DIE GROSSE
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ProFirma 06 2010<br />
INTERVIEW<br />
„Marke folgt Strategie“<br />
Waldemar A. Pförtsch, Professor für internationale Unternehmensführung an der Hochschule Pforzheim,<br />
über Markenmessung und den Kenntnisstand im B2B-Mittelstand in puncto Markenmanagement.<br />
Herr Professor Pförtsch, wie steht es aus<br />
Ihrer Sicht um Wissen und Umsetzung<br />
von Markenbildung und -führung im<br />
hiesigen B2B-Mittelstand?<br />
Pförtsch: Wir haben dazu in der Vergangenheit<br />
verschiedene Untersuchungen<br />
durchgeführt. Demnach liegt die Durchdringung<br />
von qualifi ziertem Markenmanagement<br />
in Deutschland zwischen<br />
30 und 44 Prozent. Das heißt, die Unternehmer<br />
kennen die Prinzipien und<br />
haben vielfach Funktionen geschaffen,<br />
in denen das Markenmanagement professionell<br />
abgearbeitet wird, aber das<br />
detaillierte Wissen und die neuesten<br />
Methoden fehlen. Die Grundlagen sind<br />
auch im B2B vorhanden, und das seit<br />
mehr als 100 Jahren, angefangen mit der<br />
Firma Krupp 1886. Die Ringe in der Bildmarke<br />
symbolisieren die Laufräder der<br />
Eisenbahnen. Es war damals der Versuch,<br />
im Logo die Qualität der eigenen Arbeit<br />
zu spiegeln, das hat sich später quer<br />
durch die deutsche Industrie gezogen.<br />
Worauf kommt es beim Aufbau einer<br />
B2B-Marke konkret an? Muss den mittelständischen<br />
Unternehmer strategisches<br />
Markenmanagement nicht überfordern?<br />
Pförtsch: Zunächst gilt es zu beachten,<br />
dass der Unternehmer in der Regel die<br />
Marke ist. Er verkörpert durch seine Person<br />
und die Art, wie er Geschäft macht,<br />
den inneren Kern des Unternehmens.<br />
Problematisch wird es dort, wo ein<br />
Generationswechsel stattgefunden hat<br />
oder wo Unternehmen durch Diversifi -<br />
zierung respektive Zukäufe eine Größe<br />
erreichen, mit der die Konsistenz nicht<br />
mehr gegeben ist. Das meint einmal die<br />
innere Konsistenz, wenn also die Marke<br />
im Haus nicht mehr richtig bearbeitet<br />
und geführt wird. Und zum anderen betrifft<br />
es die äußere Konsistenz, nämlich<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE BIJAN PEYMANI<br />
„Die Marke folgt der<br />
Strategie und muss sich<br />
ihr unterordnen.“<br />
WALDEMAR A. PFÖRTSCH<br />
wie ich nach außen hin auftrete. Die größte<br />
Herausforderung ist, Markeneinheitlichkeit<br />
beim Liefern von Serviceleistungen zu<br />
generieren.<br />
Wie hält der Unternehmer beim Markenmanagement<br />
Kurs, und wie misst er konkret<br />
Markenbedeutung und Markenerfolg?<br />
Pförtsch: Um Kurs halten zu können, sollte<br />
man sich an Grundprinzipien des Markenmanagements<br />
orientieren, da gibt es einen<br />
wesentlichen Satz: Marke folgt Strate-<br />
gie, sie muss sich Letzterer unterordnen<br />
und kann eine fehlende Strategie nicht<br />
ersetzen. Der Unternehmer braucht also<br />
eine klare Konzeption, wo er hin will, in<br />
welchen Produktbereich, in welche Nischen,<br />
in welche Märkte. Und er muss<br />
eine klare Vorstellung davon haben, wie<br />
er diese Märkte bedient. Der beste Indikator<br />
zum Messen der Markenbedeutung<br />
ist dann zum einen das Preispremium.<br />
Wie viel zahlt der Kunde mehr für mein<br />
Produkt, verglichen mit einem Wettbewerberprodukt.<br />
Einen zweiten Anhaltspunkt<br />
liefert die Retention, sprich die<br />
Wiederkaufrate. Natürlich ist das fundierte<br />
Messen viel komplizierter, weil es<br />
viele Gründe gibt, warum jemand wiederkommt.<br />
Aber Preispremium, Retention<br />
und etwas Bauchgefühl sagen dem<br />
Unternehmer recht zuverlässig, ober er<br />
mit seiner Marke in die richtige Richtung<br />
steuert.<br />
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