DIE GROSSE
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Unternehmensführung – Titelthema<br />
Kalkulation<br />
Der beste Preis<br />
Viele Unternehmen setzen ihre Preise zu niedrig an und verschenken somit<br />
Umsatz und Gewinn. Die Lösung: Eine intelligente und originelle Preisstrategie. gie.<br />
Es kann sich sogar lohnen, den Kunden entscheiden zu lassen, was er zahlen<br />
möchte. VON SABINE HÖLPER<br />
René Sellmer sieht mit seinem grasgrünen Spitzbart, der bis<br />
übers Kinn hinausragt, ein bisschen verrückt aus. Genauso<br />
verrückt klingt auch die Preisstrategie in seinem Friseursalon.<br />
„Zahle, was du willst“ heißt diese Strategie, die Preislisten<br />
überfl üssig macht, weil die Kunden selbst bestimmen, was sie<br />
für die neue Frisur bezahlen wollen. „Es ist mehr, als wenn<br />
ich Festpreise anbieten würde“, sagt Sellmer. 40 Euro geben<br />
seine Kunden im Schnitt. 29 Euro seien es in den Salons gewesen,<br />
in denen der Friseur früher als Angestellter gearbeitet<br />
hat. Sellmer klingt selbst ein wenig überrascht, aber sein Fazit<br />
79<br />
.– 99<br />
79.–<br />
19.-<br />
ProFirma<br />
Titelthema<br />
ist eindeutig: „Das Preismodell funktioniert.“ Es funktioniert<br />
sogar so gut, dass dem ersten Salon „Emma Hair Revolution“,<br />
den Sellmer vor sechseinhalb Jahren in Krefeld eröffnete, zwei<br />
weitere in Moers und Mönchengladbach folgten.<br />
Zahle, was du willst – was nach unternehmerischem Harakiri<br />
klingt, ist in Wahrheit eine ernst zu nehmende intelligente<br />
Preisstrategie. Immer mehr Unternehmen setzen sie erfolgreich<br />
um. Und nicht nur „pay what you want“ hat Konjunktur.<br />
Landauf, landab und quer durch alle Branchen machen Unternehmer<br />
mit skurril anmutenden, aber effektiven Preisstrategien<br />
auf sich aufmerksam. So werben Banken, Automobilhersteller<br />
oder Friseure mit Flatrates, und in einem Bamberger<br />
Café wird der Bierpreis ausgewürfelt.<br />
Das aufkeimende Interesse der Unternehmer an intelligenten<br />
Preisstrategien verwundert nicht. Zwar ist die Erkenntnis,<br />
dass der Preis den mächtigsten und wirkungsvollsten Hebel<br />
zur Gewinnsteigerung repräsentiert, nicht neu. Doch erst seit<br />
einigen Jahren, seit die Produkte und Leistungen allesamt auf<br />
einem qualitativ hohen Niveau sind, sodass sich mit Verbesserungen<br />
an dieser Stelle kaum noch ein Mehrwert erzielen<br />
lässt, rückt der Preis in den Fokus der Unternehmer. Oder<br />
anders ausgedrückt: Hat die Firma kein neues, revolutionäres<br />
Produkt auf dem Markt, mit dem sie für Abverkaufserfolge<br />
sorgen kann, dann muss sie eben so lange am Preis der bisherigen<br />
Produkte drehen, bis diese sich noch besser verkaufen.<br />
Und um möglichen Missverständnissen gleich vorzubeugen:<br />
Es geht keineswegs darum, die Produkte mithilfe von Rabatten<br />
und Sonderangeboten zu verschleudern. Ganz im Gegenteil:<br />
Intelligentes Pricing heißt, für jedes Produkt zu jedem<br />
Zeitpunkt den besten Preis zu fi nden, den Preis also, „den der<br />
Kunde als fair empfi ndet und zu zahlen bereit ist, und mit dem<br />
der Unternehmer seine strategischen Ziele, die mit dem Produkt<br />
umgesetzt werden sollen, erreicht“, wie Hans-Christian<br />
Riekhof, Professor für internationales Marketing an der privaten<br />
Fachhochschule Göttingen, sagt. „Die Voraussetzung<br />
dafür ist, eine Preisstrategie zu haben.“<br />
20<br />
ProFirma 06 2010<br />
1.- .