DIE GROSSE
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IT & Investition – Special Energie<br />
Günstiger Strom<br />
Verbrauch auf Vorrat<br />
Wenn der Wind kräftig weht, fällt an der Energiebörse in Leipzig<br />
der Strompreis. Einige Unternehmen richten sich mit ihrem Verbrauch<br />
bereits nach dem Markt. Auch Mittelständler können profi tieren.<br />
VON BERNWARD JANZING<br />
Ein Stück Energiezukunft ist seit vorigem<br />
Herbst in Cuxhaven sichtbar. Die<br />
Aggregate der Kühlhaus GmbH werden<br />
dort abhängig vom Wind gesteuert:<br />
Herrscht durch eine steife Brise im<br />
Stromnetz ein Überschuss an Energie,<br />
werden die Kühlanlagen automatisch<br />
in Betrieb gesetzt; fl aut der Wind wieder<br />
ab, werden sie abgeschaltet. Für die<br />
Konservierung des Fischs im Kühlhaus<br />
spielt es nämlich keine Rolle, wann die<br />
Kältemaschinen laufen. Das Lagergebäude<br />
ist so gut gedämmt, dass sogar<br />
im Hochsommer bei abgeschalteter<br />
Kühlung die Temperatur nur um ein<br />
Grad pro Tag ansteigt. Wird das Kühlhaus<br />
also an einem windreichen Tag auf<br />
minus 25 Grad abgekühlt, kann es anschließend<br />
mehrere Tage ohne Strom<br />
auskommen. Erst wenn die Temperatur<br />
wieder auf etwa minus 20 Grad steigt,<br />
wird Energie zum Kühlen gebraucht.<br />
Weil die Maschinen also immer nur zeitweise<br />
laufen, lässt sich ihr Betrieb ideal<br />
den Verhältnissen des Strommarkts<br />
anpassen. Für das Unternehmen ist das<br />
ein attraktives Konzept: „Damit können<br />
wir unsere Energiekosten senken“,<br />
sagt Kühlhausbetreiber Axel Stahlbuck.<br />
Denn nach Marktlogik ist der Strom immer<br />
dann am billigsten, wenn am meisten<br />
vorhanden ist – zum Beispiel dann,<br />
wenn der Wind kräftig bläst.<br />
Das Projekt in Cuxhaven ist ein kleiner<br />
Anfang, hinter dem eine große Vision<br />
steckt: Künftig sollen Millionen von<br />
Stromkunden ihren Betrieb optimieren,<br />
indem sie ihren Verbrauch so weit wie<br />
möglich in die Zeiten großen Angebots<br />
verlagern. Dezentrale Steuerungen werden<br />
das ermöglichen. Nicht der zentrale<br />
Netzbetreiber wird die Anlagen zu- und<br />
abschalten, sondern die Geräte werden<br />
es selbst tun, abhängig von den Preissignalen,<br />
die sie über eine IT-Schnittstelle<br />
übermittelt bekommen.<br />
Stromzähler steuern<br />
den Verbrauch<br />
Ein solches System, das eine ausgeklügelte<br />
Datenkommunikation voraussetzt,<br />
wird als „Smart Grid“ bezeichnet. Bis in<br />
den kleinsten Haushalt hinein werden<br />
dann die Stromzähler („Smart Meter“)<br />
nicht nur den Stromverbrauch, sondern<br />
auch den zeitlichen Verlauf und damit<br />
auch den Zeitwert des Stroms erfassen.<br />
Solche Infrastruktur ist aus Sicht des<br />
Netzmanagements gewollt: Der Bedarf<br />
an Stromspeichern im Land lässt sich<br />
damit deutlich reduzieren – denn die<br />
zeitliche Verschiebung des Verbrauchs<br />
hat für das Netz den gleichen Effekt<br />
wie die Stromspeicherung. Experten<br />
nennen dieses Verfahren Demand-Side-<br />
Management.<br />
Bislang sind solche Projekte in Unternehmen<br />
noch wenig verbreitet. Die<br />
meisten Betriebe scheuen sich sogar<br />
Strom aus Windkraft<br />
schont Ressourcen –<br />
ist aber leider nicht<br />
auf Knopfdruck verfügbar.<br />
Der Wandel<br />
hin zur stärkeren<br />
Nutzung regenerativer<br />
Energien funktioniert<br />
daher nur mit einem<br />
gut ausgebauten Netz<br />
und zeitlich fl exiblen<br />
Abnehmern.<br />
60 ProFirma 06 2010<br />
ProFirma<br />
Spezial