werden beispielsweise in Braunschweig<br />
störungsspezifische Screening-Instrumente<br />
entwickelt und erprobt (z. B. Kröger, Vonau,<br />
Kliem & Kosfelder, 2011).<br />
Therapieprozessforschung und<br />
Ausbildungsforschung<br />
Einige Institute haben ihren Schwerpunkt<br />
in der Untersuchung von Fragestellungen<br />
zur Therapieprozessforschung (u. a. Trier<br />
und Osnabrück). Untersucht wird hierbei<br />
beispielsweise die Wirkung von Feedback<br />
auf die Effektivität psychotherapeutischer<br />
Behandlungen (z. B. Lutz, Böhnke & Köck,<br />
2010) sowie die Vorhersage von Veränderungsmustern<br />
in der Psychotherapie (z. B.<br />
Lutz et al., <strong>2013</strong>).<br />
In der Ausbildungsforschung werden unter<br />
anderem in Bochum und Osnabrück Fragen<br />
zur professionellen Entwicklung von<br />
Psychotherapeuten untersucht (z. B.<br />
Eversmann, Schöttke & Wiedl, 2009).<br />
Psychologische Begutachtung<br />
In einigen Hochschulambulanzen (u. a.<br />
Bonn) liegen die Schwerpunkte in der Forschung<br />
zur psychologischen Begutachtung<br />
psychischer Störungen und psychosomatischer<br />
Erkrankungen sowie in der Entwicklung<br />
von Leitlinien zur Begutachtung psychischer<br />
Störungen.<br />
Verhaltenstherapie und psychodynamische<br />
Therapien<br />
In (auch) psychodynamisch arbeitenden<br />
Hochschulambulanzen (Osnabrück, Kassel,<br />
IPU Berlin) wird beispielsweise untersucht,<br />
ob sich die Therapieziele zwischen<br />
verhaltenstherapeutischen und<br />
psychodynamischen Psychotherapien<br />
unterscheiden und inwiefern der Therapieerfolg<br />
durch die Art der Formulierung<br />
von Therapiezielen vorhergesagt werden<br />
kann (Osnabrück; Schöttke, Sembill,<br />
Eversmann, Waldorf & Lange, 2011). In<br />
Kassel liegen die Forschungsschwerpunkte<br />
im Bereich der klinischen Emotionsforschung,<br />
wobei unter anderem der<br />
Frage nachgegangen wird, welche emotionalen<br />
Prozesse in Abhängigkeit vom<br />
Strukturniveau der Patienten sowohl in<br />
der Verhaltenstherapie als auch in der<br />
psychodynamischen Therapie langfristig<br />
mit einem positiven Therapieergebnis<br />
verbunden sind (z. B. Benecke & Krause,<br />
2005; Zimmermann et al., 2012).<br />
Zunehmend auch Behandlung<br />
und Forschung im Bereich der<br />
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie<br />
In 20 der 40 Hochschulambulanzen an<br />
Psychologischen Instituten werden neben<br />
Erwachsenen auch Kinder und Jugendliche<br />
behandelt. Im Kinder- und Jugendbereich<br />
stehen unter anderem die Diagnostik,<br />
Prävention, Behandlung und Erforschung<br />
der folgenden Störungsbereiche<br />
im Mittelpunkt:<br />
• Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten<br />
(u. a. Göttingen, Heidelberg,<br />
Potsdam),<br />
• Ängste (u. a. Bochum, Bielefeld, Bremen,<br />
Frankfurt, Freiburg, Göttingen),<br />
• Traumata (u. a. Eichstätt-Ingolstadt,<br />
Frankfurt, FU Berlin),<br />
• Essstörungen (u. a. Freiburg, Göttingen),<br />
• Depressionen (u. a. Freiburg),<br />
• ADHS (z. B. durch Neurofeedbacktherapie;<br />
u. a. Bremen, Braunschweig, Freiburg,<br />
Marburg, Tübingen),<br />
• Störungen des Sozialverhaltens (u. a.<br />
Bremen, Bielefeld),<br />
• Schlafstörungen (u. a. Tübingen),<br />
• Somatoforme Störungen (u. a. Tübingen),<br />
• (chronische) Schmerzen (z. B. durch<br />
Biofeedback, Entspannungsverfahren<br />
sowie Schmerz- und Stressbewältigungsprogramme;<br />
u. a. Gießen, Göttingen).<br />
Weiterhin wird für psychisch belastete Eltern<br />
und Familien neben der Behandlung<br />
ihrer Kinder zusätzliche Unterstützung<br />
durch Elterntrainings angeboten (z. B.<br />
Braunschweig, Tübingen).<br />
<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2013</strong><br />
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