Psychotherapeutenjournal 2/2013 (.pdf)
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dung bzw. Weiterbildung verfügen sollten.<br />
Ausgehend von diesen Kompetenzen kann<br />
die Profession zielorientiert diskutieren, inwieweit<br />
diese angestrebten Kompetenzprofile<br />
durch eine postgraduale Ausbildung<br />
oder im Rahmen einer Direktausbildung mit<br />
anschließender Weiterbildung realisiert werden<br />
können.<br />
Prospektive und sektorenübergreifende<br />
Bedarfsplanung<br />
Mitteilungen der Bundespsychotherapeutenkammer<br />
Bundespsychotherapeutenkammer<br />
Psychisch kranke Menschen sollten – aus<br />
Sicht der Psychotherapeutenschaft – Zugang<br />
zur Versorgung haben, unabhängig<br />
von Alter, Geschlecht, Wohnort, sozialer<br />
Schicht und Herkunft. Die Bedarfsplanung<br />
– betonte Prof. Dr. Rainer Richter im Bericht<br />
des Vorstandes – sei auch mit der<br />
Reform vom Dezember 2012 eine retrospektive<br />
Strukturplanung geblieben, weil<br />
es keinen gesetzlichen Auftrag zur Innovation<br />
gab. Das Gesundheitssystem brauche<br />
jedoch eine prospektive, sektorenübergreifende<br />
Planung anhand sachgerechter Kriterien,<br />
insbesondere für die Versorgung<br />
psychisch kranker Menschen. Bei regionalen<br />
Planungen sollten daher epidemiologische<br />
Daten und Versorgungsziele berücksichtigt<br />
werden. Eine Bedarfsplanung, die<br />
trotz monatelanger Wartezeiten auf ein<br />
Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten<br />
unterstelle, dass es in Deutschland<br />
rund 6.000 Psychotherapeuten zu viel gäbe,<br />
sei dringend überarbeitungsbedürftig.<br />
Diese Forderung wurde untermauert durch<br />
den Bericht von Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen<br />
(TU Dresden) zu den Ergebnissen<br />
der DEGS. Danach leiden innerhalb von<br />
zwölf Monaten 26,9 % der Wohnbevölkerung<br />
zwischen 18 und 79 Jahren an einer<br />
psychischen Störung, wobei davon fast<br />
zwei Drittel mehr als eine Störung haben.<br />
Für all diese psychisch kranken Menschen<br />
ist von einem spezifischen Interventionsbedarf<br />
auszugehen, der von indizierter Prävention<br />
bis zu psychotherapeutischer oder<br />
pharmakologischer Behandlung reicht. Nur<br />
jeder fünfte Erwachsene hatte jedoch mindestens<br />
einmal Kontakt zu Hausärzten,<br />
Fachärzten, Psychotherapeuten oder stationären<br />
Einrichtungen. Die Häufigkeit psychischer<br />
Erkrankungen ist abhängig vom<br />
Geschlecht, bei Frauen liegt die Prävalenz<br />
höher. Generell hat die sozioökonomische<br />
Schicht einen deutlichen Einfluss auf die<br />
<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2013</strong><br />
Diagnoseprävalenz bei Männern ebenso<br />
wie bei Frauen und bei den häufigsten<br />
psychischen Störungen wie z. B. Angst,<br />
Depressionen, Sucht und Posttraumatischen<br />
Belastungsstörungen. Es gibt allerdings<br />
keine Morbiditätsunterschiede zwischen<br />
Ost und West sowie Stadt und Land.<br />
Zusammengefasst stehe fest – so Prof. Wittchen<br />
–, dass psychische Erkrankungen für<br />
die Patienten eine deutlich geringere Lebensqualität<br />
bedeuten ebenso wie einen<br />
deutlichen Anstieg in den Tagen der Arbeitsunfähigkeit<br />
(Krankschreibungen). Im<br />
Vergleich zu 1998 sei der Zugang zur Versorgung<br />
besser geworden. Insgesamt sei<br />
die Versorgung psychisch kranker Menschen<br />
in Deutschland jedoch sehr unbefriedigend.<br />
Für eine leitliniengerechte Behandlung<br />
psychischer Erkrankungen müssten<br />
die Behandlungskapazitäten deutlich ausgebaut<br />
werden.<br />
Stärkung der ambulanten<br />
Versorgung<br />
Der DPT sah auch die Notwendigkeit, psychotherapeutische<br />
Akutsprechstunden auszubauen,<br />
in denen Patienten mit einem<br />
Psychotherapeuten direkt und unmittelbar<br />
ihre Anliegen besprechen können. Psychotherapeuten<br />
könnten in Akutsprechstunden<br />
beraten, ob schon ein Präventionsangebot<br />
hilft oder eine Psychotherapie notwendig<br />
ist.<br />
Gruppenpsychotherapie sei eine notwendige<br />
patientenorientierte Differenzierung<br />
des Behandlungsangebots. Sie mache bisher<br />
nur circa ein Prozent am gesamten<br />
Versorgungsgeschehen aus, denn Gruppenpsychotherapie<br />
sei bürokratisch aufwendig<br />
und werde organisatorisch nicht<br />
unterstützt. Gruppenpsychotherapie müsse<br />
ein für Psychotherapeuten attraktiveres<br />
Angebot werden. Dafür müssten die Psychotherapie-Richtlinie<br />
weiterentwickelt und<br />
Psychotherapeuten beim Aufbau von Versorgungsnetzen<br />
unterstützt werden.<br />
Notwendig sind aus Sicht des DPT auch<br />
flexible Behandlungskontingente und keine<br />
pauschalen Kürzungen. Für Patienten<br />
mit einer psychotischen Erkrankung, bipolaren<br />
Störungen und Borderline-Persönlichkeitsstörungen<br />
seien eine Entbürokratisierung<br />
und eine patientenorientierte Ausdifferenzierung<br />
der einzel- und gruppenpsychotherapeutischen<br />
Angebote dringend<br />
notwendig.<br />
Eine solche versorgungsorientierte Weiterentwicklung<br />
der Psychotherapie bedürfe<br />
einer klaren politischen Vorgabe. Ohne<br />
Auftrag – fürchtete der DPT – werde die<br />
gemeinsame Selbstverwaltung wie in der<br />
Vergangenheit bei der Problemanalyse<br />
und dann auch bei den Lösungsansätzen<br />
scheitern.<br />
Psychisch kranke Menschen mit<br />
komplexem Behandlungsbedarf<br />
Bis heute ist es dem deutschen Gesundheitssystem<br />
nicht gelungen, für Patienten<br />
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