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BRAK-Mitt. 2/2002 Berufsrechtliche Rechtsprechung 95<br />

Weitere berufsrechtliche Rechtsprechung<br />

* 2. Die Tätigkeit eines Verwalters im Gesamtvollstreckungsverfahren<br />

ist für einen RA nicht berufstypisch. Die Aufgabe <strong>de</strong>s<br />

Verwalters im Gesamtvollstreckungsverfahren – die Inbesitznahme<br />

von Vermögen sowie <strong>de</strong>ssen Verwaltung und Verwertung<br />

– ist eine <strong>de</strong>r Art nach als Vermögensverwaltung i.S.d.<br />

§ 18 Abs. 1 Nr. 3 EStG zu qualifizieren<strong>de</strong> Tätigkeit, die nicht<br />

<strong>de</strong>swegen zu einer „Rechtsangelegenheit“ wird, weil sich im<br />

Gesamtvollstreckungsverfahren (ggf. schwierige) Rechtsfragen<br />

stellen, zu <strong>de</strong>ren Beantwortung Rechtskenntnisse <strong>de</strong>s Verwalters<br />

hilfreich sein können.<br />

* 3. Allein die Tatsache, dass ein Steuerpflichtiger „selbstständig<br />

und eigenverantwortlich“ i.S.d. § 18 Abs. 1 Nr. 1 Satz 3<br />

EStG tätig war, reicht im Rahmen <strong>de</strong>s § 18 Abs. 1 Nr. 3 EStG<br />

nicht aus, die Tätigkeit als selbstständige zu qualifizieren. **<br />

BFH, Urt. v. 12. 12. 2001 – XI R 56/00<br />

Aus <strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n:<br />

I. Die Kl. und Revisionsbeklagte (Kl.) ist eine GbR, in <strong>de</strong>r sich<br />

eine RAin und drei RAe zu gemeinsamer Berufsausübung zusammengeschlossen<br />

haben. Ihre Einnahmen stammen überwiegend<br />

aus Tätigkeiten als Verwalter im Gesamtvollstreckungsverfahren.<br />

Der Hauptsitz <strong>de</strong>r Kl. befand sich in A. Ferner unterhielt die<br />

Kl. im Streitjahr 1995 in B eine Zweignie<strong>de</strong>rlassung bzw. ein<br />

Büro, in C und D jeweils ein Büro, das von Gesellschaftern<br />

<strong>de</strong>r Kl. geleitet wur<strong>de</strong>, ferner in E, F und G Insolvenzabteilungen.<br />

Ausweislich <strong>de</strong>r vom Finanzgericht (FG) in Bezug genommenen<br />

Einspruchsentscheidung beschäftigte sie 1995 insgesamt 70 Mitarbeiter.<br />

Hierzu gehörten u.a. zwei angestellte RAe, ein Betriebswirt,<br />

ein Büroverwalter, 11 Reno-Gehilfinnen sowie 6 Buchhalterinnen.<br />

Die Gehaltsaufwendungen betrugen 1995 1,98 Mio.<br />

DM, die Aufwendungen für Fremdarbeiten u.a. für Korrespon<strong>de</strong>nzanwälte<br />

und gutachterlich tätige WP rd. 337 000 DM.<br />

Einer <strong>de</strong>r angestellten RAe war nach <strong>de</strong>n Feststellungen <strong>de</strong>s FG<br />

im Streitjahr im Büro in D unter Leitung zweier Gesellschafter<br />

tätig. Seine Aufgabe bestand darin, Geschäftsunterlagen für <strong>de</strong>n<br />

For<strong>de</strong>rungseinzug im Gesamtvollstreckungsverfahren in Abstimmung<br />

mit <strong>de</strong>m jeweiligen Verwalter zu sichten, die Liste <strong>de</strong>r<br />

„offenen Posten“ zu berichtigen, <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungseinzug durch<br />

Schriftsatzentwürfe vorzubereiten und nach Weisung Gerichtstermine,<br />

Akteneinsicht u.Ä. wahrzunehmen. Der an<strong>de</strong>re angestellte<br />

RA war mit entsprechen<strong>de</strong>n Aufgaben (ohne Fertigung<br />

von Schriftsatzentwürfen) in <strong>de</strong>r Zweignie<strong>de</strong>rlassung bzw. ab<br />

1. September 1995 <strong>de</strong>m Büro <strong>de</strong>r Kl. in B nach Weisung zweier<br />

Gesellschafter tätig.<br />

Der Bekl. und Revisionskläger (das Finanzamt – FA –) beurteilte<br />

die Tätigkeit <strong>de</strong>r Kl. im Streitjahr 1995 – wie schon in <strong>de</strong>n Erhebungszeiträumen<br />

1993 und 1994 – als gewerbliche. Die Kl.<br />

habe im Wesentlichen Insolvenztätigkeiten und damit keine<br />

freiberufliche Tätigkeit i.S.d. § 18 Abs. 1 Nr. 1 <strong>de</strong>s Einkommensteuergesetzes<br />

(EStG) ausgeübt und in einer für § 18 Abs. 1 Nr. 3<br />

EStG schädlichen Weise eine Vielzahl von qualifizierten Mitarbeitern<br />

beschäftigt (sog. Vervielfältigungstheorie).<br />

Nach erfolglosem Einspruchsverfahren gab das FG <strong>de</strong>r Klage<br />

statt. Die Wahrnehmung von Aufgaben eines Verwalters im Gesamtvollstreckungsverfahren<br />

durch einen RA sei Ausübung<br />

eines freien Berufs gem. § 18 Abs. 1 Nr. 1 Satz 2 EStG. Unschädlich<br />

sei, dass sich die Kl. <strong>de</strong>r Mithilfe fachlich vorgebil<strong>de</strong>ter<br />

Arbeitskräfte bedient habe; <strong>de</strong>nn die Gesellschafter <strong>de</strong>r Kl.<br />

** S. hierzu Anmerkung von Durchlaub, BRAK-Mitt. 2002, 62 f.<br />

seien nach wie vor leitend und eigenverantwortlich tätig gewesen.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>s unstreitigen und glaubhaften Vortrags <strong>de</strong>r Kl.<br />

stehe fest, dass die bei<strong>de</strong>n im Streitjahr angestellten RAe nur<br />

nach Weisung und nur vorübergehend tätig gewor<strong>de</strong>n seien<br />

(Entscheidungen <strong>de</strong>r FG – EFG – 1999, 843).<br />

Das FA rügt mit seiner Revision Verletzung <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Satz 2<br />

<strong>de</strong>s Gewerbesteuergesetzes (GewStG) i.V.m. § 15 Abs. 2 Satz 1,<br />

§ 18 Abs. 1 EStG sowie <strong>de</strong>s § 96 Abs. 1 und § 76 Abs. 1 <strong>de</strong>r<br />

Finanzgerichtsordnung (FGO).<br />

Es beantragt, das Urteil <strong>de</strong>s FG aufzuheben und die Klage abzuweisen.<br />

Die Kl. beantragt, die Revision als unbegrün<strong>de</strong>t zurückzuweisen.<br />

Während <strong>de</strong>s Revisionsverfahrens erging ein Än<strong>de</strong>rungsbescheid<br />

(§ 68 FGO), <strong>de</strong>r die tatsächlichen Grundlagen <strong>de</strong>s Streitstoffes<br />

nicht berührt.<br />

II. Die Revision <strong>de</strong>s FA ist begrün<strong>de</strong>t. Die Vorentscheidung ist<br />

aufzuheben. Die Klage ist abzuweisen (§ 126 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1<br />

FGO).<br />

Entgegen <strong>de</strong>r Auffassung <strong>de</strong>s FG ist die Kl. nach § 2 Abs. 1 Satz 2<br />

GewStG i.V.m. § 15 Abs. 3 Nr. 1 EStG in vollem Umfang gewerbesteuerpflichtig,<br />

da sie nicht nur in geringfügigem Umfang<br />

gewerbliche Einkünfte bezieht (vgl. Urteile <strong>de</strong>s BFH – BFH<br />

v. 13. 11. 1997 – IV R 67/96, BFHE 184, 512 = BStBl. II 1998,<br />

254; v. 11. 8. 1999 – XI R 12/98, BFHE 189, 419 = BStBl. II 2000,<br />

229). Ihre Einkünfte als Verwalter im Gesamtvollstreckungsverfahren<br />

sind nicht solche aus selbständiger Tätigkeit gem. § 18<br />

EStG (ebenso Steinhauff in Littmann/Bitz/Pust, Das Einkommensteuerrecht,<br />

§ 18 EStG Rdnr. 175 a; Brandt, in Herrmann/Heuer/<br />

Raupach, Einkommensteuer- und Körperschaftsteuergesetz,<br />

Kommentar, § 18 EStG Rdnr. 153; Kanzler, Finanz-Rundschau –<br />

FR – 1994, 114; zustimmend Schmidt/Wacker, Einkommensteuergesetz,<br />

20. Aufl., § 18 Rdnr. 97).<br />

1. Die Tätigkeit eines Konkurs-, Zwangs- und Vergleichsverwalters<br />

ist nach st. Rspr. <strong>de</strong>s BFH eine vermögensverwalten<strong>de</strong> i.S.d.<br />

§ 18 Abs. 1 Nr. 3 EStG und keine freiberufliche Tätigkeit i.S.d.<br />

§ 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG (vgl. BFH-Urteile v. 29. 3. 1961 – IV<br />

404/60 U, BFHE 73, 100 = BStBl. III 1961, 306; v. 5. 7. 1973 –<br />

IV R 127/69, BFHE 110, 40 = BStBl. II 1973, 730; v. 11. 5. 1989<br />

– IV R 152/86, BFHE 157, 148 = BStBl. II 1989, 729; vgl. auch<br />

z.B. Brandt, in Herrmann/Heuer/Raupach, a.a.O., § 18 EStG<br />

Rdnr. 264; Stuhrmann, in Kirchhof/Söhn, Einkommensteuergesetz,<br />

§ 18 Rdnr. B 228; Schmidt/Wacker, a.a.O., § 18 Rdnr. 141).<br />

Dasselbe gilt für <strong>de</strong>n Verwalter im Gesamtvollstreckungsverfahren,<br />

<strong>de</strong>r vergleichbar einem Konkurs- o<strong>de</strong>r Insolvenzverwalter<br />

das <strong>de</strong>r Gesamtvollstreckung unterliegen<strong>de</strong> Vermögen in Besitz<br />

nimmt, verwaltet und durch Verkauf o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>rer Weise verwertet<br />

(vgl. § 8 <strong>de</strong>r Gesamtvollstreckungsordnung – GesO; vgl.<br />

heute § 148 Abs. 1, § 159 <strong>de</strong>r Insolvenzordnung; vgl. auch Beschluss<br />

<strong>de</strong>s 1. Senats <strong>de</strong>s BVerfG – BVerfG v. 30. 3. 1993 – 1 BvR<br />

1045/89 u.a., BVerfGE 88, 145, 146).<br />

2. Wird ein RA (überwiegend) als Verwalter im Gesamtvollstreckungsverfahren<br />

tätig, gilt nichts an<strong>de</strong>res; auch ein RA kann<br />

Vermögensverwaltung i.S.d. § 18 Abs. 1 Nr. 3 EStG betreiben.<br />

a) Gemäß § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG gehören zu <strong>de</strong>n Einkünften aus<br />

freiberuflicher Tätigkeit solche, die durch eine selbstständige<br />

Berufstätigkeit eines RA erzielt wer<strong>de</strong>n. Die Zugehörigkeit zu<br />

einer <strong>de</strong>r in § 18 Abs. 1 Nr. 1 Satz 2 EStG genannten Berufsgruppen<br />

ist danach zwar Voraussetzung für die Annahme<br />

freiberuflicher Einkünfte. Sie reicht allein jedoch nicht aus. Vielmehr<br />

muss, wie § 18 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1 EStG zu entnehmen ist,

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